Dressur

Florian Bacher mit bewährter Hester-Kür zum Österreichischen Staatsmeistertitel

Ein Artikel von Pamela Sladky | 23.09.2019 - 12:07
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Was für eine Saison für Florian Bacher und Fidertraum: Nach seinem EM-Debüt sicherte sich das steirische Duo bei seiner Staatsmeisterschaftspremiere auch noch den ÖSTM-Titel!
© Petra Kerschbaum

Mit Florian Bacher, Belinda Weinbauer, Astrid Neumayer und Karoline Valenta war Österreichs EM-Team in voller Stärke bei der Staatsmeisterschaft in Ebreichsdorf angetreten. Entsprechend groß war die Spannung, wer das Rennen machen würde. Denn alle vier hatten in diesem Jahr bereits gezeigt, dass sie durchaus auf Augenhöhe reiten.

Die erste Vorentscheidung brachte bereits der Grand Prix. Während Florian Bacher auf Fidertraum (72,66 %) und Belinda Weinbauer auf Fräulein Auguste MJ (71,66 %) ein guter Start ins Meisterschaftswochenede gelang, lief es sowohl für Karo Valenta als auch Astrid Neumayer nicht nach Wunsch. Valenta und ihrem eleganten Desperados-Sohn Valenta’s Diego, die bei der EM noch so stark aufgetreten waren, unterliefen diesmal zu viele Fehler. Besonders teuer war ein Totalausfall in der Zick-Zack-Traversale, als der 13-jährige Hannoveraner nach dem ersten Wechsel in den Trab fiel und nur noch mit Mühe zum erneuten Angaloppieren überredet werden konnte. Mit 68,44 Prozent blieb das Paar deutlich unter seinen Möglichkeiten und musste sich mit bereits beträchtlichem Rückstand auf Rang vier einreihen.  

66,54 Prozent lautete danach das enttäuschende Ergebnis für Astrid Neumayer. Die Vize-Staatsmeisterin des Vorjahres hatte ins Magna Racino nicht EM-Pferd Sir Simon mitgebracht, sondern eines ihrer aufstrebenden Jungtalente: den neunjährigen DSP Sir Diego. International hat Neumayer den schicken Fuchshengst bislang nur in der Kleinen und Mittleren Tour vorgestellt, bei den Staatsmeisterschaften wagte sich das Paar auf Grand Prix Niveau vor. Der Sommertraum-Sohn hat zweifellos viel Potenzial für den großen Sport, das zeigte er in den kraftvollen Trabverstärkungen, ausdrucksstarken Traversalen und gut gesetzten Pirouetten mit viel Lastaufnahme in der Hinterhand. Demgegenüber standen aber auch noch zahlreiche Unsicherheiten, die letztlich ein besseres Abschneiden verhinderten.  

Sowohl Valenta als auch Neumayer verzichteten danach auf ein Antreten in der Kür, die Aufmerksamkeit konzentrierte sich damit ganz auf das Duell zwischen Florian Bacher und Belinda Weinbauer. Den Anfang machten Belinda Weinbauer und Fräulein Auguste MJ. Die Staatsmeister des Vorjahres zeigten ihre Kür, die ihnen 2018 bereits den Titel eingebracht hatte. Auch diesmal überzeugte das Paar zu dem eigens für Fräulein Auguste komponierten Musikstück. Die Techniknoten der Richter reichten von 71,5 bis 75,5 Prozent, für die künstlerische Darbietung gab es gleich viermal satte 80 Prozent. 76,4 Prozent galt es danach für Bacher zu schlagen.

Der Steirer und sein zehnjähriger Oldenburgerwallach begannen ihre Kür mit Passage-Trab-Zickzack-Traversalen, gefolgt von Starkem Trab über die Diagonale, danach wieder Zickzack-Traversalen, diesmal zu schottischer Volksmusik. Von dort ging es weiter in der Passage und in die erste Piaffe. Nach Starkem Trab über die Diagonale folgte an der Mittellinie der schwierige Übergang in eine Piaffepirouette. Da trat Fidertraum anfangs hinten noch sehr breit, fand mit Fortdauer der Lektion aber zu einer immer besseren Balance. Im Anschluss an den Schritt ging’s für das Duo mit dem Galopp weiter. Und da kamen Bacher und Fidertraum immer wieder deutlich vor die Musik, was der Darbietung doch einiges von ihrem ansonst sehr harmonischen Eindruck nahm. Dann ein Fehler in der Zickzack-Traversale und ein weiterer in den Zweierwechseln. Letzteren bügelte das Duo bei der Wiederholung der Lektion zumindest teilweise wieder aus. Auf der Schlusslinie zu Georg Friedrich Händels „Zadok, The Priest“ sammelte Fidertraum noch einmal seine Kräfte für die letzten Meter, während der Chor „God save the Queen“ aus den Lautsprechen schmetterte. War das genug, um Belinda Weinbauer von der Spitze zu verdrängen?

Es reichte, wenn auch nur um Haaresbreite. Am Ende standen für Bacher, der mit einem Prozentpunkt Vorsprung aus dem ersten Teilbewerb in die Prüfung gegangen war, 76,5 Prozent auf der Anzeigetafel. Den Ausschlag hatte die beim Großteil der fünf Jurymitglieder höhere Techniknote gegeben. In der B-Note hingegen hatten vier RichterInnen klar Belinda Weinbauer voran gesehen.

Falls den einen oder anderen bei Bachers Ritt das Gefühl beschlich, die Kür schon einmal irgendwo gesehen und gehört zu haben, so war das keine Einbildung. Zuletzt wurde sie bei der EM in Rotterdam gezeigt und dort von keinem Geringeren als Großbritanniens Dressur-Ikone Carl Hester, der erst kürzlich seinen zehnten Meistertitel in der Grand-Prix-Klasse entgegennahm. Das Stück ist Hesters erklärte Lieblingskür. Seit Jahren zeigt der Brite sie immer wieder mit unterschiedlichen Pferden, darunter auch Uthopia, mit dem er 2012 bei den Olympischen Spielen in London Mannschafts-Gold gewann. Für die ÖSTM hat Hester seine bewährte Kür einfach mal verborgt – an seinen guten Freund aus Österreich. Florian Bacher konnte damit auf einen Freestyle vertrauen, der im internationalen Vergleich schon mehrfach Spitzenplatzierungen erzielt hat – keine schlechten Voraussetzungen, wenn man eine Staatsmeisterschaft gewinnen will. Die Sache hatte allerdings einen Haken: „Leider hat er mir die Musik erst am Mittwoch geschickt und ich hatte keine Zeit mehr die Kür zu üben“, verriet Bacher im Siegerinterview. Das erklärt natürlich die Probleme mit dem Timing während des Rittes.

Auch wenn die Vorbereitung nicht gerade optimal verlaufen ist: mit 149,16 Prozentpunkten in der Gesamtwertung war Florian Bacher und Fidertraum der Titel bei ihrem ersten Staatsmeisterschaftsantreten nicht zu nehmen. Belinda Weinbauer und Fräulein Auguste MJ (148,06) mussten sich diesmal knapp geschlagen mit dem Vizemeistertitel begnügen.

Auf dem Bronzerang landeten Franziska Fries (NÖ) und Atomic (142,5 Punkte). Beide waren im Vorjahr noch für Österreich bei der U25-EM im Einsatz und bestritten heuer ihre erste Grand-Prix-Saison. Dass es da gleich für einen dritten Platz bei der ÖSTM reichen würde, überraschte sogar die Reiterin. "Ich bin so überwältigt von den unfassbar vielen Glückwünschen, Umarmungen, Nachrichten und Anrufen! Vielen herzlichen Dank an Alle die sich mit mir freuen! Am meisten freut mich aber ehrlich gesagt, dass ganz oft die Harmonie zwischen Thommy und mir, sowie das schöne Reiten gelobt wurde! Der kleine Dicke hat nun Heiligenstatus für mich erlangt!", gab sich die Niederösterreicherin auf ihrer Facebookseite überschwänglich.

Achter Para-Titel für Pepo Puch

In der Paradressur führte kein Weg vorbei an Pepo Puch und seinem EM-Pferd Sailor’s Blue. 79,559 Prozent im ersten Teilbewerb und überlegene 84,583 Prozent in der Kür machten den Steirer zum zehnten Mal zum Österreichischen Meister. „Mein zehnter Titel ist natürlich etwas Besonderes. Vor allem, weil ich diese Titel in drei Disziplinen geholt habe“, freute sich Puch, der nun bei acht Paradressur-Titel und jeweils einem österreichischen Staatsmeistertitel in der Vielseitigkeit und im Distanzreiten hält.

Die Silbermedaille ging einmal mehr an Heeressportlerin Julia Sciancalepore (K) mit beeindruckenden Scores von 76,2 und sogar 79,7 Prozentpunkten. ÖM-Bronze holten Michaela Kuntner (OÖ) und ihr Haflinger Stockholm. Die beiden brachten es auf 71,397 und 74,75 Prozent.

Neuer ÖM Meister in der Kleinen Tour ist Peter Gmoser. Unter dem Sattel hatte der Burgenländer Ferrero Küsschen MJ, jene Stute, mit der schon Belinda Weinbauer internationale Erfolge hatte feiern können. 2019 wurde die Stute aus dem Besitz von Marianne Jerich von der italienischen Nachwuchsreiterin Valentina Remold vorgestellt, nun ist sie wieder zurück, nicht nur in Sieggraben, sondern auch auf der Erfolgsstraße. Das zeigte sie mit den Wertungen 72,5 und 72,211 Prozent und ÖM-Gold. Silber holte Timna Zach auf ihrer Nachwuchshoffnung Farant (71 bzw. 72,526 %), Bronze die Oberösterreicherin Luise Eigl auf DaVinci (68,132 bzw. 68,947 %).

In der U25 ÖM führte kein Weg vorbei an Diana Porsche und Di Sandro. Das Paar siegte mit gesamt 143,508 Prozentpunkten überlegen vor Katharina Haas auf Saint Tropez (135,512 %) und Lokalmatador Oliver Valenta auf Valenta’s Fantast (133,656 %).

Einen Favoritensieg gab’s auch bei den Jungen Reitern. Nicola Louise Ahorner und ihre Oldenburger Stute Rhapsodie gewannen beide Teilbewerbe und sicherten sich mit einer Gesamtnote von 142,456 Prozent Gold. Silber ging an das von Astrid Neumayer trainierte oberösterreichische Duo Jessica Schreder und Red Amber (140,219 %), Bronze holten die Tiroler Daria Hohenwarter und Lehmann (134,254 %).

Weniger als ein Prozent gab den Ausschlag auf Meisterschaftsgold bei den Junioren. Hier setzte sich die Niederösterreicherin Helene Grabenwöger auf Der Fuchs dank ihres Vorsprunges aus dem ersten Teilbewerb durch (143,306 %). Das Nachsehen hatte Felix Artner auf Sisley Santino (142,482), der trotz seines Sieges in der zweiten Runde mit dem Vizetitel Vorlieb nehmen musste. Die Kärntnerin Pia Stallmeister ritt auf Auheim’s Maximus (138,274 %) zu ÖM-Bronze.

Völlig ungefährdet war der Sieg für Oskar Ochsenhofer in der Klasse Jugend. Im Sattel von Sanibel brachte es der Burgenländer auf 143,965 Punkte in der Gesamtabrechnung. Die bedeuteten fast vier Punkte Vorsprung auf Felicita Simoncic, die mit ihrem Boogie De L’Aube (139,632 %) Platz zwei holte. Dritter wurde das steirische Duo Katja Lembacher und Night Dream (137,592 %).

Felicita Simoncic fuhr dennoch mit ÖM-Gold nach Hause. Denn in der Pony-Klasse war die Wienerin vom Dressurteam Kottas-Heldenberg auf ihrem Fuchs-Pony Chantre das Maß der Dinge. 144,235 Prozent bedeuteten den klaren Sieg vor den Geschwistern Floretina (141,892 %) und Fanny Jöbstl (141,663 %), die sich einen spannenden Zweikampf um Silber und Bronze lieferten.

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