Nomen est Omen

Who farted? Über (ungewollt) komische Pferdenamen und internationale Gebräuche

Ein Artikel von Claudia Götz | 22.03.2023 - 11:30
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Pferdenamen können poetisch, lustig, aber auch sehr seltsam sein – und manchmal hilt nur mehr ein Spitzname. ©www.Slawik.com

Wer einem Lebewesen einen Namen gibt, will damit etwas ausdrücken: Wünsche und Hoffnungen oder auch, wie kreativ man ist. Egal, ob man sich ein Pferd kauft oder ein Fohlen zur Welt kommt, ob im Reiterstüberl oder auf dem Turnier: Namen sind immer ein Thema, nicht zuletzt, da das Sprichwort „Nomen est Omen“ häufig zutrifft. Denn jeder Name wirkt nicht nur durch seinen Klang, sondern hat oft auch eine Bedeutung. Wunderstute Halla war im Olympiaparcours 1956 für den schwer verletzten Hans Günter Winkler wie ein Fels in der Brandung. Und genau das bedeutet ihr Name: Fels (von Altnordisch „Hallr“).

Trends und Evergreens der Namensgebung

Modern sind im Augenblick Pferdenamen, die sich wie Vor- und Familienname lesen – wie bei Theodore Manciais und Spencer Smith. Man muss sich schon für den internationalen Springsport interessieren, um zu wissen, wer Ross (Ersterer) und wer Reiter (Letzterer) ist. Auch bei Jur Vrieling und Fiumicino van de Kalevallei ist nicht sofort zu erkennen, wer der niederländische Reiter und wer der 2011 geborene Braune von Plot Blue ist – außer, man kennt sich mit der Namensgebung anderer Länder aus: Die Herkunft der Pferde in den Pferdenamen anzugeben, ist in Ländern wie den Niederlanden und Belgien bereits lange üblich, ein Trend, der seit einigen Jahren auch bei uns Fuß fasst.

Dauerbrenner bei der Pferdebenamsung sind Figuren aus Zeichentrickfilmen und Märchen sowie Songtitel, etwa Anton aus Tirol oder Schnappi. Wie ein Name rezipiert wird, kann sich allerdings schnell ändern.

Als Corona nur als Name eines Trendgetränks bekannt war, war es auch ein beliebter Pferdename. Noch immer sind beim Österreichischen Pferdesportverband ein Dutzend Corona-Varianten gemeldet …


Andere Disziplinen, andere Namen

Inoffizielle und offizielle Regeln zur Namensgebung gibt es bei fast allen Rassen. Üblich ist, dass Warmblutfohlen einen Namen mit demselben Anfangsbuchstaben erhalten wie der Vater. Bei den Haflingern gilt das nur für die Hengstfohlen, die Namen der Stutfohlen beginnen zumeist mit dem Anfangsbuchstaben des Mutternamens. Traditionell am Anfangsbuchstaben mütterlicherseits orientieren sich die Trakehner.

In anderen Zuchtverbänden sollen Namen jedes Jahr mit einem bestimmten Buchstaben beginnen. Für KWPN-Warmblutfohlen ist das heuer der Buchstabe T, und die Namen 2023 geborener Friesenfohlen, die beim KFPS eingetragen werden sollen, müssen mit einem W, X, Y oder Z beginnen.

Auch die Namen der beim portugiesischen ASPL eingetragenen Fohlenjahrgänge fangen mit einem definierten Buchstaben an. Namen mit K, W und Y sucht man allerdings vergeblich – diese existieren im portugiesischen Alphabet nicht.

Bei Islandpferden sind Namen üblicherweise sehr kurz und stehen oft direkt für physische oder charakterliche Eigenschaften des Pferdes. Oft sind Namen auch symbolisch gemeint: Funi (sprich Füni) ist ein Wort für Feuer und wird somit gerne für einen Fuchs oder ein temperamentvolles Pferd verwendet. Perla (sprich Pertla) bedeutet Perle und ist ein häufiger Name für Weißisabellen oder besonders wertvolle Pferde.

Bei der American Quarter Horse Association (AQHA) registrierte Pferde dürfen Namen haben, die maximal 20 Zeichen inklusive Leerzeichen umfassen. Die beliebten mehrteiligen Pedigree-Namen sind keine Pflicht. Wenn sie genutzt werden, ist häufig der erste Name der letzte Name oder Rufname des Elterntiers. Stutfohlen führen oft einen Teil des Namens der Mutter, Hengstfohlen des Namens des Vaters. So ist Smart Little Lena die Tochter des berühmten Hengstes Doc O’Lena und der Stute Smart Peppy. Ihre Großmutter väterlicherseits heißt Poco Lena, deren Vater Poco Bueno war.


Namen mit Fallstricken

Eingetragene Namen dürfen nur unter bestimmten Bedingungen erneut benutzt werden. Dies gilt für viele Verbände, auch für Turnierpferdeintragungen beim OEPS oder im Galopprennsport. Beide lehnen zudem Namen ab, die gegen die guten Sitten verstoßen. Manchmal aber rutscht etwas durch: So scheint Hoof Hearted – wobei „hearted“ für „herzig“ wie in warm-hearted steht – der ideale Name für einen Galopper. Doch im enthusiastischen Kommentar zum aufregenden Finish entpuppt sich seine Tücke, denn dann klingt er eindeutig wie „Who farted?“.

Ein ähnliches Schicksal traf die bei der FN eingetragene Stute Disecke. Vor allem anfangs sorgte ein „die Säcke“ für Erheiterung beim Publikum, wenn die Stute den Parcours betrat. Gewollt war die Aussprache „Dis-Ecke“, denn es handelte sich namentlich um eine Verschmelzung von Vater Distello und der Mutter namens Decke.

Kurioses, Stall- und Spitznamen

Züchter:innen vergeben aber nicht nur Namen, mit denen die Abstammung zum Ausdruck gebracht werden soll, sondern suchen sich selbst oft ein (Jahres-)Motto für ihre Fohlen, etwa die Namen von Fantasyhelden oder Fußballern. Wenn diese Namen den Charakter des Pferdes nicht widerspiegeln, zu lange oder zu kompliziert auszusprechen sind, vergeben viele Profis Stall- oder Spitznamen. So wurde Totilas zu Toto und Valegro zu Blueberry. Luise Wesselys Sparkling Fizz kennt jeder als Sparky – und Victoria Max-Theurers Della Cavalleria OLD als schlichte Della.

Ein Spitzname kann einzigartig sein, auch wenn der eingetragene Name es nicht ist: So gibt es derzeit beim OEPS etwa 240 eingetragene Amigos, rund 140 Jimmys, je 130- mal Prinz und Sissi/y, und mit dem Namen Lilly/i sind 120 Pferde eingetragen, als Lady sogar um die 200.

Egal, ob Spitz- oder Turniername – er sollte vor allem ohne Unfälle aussprechbar sein, womöglich sogar international. Es gibt aber auch Pferdebesitzer:innen, die es darauf anzulegen scheinen: Bis heute sorgt die liebe Not, die Rennbahnsprecher Tom Durkin mit dem Zungenbrecher Yakahickamickadola hatte, im Netz für Freude.

Und andere haben sich schon geärgert, wenn der fremdsprachige Name ihres Pferdes nicht korrekt ausgesprochen wurde. Manchmal ist es aber auch einfach nur amüsant, vor allem, wenn nicht auf den ersten Blick klar ist, um welche Sprache es sich handelt. Dann wird das französische „Allez“ (sprich Alee = Voran!) schnell mal zu „Alles“. Und auch sprechende Namen wie „Extremely Expensive“ sind zu finden.

Amüsiert hat man sich auf Veranstaltungen sicher ebenso über 3 2 1 Meins, über den Rappen mit dem Namen Schwarzer Peter oder Schimmel namens Blacky. Bei der Suche nach einem Namen darf man ruhig ein wenig herumspinnen und kommt dabei mit etwas Glück auf so bezaubernde Wortspiele wie bei Fanny Jöbstls einstiges langjähriges Erfolgspony Wilky May.

Auch zu googeln kann helfen – und auch wenn das nichts bringt, kann es dennoch zu Ergebnissen führen: Mit der Suchmaschine als Namensbestandteil gibt es derzeit mindestens zwei in Österreich eingetragene Turnierpferde.

So geht’s: Turnierpferd eintragen

Alle an Turnieren teilnehmenden Pferde müssen beim Österreichischen Pferdesportverband (OEPS) eingetragen sein. Dafür braucht man den Pferdepass und den Antrag auf Pferderegistrierung. Ist noch kein Pass vorhanden, so ist das Pferdepass-Antragsformular zu verwenden. Für jedes Pferd ist ein Name festzulegen. Bei Namensgleichheit mit bereits eingetragenen Pferden vergibt der OEPS eine zum Namen gehörende Zahl. Dies gilt auch für Namen, die gleich ausgesprochen werden, wie Amigo und Amiego oder Lilli und Lilly.

Wer herausfinden möchte, ob es den betreffenden Namen schon gibt, kann sich auf der Seite der Pferdezahlungen einen ersten Überblick verschaffen. Wer z. B. Anton eingibt findet diesen Namen über 60 Mal – Variationen (Antonia, Antonelli) und Kombinationen (Anton Quax) mitgezählt. Wenn ein Pferd als verstorben abgemeldet wird, kann sein Name nach einiger Zeit wieder vergeben werden. Namen können abgelehnt werden, etwa weil sie – wenn auch scherzhaft gemeint – dem Partner Pferd nicht den ihm gebührenden Respekt entgegenbringen.