Dabei war der talentierte De Vivo diesmal gar nicht mit von der Partie. Stattdessen hatte Christian Schumach einen anderen hoch veranalgten Neuzugang zum gemeinsamen Debüt mit ins Pferdezentrum gebracht: Amplemento.
Der Hengst gehört einer amerikanischen Schülerin von Schumach, die ihn Ende Oktober 2022 zum Training in dessen Stall in Muraunberg eingestellt hat. Der Ampere-Sohn ist im internationalen Turnierzirkus kein Unbekannter. Unter der Schwedin Malin Wahlkamp Nilsson gab der Braune 2021 sein Grand-Prix-Debüt, im selben Jahr war das Paar Teil der schwedischen Nationenpreismannschaft in Aachen. Auf internationalem Parkett liegt Amplementos Bestwert bei 71,587 %.
Mit Schumach im Sattel und auf nationaler Ebene übertraf der Hengst diese Marke deutlich. Für eine nahezu fehlerfreie Runde gab es von der dreiköpfigen Jury 75,833 % und den souveränen Sieg. Das Paar machte einen sehr harmonischen Eindruck, da und dort fehlte noch die Feinabstimmung, aber für einen ersten gemeinsamen Turnierstart war das mehr als ordentlich. Absolutes Highlight: die wunderbar leichtfüßigen, schnurgeraden und schön im bergauf gesprungenen, raumgreifenden Wechsel. „Mit Amplemento bin ich noch in der Kennenlernphase. Der erste Start hier hat jetzt schon sehr gut funktioniert aber natürlich gibt es da noch das ein oder andere, wo wir noch besser zusammenfinden müssen. Er ist wahnsinnig lieb, eine Seele von einem Pferd, sehr unkompliziert und sehr bemüht mit drei hervorragenden Grundgangarten. Bei ihm geht es in der nächsten Zeit vor allem um die Feinabstimmung. Da haben wir noch einige Luft nach oben. Aber wir haben es nicht eilig. Mir ist wichtig, dass er weiterhin so motiviert bleibt und Spaß an der Arbeit hat“, so Schumach im Pferderevue-Interview.
Der Kärntner hatte in Stadl gleich doppelten Grund zur Freude, denn auch der zweite Platz ging auf sein Konto. Unter dem Sattel hatte er dabei einen alten Bekannten, sein Olympiapferd Te Quiero SF.
Nach den Europameisterschaften 2021 war der Totilas-Sohn in den Stall seiner Besitzerin Franziska Fries übersiedelt, die ihn in der nachfolgenden Saison national und international vorstellte. Seit Herbst hat Fries mit dem ebenfalls bereits Grand Prix gestarteten Dedale de Hus ein neues Pferd im Stall, dem nun ihre verstärkte Aufmerksamkeit gilt. Neben Mama sein und der Vorbereitung auf die Rechtsanwaltsprüfung bleibt für Te Quiero nicht mehr ausreichend Zeit, sodass der Wallach wieder zu Christian Schumach wechselte. Ein Glücksfall für den 41-Jährigen. „Ich bin wahnsinnig happy, dass ich Te Quiero wieder reiten darf, er ist doch so ein bisschen mein Herzenspferd, mit dem ich unheimlich viel verbinde“, gesteht Schumach. Auch Te Quiero scheint mit der Situation sehr „happy“ zu sein. Das brachte er mit einer zufriedenen Runde zum Ausdruck, die die Richter:innen mit 74,967 % bedachten. Die Piaffe-Passage-Tour der beiden war sicherlich die beste des gesamten Feldes.
Qual der Wahl
Te Quiero, Amplemento und De Vivo – eine solche Auswahl an qualitativ hervorragenden Pferden hatte Christian Schumach in diesem Ausmaß noch nie. „Das ist eine wahnsinnig komfortable Ausgangssituation, die ich irrsinnig schätze und auch sehr genieße. Ich bin jeden Tag happy, dass ich mit solchen Ausnahmepferden arbeiten darf“, zeigt sich Schumach dankbar. Als nächstes steht für den Kärntner das drei Sterne CDI in Ornago (ITA) mit Amplemento auf dem Programm, danach soll der Hengst beim CDI4* in Stadl-Paura an den Start gehen, für Te Quiero ist das CDI4* in Gössendorf (St) geplant. Großes Ziel für die Saison ist die Teilnahme an der Europameisterschaft, wo es für das österreichische Team um die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris geht. Für Schumach eine durchaus lösbare Aufgabe. „Die Stimmung unter den Reitern ist wirklich gut, alle ziehen an einem Strang. Von da her bin ich zuversichtlich, dass wir dieses Ziel gemeinsam auch erreichen können.“
Voglsang und Haas ex aequo Dritte
Eine, die sich ebenfalls Chancen auf eine EM-Teilnahme ausrechnen darf, ist Renate Voglsang. In Stadl-Paura brachte sie ihr Spitzenpferd Fürst Ferdinand zur Fasanenhöhe an den Start. Das Paar kam mit 72,833 % aus dem Viereck. Das war an dieser Stelle der dritte Platz – ex aequo mit Katharina Haas, der auf Damon's Dejaron eine sehr gute, harmonische Runde gelang. Leider hatte das Paar einen Patzer beim Anreiten aus dem Rückwärtsrichten und auch in der Rechtspirouette ließ das Duo einige Punkte liegen. Diese beiden haben also auch noch Potenzial für mehr.
Der Grand Prix Spécial am Samstag fand dann ohne die vier bestplatzierten des Grand Prix statt, sodass der Weg frei war für Aubenhausen-Bereiter und U25-Europameister Raphael Netz. Für den Deutschen war Stadl-Paura das erste Turnier mit seinem neuen Pferd Great Escape Camelot. Nach Platz fünf im Grand Prix durfte das neu formierte Paar im Spécial dann auch seinen ersten Sieg feiern. 73,170 % lautete ihre Wertung. Platz zwei ging an Amanda Hartung auf Dresscode Black mit 66,699 %, dritte wurde Edith Schefbänker auf Fraternite (65,425 %).
Delizas Comeback
Ein interessantes Starterfeld bot auch die Inter II am Freitag. Hier sicherte sich Olympiasiegerin Jessica von Bredow-Werndl (GER) mit ihrer Nachwuchsstute Forsazza de Malleret den Sieg (73,421 %). Dahinter reihte sich Stefan Lehfellner mit Deliza ein. Das oberösterreichische Paar hatte im Frühjahr 2021 sein internationales Turnierdebüt in Hagen (GER) gegeben und war danach noch einmal in Achleiten gestartet. Bis auf einen Auftritt beim Sichtungsturnier in Weikersdorf im Februar 2022 verschwand die Stute von der Turnierbildfläche. Nun tauchte sie in Stadl-Paura wieder auf – mit einer starken Runde, die mit 72,018 % belohnt wurde – Platz zwei in dieser Prüfung. Dahinter reihte sich Katharina Haas ein, diesmal im Sattel ihres zweiten Damon-Hill-Sohnes Damon’s Classic. Ihr Ergebnis: 70,219 %.
Alle Ergebnisse im Detail gibt es hier.