Dressur

Comeback der Schlussnoten im Dressurprotokoll?

Ein Artikel von Pamela Sladky | 05.08.2021 - 16:37
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FEI Dressurrichter:innen könnte ab 2022 eine zusätzliche Schlussnote zur Verfügung stehen.
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Reinheit und Taktmäßigkeit der Gänge, Schwung und Elastizität, Gehorsam und Durchlässigkeit – die Schlussnoten, die den Ausbildungsstand des Pferdes in einer internationalen Dressurprüfung noch einmal in ihrer Gesamtheit bewerteten, sind seit 2018 Geschichte. Seit diesem Zeitpunkt gibt es nur noch eine Fußnote in Dressurprotokollen, jene für Sitz und Einwirkung des Protagonisten im Sattel, die mit dem Koeffizienten zwei versehen ist.
 

Umstrittene Entscheidung

Die Abschaffung der Schlussnoten hatte für reichliche Diskussionen gesorgt. Während die Befürworter argumentierten, dass die darin enthaltenen Kriterien ohnedies bei der Notenvergabe für die einzelnen Lektionen mit einbezogen werden müssen und die Bewertung der Ritte so transparenter und weniger manipulationsanfällig sei, hielten andere dagegen, dass ohne die Fußnoten ein wichtiges Instrument zur Wahrung der Grundsätze des Dressursports fehle.

Mit 1. Jänner 2022 könnte zumindest eine zusätzliche Schlussnote wieder den Weg in die Dressurprotokolle finden. Dafür wollen die nationalen Verbände Österreichs (OEPS) und Deutschlands (FN) sowie die internationale Dressurreitervereinigung (IDRC) sorgen. In einem gemeinsamen Antrag zur Überarbeitung des FEI Dressurreglements sprechen sie sich für die Aufnahme einer Gesamtnote zur Beurteilung des Ausbildungsstandes des Pferdes aus. „Heutzutage muss alles schneller zu gehen, einfacher gemacht werden und so einheitlich wie möglich. Wir sind der Meinung, dass das nicht der richtige Weg ist unseren Sport in Sachen Reiten und Richten zu verbessern. Seit einiger Zeit wird deutlich, dass manche Prinzipien des Reitens nicht mehr in der Beurteilung der Ritte berücksichtigt werden. Unserer Meinung nach fehlen den Richtern die Schlussnoten als Hilfsmittel, um die Prinzipien der Dressurausbildung zu verdeutlichen“, schreiben die Verbände in ihrem gemeinsamen Antrag.
 

Pferdenote logische Konsequenz

Mit seiner Bewertung gebe ein Richter dem Reiter und dem Trainer auch Empfehlungen für die weitere Ausbildung und das Training. „Da reicht es nicht, nur die technische Ausführung des Tests zu beurteilen", meinen die Antragsteller. Nachdem es eine Kollektivmarke für die Beurteilung des Reiters, seines Sitzes und seiner Einwirkung gebe, sei eine Kollektivmarke zur Beurteilung des Pferd und seines Ausbildungsstandes eine logische Konsequenz, sind sich OEPS, FN und IDRC einig.

Sie schlagen vor, in die Pferdenote die Bewertung von Reinheit und Taktmäßigkeit der Gänge, Hinterhandaktivität, Elastizität der Gänge, Losgelassenheit des Rückens und Akzeptanz des Gebisses einfließen zu lassen. Die Reiternote (Sitz und Einwirkung des Reiters, Diskretheit und Effektivität der Hilfen, Harmonie in der Präsentation der Reiter-Pferd-Kombination) sollte zusätzlich um den Punkt „Aufmerksamkeit und Vertrauen des Pferdes“ erweitert werden und künftig - ebenso wie die Pferdenote - nur noch einfach zählen, anstatt mit dem Koeffizienten zwei bewertet zu werden.  


Dressurausschuss und Richterbeirat stimmt zu

Die Chancen für die Einführung einer solchen Pferdenote stehen nicht schlecht. Der Dressurausschuss der FEI hat seine Unterstützung für den Antrag bekundet. Und auch der Richterbeirat kann dem eingebrachten Vorschlag durchaus Positives abgewinnen. Kommt es tatsächlich zu einer entsprechenden Änderung des Dressurreglements, könnte die neue Schlussnote bereits am 1. Jänner 2022 Einzug in die Richterprotokolle halten.