Olympische Spiele

Jessica von Bredow-Werndl mit Dalera überragend zu Gold

Ein Artikel von Enrst Kopica | 28.07.2021 - 15:04
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Es ist vollbracht! Jessica von Bredow-Werndl gewinnt mit ihrer "Queen" Dalera olympisches Dressur-Gold in Tokio. © holcbecher.com

Aus dem erwarteten knappen Duell um die Olympiaeinzelgoldmedaille in der Dressur wurde es nichts, zu überragend präsentierte die 35-jährige Deutsche Jessica von Bredow-Werndl ihr Stute TSF Dalera im abschließenden Freestyle und gewann ihr erstes Einzel-Gold bei einem großen Championat. Für ihre Mannschaftskollegin Isabell Werth und Bella Rose blieb Silber und die Britin Charlotte Dujardin kämpfte sich mit ihrem kleinen Gio zu Bronze.

Dabei hatte Bredow-Werndl bei der Auslosung der Startreihenfolge kein Glück gehabt und musste hinter der Dänin Cathrine Dufour bereits als zweite in der Gruppe der besten Sechs ins Viereck. Dufour führte zu diesem Zeitpunkt völlig verdient, zu den Klängen von Les Miserables präsentierte sie Bohemian sehr stark und machte mit 87,507 % Ansprüche auf einen Stockerlplatz geltend.

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Gold für Jessica von Bredow-Werndl! © holcbecher.com

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Aber dann kam die neue Dressurqueen, wie immer mit einem kleinen Lächeln auf den Lippen. Sie vertraute auf ihre bewährte La-La-Land-Kür und es war schon beeindruckend, wie nervenstark „Jessi“ die Anspannung wegsteckte.  Passagen, Piaffen, jeder Tritt saß! Wäre der versammelte Schritt noch ausdrucksstärker gewesen, hätte Valegros Rekordmarke von Rio gewackelt, so erschienen 91,732% auf dem Scoreboard.

Während Edward Gal mit einem gewissen Promi-Bonus seinen Total US mit 84,157 % auf den sechsten Platz hinter der wiederum überzeugenden Amerikanerin Sabine Schut-Kery auf Sanceo (84,3 %) ritt, konzentrierte sich Isabell Werth am Abreitplatz und schaltete den Angriffsmodus ein. Energisch, zielstrebig, aber nicht so spielerisch wie Dalera präsentierten die Rekord-Olympinikin und ihre Bella Rose alle Lektionen, aber es war bald klar: Damit konnte Werth nicht nach ganz oben reiten. Dennoch ließ der ehrgeizige Dressur-Superstar nichts unversucht und zeigte ebenso wie die spätere Goldmedaillengewinnern eine einhändige Schlusslinie. 89,657 % und Silber als verdienter Lohn! Insgesamt die zwölfte Olympiamedaille für Werth, eine gewaltige Ausbeute einer einzigartigen Karriere.

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Isabell Werth ritt - ganz, wie man es von ihr gewohnt ist - vom Einreiten bis zum Schlussgruß auf Angriff. Gereicht hat es diesmal aber nicht ganz für Gold. © holcbecher.com

Damit blieb noch der Kampf um Bronze offen und Charlotte Dujardin zauberte mit ihrem kleinen zehnjährigen Fuchswallach Gio wie ein Uhrwerk eine Kür vom Feinsten in den Sand von Tokio. Mit 88,543 % bedeutete dies Rang drei und nach Teambronze auch Einzelbronze.

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Auch in der Ära nach Valegro ein Erfolgsgarant für die Briten: Charlotte Dujardin ritt mit ihrem noch so unerfahrenen Fuchswallach Gio eine brillante Kür, die mit Bronze belohnt wurde.
© holcbecher.com

Bei Dorothee Schneiders Schlussritt mit Showtime war leider schon die Luft draußen, zu schwierig hatte sich ihre Olympiavorbereitung (Herpes und Schlüsselbeinbruch) gestaltet: Die Teamgoldmedaille wird sie über ihren 15. Platz sicher hinwegtrösten.

Ein Wort in eigener Sache: Natürlich hat man als Reporter objektiv zu berichten, aber dennoch gibt es persönliche Vorlieben. Und die galten in meinem Fall dem Portugiesen Rodrigo Torres, der den Lusitano-Schimmel Fogoso zu Klängen von Pink Floyd effektvoll durchs Viereck ritt. Wenngleich er sich - natürlich rein sportlich gesehen - mit seinen 78,943 % nur als 16. klassierte, würzte er mit seinem Exoten-Pferd die olympische Freestyle-Entscheidung und brachte eine erfreuliche Abwechslung in den Equestrian Park!

Alle Ergebnisse im Detail gibt's hier.