Distanz

27 Jahre alter Pferdesenior begeistert bei Tevis Cup

Ein Artikel von Pamela Sladky | 07.08.2018 - 10:50

Mit siebenundzwanzigeinhalb Jahren ist der Vollblutaraber PL Mercury das älteste Pferd, das jemals die Ziellinie des Tevis Cups überquert hat. Unter seiner Reiterin und Besitzerin Claire Godwin benötigte der Schimmel 17 Stunden und 18 Minuten für die rund 160 Kilometer durch unwegsames, felsiges Gelände – nur rund zweieinhalb Stunden länger als der 17 Jahre jüngere Gewinner Cayucos. Damit beendete das Paar den Ritt als Dreizehntes von 149 Startern.

In seiner langen Karriere hat der nur 1,42 m große PL Mercury unzählige der härtesten Distanzrennen der USA erfolgreich absolviert. Auf seinem Rücken trug er dabei mehr als ein Dutzend verschiedene Reiter, meistens Jugendliche, die auf dem zuverlässigen Wallach die ersten Erfahrungen im Sport sammeln durften.

Dass Mercury trotz seines hohen Alters immer noch derart leistungsfähig und –willig ist, liegt laut Godwin zu einem großen Teil an den guten Voraussetzungen, die der Wallach mitbringt. „Er hat zwar nicht unbedingt das perfekte Exterieur, das hat kein Pferd. Aber er hat einen kurzen, starken Rücken, gute Knochen und große Hufe. Davon abgesehen ist er ein sehr entspannter und selbstständiger Typ.“

Nicht zuletzt hat aber auch das richtige Management einen wesentlichen Anteil am Erfolg des Distanzmethusalems. Großzügige Erholungsphasen spielen dabei eine zentrale Rolle. „Ich gebe Merc im Winter gerne drei Monate Pause“, sagte Godwin im Gespräch mit dem US-Magazin thehorse.com. „Sein psychisches Wohlbefinden ist genauso wichtig wie die körperliche Komponente. Meine Pferde gehen 24 Stunden, sieben Tage die Woche auf die Weide.

Für bevorstehende Rennen wird Mercury schonend aufgebaut, viele Meilen spult er als Handpferd ab. Das verbessert seine Kondition, während seinem zwar immer noch gesunden aber inzwischen doch in die Jahre gekommenen Rücken zusätzliches Gewicht erspart bleibt.

In puncto Fütterung hält es Godwin einfach und unkompliziert. Abgesehen von einem Nahrungsergänzer für die Gelenke bekommt der Schimmel ein handelsübliches kohlehydratarmes Fertigfutter in den Trog. Gemeinsam mit guten Heu ist der Senior damit ausreichend versorgt – selbst für Spitzenleistungen.

Dass er die auch heute noch bringen kann, ist für seine Besitzerin ein großes Geschenk. Vor einigen Jahren stand Mercs Gesundheit auf Messers Schneide. Bei einer Ultraschalluntersuchung wurde eine Veränderung im Darmbereich entdeckt. Tierärzte vermuteten, dass es sich dabei um einen Tumor handeln könnte. Nach einer Auszeit auf der Weide war der Wallach aber schon bald wieder ganz der Alte und Godwin entschied, das Training vorsichtig wieder aufzunehmen um zu sehen, wie es ihm bekommt. Ihr Gefühl erwies sich als richtig. PL Mercury kehrte mit einem Knall zurück in den Sport, und ist heute der beste Beweis dafür, dass das Alter letztlich doch nur eine Zahl ist.