Es war ein langer Weg bis zu diesem Punkt, aber nun ist es endlich so weit: Anlässlich der FEI Generalversammlung in Hongkong hat der Weltreiterverband die Weichen für eine Grand-Prix-Teilnahme mit einfacher Trense gestellt.
Die Delegierten der FEI stimmten am 7. November für eine entsprechende Anpassung des Dressur-Regelwerks. Bislang war im Grand Prix die Kandare obligatorisch. Künftig wird den Reiter:innen bis zur Turnierkategorie CDI3* bzw. CDIO3* die Entscheidung selbst überlassen, ob sie mit Trense oder Kandare ins Viereck einreiten. Die offizielle Formulierung im überarbeiteten Regelwerk stellt klar, dass beide Gebissvarianten nun gleichberechtigt zugelassen sind.
Die Entscheidung fiel nach sorgfältiger Prüfung: Das Dressur-Fachausschuss und die Arbeitsgruppe für strategische Aktionsplanung der FEI haben den erforderlichen Erfahrungsgrad für die Nutzung der Kandare analysiert. Ihr Fazit: Reiter:innen sollen künftig auf Grand-Prix-Niveau bis einschließlich 3* frei zwischen einfacher Trense und Kandare wählen dürfen. Während die Expert:innen explizit betonen, dass die Kandare im Spitzensport kein Tierschutzproblem darstellt, sehen sie in dieser Regeländerung eine wertvolle Möglichkeit, weitere Daten zu sammeln und die Wahl der Trense aus Sicht von Athlet:innen und Offiziellen besser zu evaluieren.
Der überarbeitete Artikel 434.2.2.2 lautet nun:
Eine einfache Trense oder Kandare ist erlaubt in CDI1* und CDI2*, CDIO1*, CDIO2*, CDIJ*, CDIOJ*, CDIY, CDIOY, CDIU25 (für den Inter-II-Test) sowie CDIYH für siebenjährige Pferde und bei Junior*- und Junge-Reiter-Meisterschaften. Eine einfache Trense oder Kandare ist auch in CDI3* und CDIO3* erlaubt.
Hinweis*: Im Rahmen der vollständigen Regelrevision für die Dressur im Jahr 2026 wird derzeit erwogen, die Verwendung der Kandare bei CDIJ, CDIOJ und Junior-Meisterschaften nicht mehr zu erlauben. Sollte ein solcher Vorschlag vorgelegt und schließlich von der FEI-Generalversammlung 2026 genehmigt werden, würde er ab dem 1. Januar 2027 in Kraft treten.
Für viele Reiter:innen, Trainer:innen und auch Tierärzt:innen ist dies ein bedeutender Schritt in Richtung Wahlfreiheit und Pferdewohl. Schon lange wurde debattiert, ob die Kandare zwingend notwendig sei oder ob gut ausgebildete Pferde ihre Lektionen ebenso fein auf Trense zeigen können. Durch die Regelanpassung wird nun der individuellen Ausbildung, Anatomie und Sensibilität der Pferde stärker Rechnung getragen.
Für den Sport bedeutet die jetzt beschlossene Trensen-Option vor allem eines: mehr Flexibilität. Und für viele Reiter:innen ist sie nicht weniger als ein Meilenstein.