Aufgedeckt

FEI sperrt US-Dressurreiter

Ein Artikel von Redaktion | 05.02.2024 - 11:01
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Cesar Parra anlässlich des Weltcupfinales 2014 in Lyon
© www.sportfotos-lafrentz.de

Von „beunruhigenden und abscheulichen“ Bildern und Videos schreibt die FEI in ihrer Aussendung vom 2. Februar, in der sie die sofortige Sperrung von US-Dressurreiter Dr. Cesar Parra verlautbart und eine umgehende Untersuchung des Sachverhalts ankündigt.  

Tatsächlich sind die Szene, die seit Ende der Vorwoche im Netz kursieren, nichts für schwache Nerven. Angeblich von einer ehemaligen Mitarbeiterin Parras aufgenommen, zeigen sie Pferde, die unter der Anleitung des 60-Jährigen unter dem Sattel vehement mit der Gerte auf Kopf und Hals geschlagen werden. In anderen Szenen werden die Tiere extrem eng ausgebunden longiert oder an der Hand gearbeitet und dabei brutal mit der Peitsche drangsaliert. Auch Gummibänder und Stricke an den Beinen kommen während der Trainingssequenzen zum Einsatz. Sämtliche Pferde stehen massiv unter Druck, ihre Verzweiflung ist sicht- und spürbar. Einen Zusammenschnitt mehrerer Videos kann man unter anderem hier ansehen.
 

Sofortige Sperre

Ungewöhnlich schnell reagierte die FEI nach Auftauchen des Bild- und Videomaterials mit einer sofortigen Sperre des Reiters. „Der Pferdesport basiert auf einem Fundament des Respekts für unsere Pferdepartner, mit der Pflicht, sicherzustellen, dass ihr geistiges und körperliches Wohlbefinden an erster Stelle steht, noch vor allen Wettbewerbs- und/oder Trainingsambitionen. Durch die Regeln und Vorschriften der FEI stellt jede Handlung oder Unterlassung, die Schmerzen oder unnötiges Unbehagen für ein Pferd verursacht oder wahrscheinlich verursacht, einen Verstoß gegen unsere Regeln dar und wird geahndet. Die FEI bleibt fest in ihrem Engagement für die Aufrechterhaltung höchster Standards im Pferdeschutz und der Bestrafung von Verhaltensweisen, die von diesen Prinzipien abweichen, und wird diesen Fall aktiv und dringend untersuchen“, teilte der Verband in seiner Stellungnahme mit. Da es sich um eine offene Untersuchung handle, könne man derzeit keine weiteren Kommentare zu den angeblichen Vergehen abgegeben, so die FEI. Man arbeite in dieser Sache jedoch eng mit dem US-Verband zusammen und die vorläufige Suspendierung der FEI und eventuelle darauffolgende Strafmaßnahmen würden auch auf nationaler Ebene anerkannt.

In der FEI Datenbank wird Cesar Parra aktuell als gesperrt ausgewiesen, vorläufig ist er damit vom internationalen Turniergeschehen ausgeschlossen.


Deutsche Beteiligung?

Geprüft wird das veröffentlichte Material derzeit nicht nur von FEI und USEF, sondern auch von der deutschen FN. Diese teilte in einer Stellungnahme mit, dass mutmaßlich auch Personen aus Deutschland an gezeigten Szenen beteiligt seien. „Die FN wird Anzeige bei der Staatsanwaltschaft erstatten und darüber hinaus genau prüfen, ob Personen beteiligt waren, gegen die die FN ermitteln und ein Verfahren einleiten kann.“


Nicht das erste Mal

Cesar Parra, ein gebürtiger Kolumbianer, ist seit 1998 im internationalen Turniersport aktiv. In dieser Zeit nahm er an zahlreichen Championaten teil, darunter die Olympischen Spiele in Athen 2004, damals noch für Kolumbien. Seit 2009 reitet Parra für die USA, unter deren Flagge er 2011 Team-Gold bei den Pan-Amerikanischen Spielen gewann. In jüngerer Vergangenheit beschränkten sich seine Turniereinsätze auf die USA, wo er vor allem junge Pferde in Nachwuchsklassen vorstellte.

Für den 60-Jährigen ist der aktuelle Fall nicht der erste, der ihn mit angeblichen Verstößen gegen das Pferdewohl konfrontiert. 2009 hatte eine ehemalige Kundin Parra geklagt, nachdem sich eines ihrer Pferde in dessen Obhut verletzt hatte. Der damals zehnjährige Hannoveraner Hengst war beim Training an der Longe gestiegen und hatte sich dabei überschlagen. Aufgrund der Schwere seiner Verletzungen war der Hengst in Folge weder für die Zucht noch als Reitpferd einsetzbar. Die Anklage behauptete, dass der unsachgemäße Einsatz von Ausbindern ausschlaggebend für den Unfall gewesen sei. Die Angelegenheit führte zu einer Reihe von Klagen und Gegenklagen, 2015 wurde Parra schließlich einstimmig vor dem Obersten Gericht Hunterdon freigesprochen.