Dressur

Werth-Festspiele auf dem Schindlhof, gute Ergebnisse für Österreich

Ein Artikel von Pamela Sladky | 01.07.2019 - 11:19
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Isabell Werth und Don Johnson feierten auf dem Schindlhof zwei Siege in der Kür-Tour.
© by michael rzepa

Nach dem Sieg mit Bella Rose am Freitag im Grand Prix der Spécial-Tour mit 82,9 Prozent, holte die sechsfache Olympiasiegerin am Samstag mit Don Johnson auch noch den Sieg in der Qualifikationsprüfung für die sonntägliche Kür. 75,6 Prozent gab es von den Richtern für eine sehr fokussierte Runde des einstigen Enfant terrible Don Johnson, der sich heute nur noch selten zu Blödeleien im Viereck hinreißen lässt.

Seit 2011 reitet Werth den Don Frederico-Sohn nun schon im Grand Prix Sport, in den vergangenen neun Jahren feierte das Paar mehr als 50 internationale Siege. Inzwischen ist Johnny 18 Jahre alt und der Gedanke an eine Verabschiedung des Hannoveraners an, von dem anfangs keiner geglaubt hatte, dass er das Zeug für das große Viereck haben würde, nimmt langsam konkrete Formen an. „Wir werden in dieser Form sicher noch ein, zwei Turniere gehen können und dann ist gut“, hörte man die amtierende Weltmeisterin deshalb am Rande des Turniers auf dem Schindlhof sagen.

Bis es tatsächlich so weit ist, scheint Don Johnson allerdings noch einmal allen zeigen zu wollen, dass er längst nicht zum alten Eisen gehört. Auf den Sieg im Grand Prix am Samstag folgte deshalb in der sonntäglichen Kür gleich der nächste. Zwar war der Ritt nicht ganz ohne Fehler, 81,78 Prozent reichten dennoch leicht, um erneut die Ehrenrunde anzuführen.

Der zweite Platz hinter Isabell Werth und Don Johnson war Stefanie Schatz-Weihermüller (GER) und C’Est la Vie vorbehalten, die mit 72,845 bzw. 76,995 Prozent bewertet wurden. Die dritten Plätze der Kür-Tour waren mit Victoria Michalke (Grand Prix - 72,848%) auf Novia und Lisa Müller mit Birkhof’s Dave (Kür - 76,425%) ebenfalls fest in deutscher Hand.

Einen starken Freestyle lieferte Belinda Weinbauer auf ihrer Staatsmeisterschafts-Gold-Partnerin Fräulein Auguste MJ. Bei seinem ersten internationalen Kürritt verpasste das Paar mit 75,145 Prozent und Rang vier nur knapp das Podest. „Auguste hat das super gemacht, das war erst ihre dritte internationale Prüfung“, kommentierte Weinbauer die Leistung der 13 Jahre alten Westfalen-Stute von Florencio I. Im Grand Prix am Vortag war das Paar mit 68,761 Prozent auf Rang fünf gelandet.

Eine deutliche Leistungssteigerung gelang auch Stefan Lehfellner auf Fackeltanz OLD. Nach 67,891 Prozent im Grand Prix durfte sich das Duo aus Oberösterreich über 75,020 Prozent und Rang fünf freuen. „Ich bin sehr stolz auf Fackeltanz, dass er bei diesen Temperaturen alles richtig gemacht hat. Die Fehler, die am Ende der Prüfung passiert sind, nehme ich auf meinen Zylinder. Ich bin schwer begeistert von diesem Pferd.“

Werth und Bella auch im Spécial eine Klasse für sich

Schwer begeistert hatte im Bewerb zuvor Isabell Werth mit Bella Rose im Grand Prix Spécial. Auch bei 35 Grad knackte das Paar locker die 80er Marke mit 81,511 Prozent. Schlüssel für diese Bestmarke lag einmal mehr in der Piaffe-Passage-Tour, die Bella Rose aktuell wie kaum ein anderes Pferd beherrscht. Hier vergaben die Richter 17 Mal die Höchstnote 10. Nicht zuletzt deshalb ist die Bellissimo-Tochter für Werth, die mit Bella Rose, Weihegold und Emilio gleich drei Pferde in den Top fünf der Dressur-Weltrangliste hat, die erklärte Favoritin für die Teilnahme an der bevorstehenden Europameisterschaft in den Niederlanden. „Bella hat trotz der Hitze auch hier wieder viel Go gezeigt. In dieser Form gehen wir von hier sehr zuversichtlich weiter Richtung Aachen und dann zur EM nach Rotterdam.“

Platz zwei ging wie im Grand Prix an die sichtlich von der Leistung ihres zwölfjährigen Oldenburger Wallachs Stand By Me OLD überraschte Lisa Müller: 77,106 stand dort ganz deutlich auf der Anzeigetafel und das bedeutete erneut eine persönliche Bestmarke für das von Isabell Werth trainierte Duo. „Mit diesem Score haben wir nicht gerechnet, da gibt es nichts auszusetzen. Für uns ist es eigentlich schon Lohn genug, hier bei diesem wundervollen Turnier vor dieser unglaublichen Alpenkulisse dabei sein zu dürfen.“

Bester Österreicher wurde erneut Christian Schumach mit Sinclair Jason auf Rang elf. Diesmal kam das Kärntner Duo mit 68,064 Prozent aus dem Viereck. „Sinclair hat hier einen guten Job abgeliefert und gezeigt, dass auf ihn Verlass ist“, lobte der Kärntner seinen elfjährigen Oldenburger Wallach.

Weniger zufrieden mit dem Ausgang dieser Prüfung war Belinda Weinbauer. Die Burgenländerin lag – diesmal mit Fustanella OLD unter dem Sattel – lange Zeit auf einem Kurs Richtung 72,73 Prozent. Doch nach einer völlig misslungenen Linkspirouette (doppelt teuer weil doppelt bewertet) hatte das Paar Schwierigkeiten wieder in seinen Rhythmus zu finden und ließ wertvolle Punkte liegen. Danach fand man sich mit 66 Prozent abgeschlagen auf Rang 14 wieder.

Weinbauer will ihren Stuten Fustanella und Fräulein Auguste MJ vorerst eine Pause gönnen. Danach beginnt der Countdown für die Europameisterschaften in Rotterdam (19.-25. August). Weinbauer: „Wir beginnen langsam und gezielt mit dem Konditionstraining für die EM.“

Timna Zach und Farant in aufsteigender Form

Im Finale der Kleinen Tour am Samstag setzten sich Dorothee Schneider und der Ex-Bundeschampion Smirnoff in Abwesehnheit der Freitag-Sieger Victoria Max-Theurer und Valparaiso überlegen an die Spitze (72,9%). 

Österreichs Timna Zach freute sich sichtlich über Platz zwei mit ihrem neuen Sportpartner Farant. Das neunjährige niederländische Warmblut im Besitz von René Hagemeier wurde für seine Runde mit 70,4 Prozent bewertet. „Fanti und ich sind erst seit sieben Monaten ein Team, wir verstehen uns immer besser. Ich habe versucht, die Anweisungen meines Trainers Jonny Hilberath, die er mir zuletzt beim Turnier in München gegen hat, umzusetzen. Im Trab hat das hier im Viereck schon viel besser funktioniert. Er hat so brav mitgemacht, das wird noch ganz cool mit ihm“, gibt sich die Grazerin zuversichtlich für die weitere sportliche Zukunft.

Weitere platzierte Österreicher in dieser Prüfung: Stefan Lehfellner mit dem neunjährigen Oldenburger Hengst Silky Moves (69,5 %) als Vierte (Lehfellner: „Gestern war er noch ein bisschen schüchtern vor dieser beeindruckenden Kulisse, heute war das ein Schritt nach vorne.“) und Jacqueline Toniutti mit dem achtjährigen Bayerischen Warmblut Stradivari (68,3 %) auf Rang sechs.

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