Dressur

Neu: Ende des Kandarenzwangs in Klasse S

Ein Artikel von Pamela Sladky | 19.02.2019 - 12:53
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Beim Sichtungsturnier im Magna Racino konnten erstmals S-Dressurprüfungen auf Trense geritten werden. Im Bild: Luise Wessely-Trupp auf Diavolo im Prix St. Georges
© Magna Racino/András Petyus

Dressursport auf höchstem Niveau ist untrennbar mit der Kandare verbunden. Das Reiten mit dem Doppelgebiss Kandare plus Unterlegstrense gilt als Ritterschlag für jeden Reiter. Allerdings hat es nicht nur Freunde. Manche Pferde wollen sich mit dem vielen Metall im Maul einfach nicht anfreunden – egal wie sorgsam und gewissenhaft sie an die Gebisskombination herangeführt werden. Immer häufiger wird deshalb die Öffnung der höchsten Klassen für das Reiten auf Trense gefordert.

Dem beständige Drängen nach Wahlfreiheit hat die FEI nun endlich nachgegeben. Seit Jänner dieses Jahres besteht in allen Junioren- und Junge-Reiter-Prüfungen, Prix St. Georges, Inter I und Inter A und B auf internationalen Events bis zwei-Sterne-Niveau die Möglichkeit auf Kandare oder Trense zu reiten.
 

Auch in Österreich

Beim Österreichischen Pferdesportverband hat man nicht lange gezögert und die Adaption des Weltreiterverbandes prompt umgesetzt.  „Unsere Reiter sollten die Möglichkeit haben die Reglementänderung der FEI schon frühzeitig auf nationaler Ebene testen zu können. Deshalb gibt es bis zu den Prüfungen der Mittleren Tour auch bei uns schon die Wahlmöglichkeit zwischen Trense und Kandare“, sagt Dressurrichterin Alice Schwab von der Sportabteilung des OEPS im Gespräch mit der Pferderevue. 

Dressurreiterin, -ausbilderin und -richterin Luise Wessely sieht die Aufhebung des Kandarenzwangs als großen Fortschritt im Sinne des Pferdes. „Ich bin nicht grundsätzlich gegen das Verwenden einer Kandare“, stellt die 40-Jährige aus Niederösterreich klar. „Aber durch die gezielte Zucht Richtung Dressur und Rittigkeit sind die Pferde heute so viel sensibler im Maul und leichter im Genick als früher, dass ich es auch für richtig halte, darauf einzugehen und sich dem anzupassen. Bei empfindlichen Pferden ist es schon eine ziemliche Aufgabe, das passende Gebiss zu finden.“

Für mich ist das ein Riesenfortschritt, der dringend notwendig war.


Anja Luise Wessely-Trupp, Dressurreiterin, -ausbilderin und -richterin

Beim Sichtungsturnier im Magna Racino Anfang Februar gehörte Wessely-Trupp zu den ersten heimischen Reiterinnen, die sich an eine Trensen-S wagten. Mit Nachwuchspferd Diavolo, einem zehnjährigen österreichisch gezogenen Wallach von Damon Hill, ging die Niederösterreicherin in der FEI Vorbereitungsprüfung für Junge Reiter und im St. Georg an den Start. Zweimal landete das Paar in den Platzierungen. Ihr Resümee fällt positiv aus: "Für Diavolo kam die Änderung des Reglements genau zum richtigen Zeitpunkt. Er war für seinen ersten Saisonauftritt richtig entspannt. Ich habe die Entscheidung, mit Wassertrense zu reiten, absolut nicht bereut."


Aufnahme in ÖTÖ folgt

Offiziell ist die Regeländerung auf nationaler Ebene zwar noch nicht, die Anpassung der Österreichischen Turnierordnung (ÖTO) soll jedoch mit der nächsten Regulativausschusssitzung erfolgen. Bis dahin kommt Paragraph 1 Pkt. 6 der ÖTO zum Tragen der besagt, dass im Falle von Unklarheiten im Sinne des internationalen Reglements zu entscheiden ist.