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Michaela Kuntner und Stockholm brillierten bei der ÖSTM auf dem Schindlhof. © Sonja Bauer

Dressur

Mit Hafi-Power zu Staatsmeisterschafts-Bronze

Ein Artikel von Sonja Bauer | PS | 10.07.2018 - 10:28

Wie kommt man zu dem Pferd, das hundertprozentig passt? Indem man es nicht sucht.

Michi Kuntner erzählt in ihrer herzerfrischenden Art, wie sie ihre Schwester auf deren Suche nach einem Pferd in die Steiermark begleitet hat und eigentlich nur „ein bisschen Wein“ trinken wollte. Nichts ahnend, dass sie dort ihrem Traumpferd begegnen würde.

Stockholm von Körungssieger Stelvio aus der Bundessiegerstute Anita, damals noch im Besitz von Harald Reicher, ging der  lebensfrohen jungen Frau nach der ersten Kontaktaufnahme nicht aus dem Kopf. Es bedurfte aber noch weiterer drei Monate, bis der Haflinger in den Stall im oberösterreichischen Para-Reiterin in Viechtwang einzog.  

Eine zufällige Begegnung von Michaela Kuntner und Harald Reicher bei der Welser Messe (es gibt keine Zufälle!) - die Frage nach Stockholm, der immer noch nicht verkauft war und der nun in eine Reitschule kommen sollte. Da hieß es handeln und  dann ging es noch einmal in die Steiermark. Nach längerem Feilschen vor Ort war man sich schließlich handelseinig. Mit Stockholm und einem im Kaufpreis inbegriffenen neuen Hund für Trainerin Manuela Rathner im Gepäck, reiste man wieder nach Oberösterreich zurück.

Ein Glücksgriff

Für Michaela Kuntner, die trotz ihrer Gehbehinderung bereits mit fünf Jahren zu reiten begonnen hat, entpuppte sich Stockholm als Seelenpferd. Der bildschöne Haflingerwallach konnte bei anderen Reiterinnen schon einmal richtig abgehen. Sobald Michi Kuntner im Sattel saß, ließ er die Mätzchen sein und zeigte sich stets vorbildlich.

Als Kuntner von einer Vereinskollegen erfuhr, dass bald im nicht weit entfernten Pferdezentrum Stadl-Paura ein internationales Paraturnier stattfinden würde, fasste sie sofort eine Teilnahme ins Auge. Ein mutiger Schritt. Michi Kuntner hatte zwar bereits mit ihrem zweiten Haflinger Bubi Turnierluft geschnuppert, der letzte Turnierstart lag aber immerhin schon Jahre zurück.

Nicht, ohne sich vorher noch einmal explizit abgesichert zu haben, ob man in Stadl-Paura bei einem internationalen Paraturnier auch tatsächlich mit einem Haflinger an den Start gehen könne, machte sich Michi Kuntner Ende Mai mit Stockhol, Trainerin Manuela Rathner und einem motivierenden Fanclub auf ins ehemalige K.u.K Hengstendepot. Und dank einer sehr respektablen Leistung qualifizierte sich das Duo auch prompt für die Österreichische Meisterschaft der Parareiter Ende Juni am Schindlhof in Fritzens.

Das renommierte CDI4* stand zunächst unter keinem guten Stern. Stockholm war zum Zeitpunkt der Abreise nicht auf Ortswechsel eingestimmt. Letztendlich ließ sich der Wallach dann doch umstimmen. Auf der Anlage der Familie Haim-Swarovski angekommen, war der sechsjährige Haflingerwallach neben all den hochkarätigen Dressurkrachern aus aller Welt ein echter Exot. Im Dressurviereck zeigte „Stocki“ als einziger Vertreter seiner Rasse dann aber wahre Größe.

Bereits im Auftaktbewerb überraschte das Duo mit 70 Prozent und Platz drei hinter Para-Star Pepo Puch und Paralympics-Teilnehmerin Julia Sciancalepore. Am Folgetag legten sie sogar noch einmal nach und ritten im Individual Test mit satten 71,176 Prozent wieder auf Platz drei. Ein vierter Platz in der abschließenden Kür (71,5 %) bescherte Michaela Kuntner und Stockholm schließlich einen Erfolg, mit dem zuvor vemrutlich kaum einer gerechnet hatte: Staatsmeisterschafts-Bronze in der Para-Dressur. Eine schöne Belohnung für viel Mut, Können und ein ganz besonderes Zusammenspiel zwischen einer jungen Frau und ihrem talentierten Haflinger.