Erfolge aus der Petrischale

China will mit Klonpferden seinen Reitsport voranbringen

Ein Artikel von Redaktion | 13.01.2023 - 14:28
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Zhuangzhuang ist das erste geklonte Pferd, das in China geboren wurde und von der China Horse Industry Association für den professionellen Reitsport zugelassen werden soll. © Sinogene Biotechnology

Schwarzes Fell, eine Flocke auf der zarten Stirn, drei weiße Fesseln und ein schlacksiger Körper: Das sechs Monate alte Fohlen, das am Donnerstag der Welt präsentiert wurde, wirkt auch den ersten Blick recht unscheinbar. Und trotzdem ist es kein gewöhnliches Rappfohlen, das seine Umgebung neugierig und etwas schüchtern beäugt. Zhuangzhuang, was aus dem Chinesischen übersetzt so viel wie „wachse gesund und stark“ heißt, ist Chinas erster Pferdeklon. Einer, dem viele nachfolgen sollen.
 

Gute Pferde sind teuer und rar

Die Pferdeindustrie und der Pferdesport haben in der Volksrepublik in den vergangenen Jahren eine rasante Entwicklung erlebt. Um im Konzert der Großen mitspielen zu können, fehlt es laut chinesischer Einschätzung aber vor allem an einem: guten Pferden.

Statistiken zufolge importierte China bis 2020 jährlich 2.500 Pferde. Doch der Kauf guter vierbeiniger Sportler im Ausland samt Transport, Veterinärkontrollen und allem was dazu gehört ist teuer. Und die professionelle Zucht hinkt in bevölkerungsreichsten Land der Erde noch hinterher. „Ich habe mit (Anm.: chinesischen) Reitern gesprochen, die an den Olympischen Spielen teilnehmen. Alle haben mehr als ein Pferd, normalerweise zwei oder drei. Jedes Pferd kostet zwischen zehn und 20 Millionen Yuan (Anm: ca.1,5 bis 3 Millionen Euro)“, sagte Mi Jidong am Donnerstag im Gespräch mit Reportern. Jidong ist Geschäftsführer von Sinogene Biotechnology, jenem Unternehmen, aus dessen Labor Zhuangzhuang stammt. Sein Lösungsvorschlag für dieses Dilemma: "Das Klonen kann helfen, die Kosten für die Zucht und Aufzucht von Pferden zu senken."  

Deutsche Gene

Gestartet wurde das Klonprojekt 2021 in Zusammenarbeit mit einem Reitclub. Die Spenderzellen für den ersten chinesischen Pferdeklon lieferte ein dort aufgestallter Springpferde-Veteran, ein Warmblüter mit dem Namen Ursus. Der 1995 in Deutschland geborene Wallach kam 2007 mit zahlreichen Preisen dekoriert nach China, wo er noch einige Jahre erfolgreich im Sport lief. Sein Klon, der von einer Leihmutter ausgetragen wurde, erblickte am 4. Juni 2022 das Licht der Welt. Dessen reibungslose Geburt und gute Entwicklung sehen Experten nun als ermutigendes Zeichen. Das Klonen könnte das Land unabhängiger von teuren Tieren aus dem Ausland machen und den Pferdesport in China deutlich vorantreiben. Zhuangzhuang könnte so zum Wegbereiter einer ganzen Armada von Klonpferden „made in China“ werden.

Ob die Rechnung aufgeht, wird die Zukunft zeigen. Denn obwohl geklonte Pferde die gleichen Gene wie die Spenderpferde haben, ist der Erfolg längst nicht garantiert. Auch und gerade die besten Pferde müssen richtig gemanagt und ausgebildet werden, um Top-Niveau zu erreichen und dort auch bestehen zu können. Dass man dazu in der Lage ist, das muss China erst noch beweisen.

Quelle: Global Times