Springen

WM Herning: Schweden ist Weltmeister, Max Kühner sensationell als Fünfter ins Finale

Ein Artikel von Pamela Sladky | 13.08.2022 - 00:21
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Überflieger: Max Kühner und Elektric Blue P lieferten im Mannschaftsfinale eine sensationelle Nullrunde.
© holcbecher.com

Das Mannschaftsfinale hatte es in sich. Der Niederländer Louis Konickx hatte einen 550 Meter langen Kurs ins Stutteri Ask Stadium gebaut, der gespickt war mit einer Reihe von Schwierigkeiten. Besonders die Schlusslinie, eine käftezehrende Steil-Steil-Oxer-Kombination und ein Steilsprung als letztes Hindernis, sollte an diesem Abend für viele, viele Fehler sorgen. Ein Paar nach dem anderen produzierte Abwurf um Abwurf, auch die Zeit – 83 Sekunden waren erlaubt – erwies sich als kritisches Kriterium.

In besagter dreifachen Kombination platzen auch Katharina Rhombergs Träume von einem möglichen Einzelfinale. Die Vorarlbergerin war bis dahin phänomenal auf ihrem Cuma unterwegs gewesen, lag gut in der Zeit und hatte alle bisherigen Schwierigkeiten problemlos gemeistert. Doch die Dreifache in den dänischen Landesfarben erwies sich für das Paar als finaler Stolperstein. Am zweiten und dritten Sprung kam es zur leichten Berührung, beide Male fiel die oberste Stange in den Sand. Mit gesamt 16,92 Fehlerpunkten nach vier Runden verabschiedet sich die 30-Jährige als 38. von ihrer ersten Weltmeisterschaft. Ein mehr als respektables Ergebnis. Enttäuscht war sie trotzdem: „Ich wollte unbedingt ins WM-Finale der besten 25, das war das Ziel. Cuma ist so super gesprungen und dann habe ich die letzte Linie so verbockt. Ein Galoppsprung mehr in die Dreierkombination wäre besser gewesen“, ärgerte sich Rhomberg mit Tränen in den Augen.

Kühner und Blue sensationell

Der Bann war erst gebrochen, als der Israeli Daniel Bluman und Ladriano als 19. Paar an diesem Abend als erste fehlerfrei an den Hindernissen und in der Zeit blieben. Lange hielt die Führung des Duos nicht, denn unmittelbar nach Bluman lieferten Österreichs Favoriten Max Kühner und Elektric Blue P einen phänomenalen Ritt, perfekt gemanagt von der aktuellen Nummer zwölf der Welt. „Ich hatte heute im Parcours ein großartiges Gefühl und er ist fantastisch gesprungen. Es hat richtig Spaß gemacht. Der Kurs heute war richtig schwer, aber ich wusste, dass (Elektric Blue) das kann. Ich kenne ihn jetzt seit acht Jahren und habe es heute einfach nur genossen. Ich musste ihn nur an die Hindernisse heranführen und er hat seinen Job gemacht.“

Nach Kühner meisterten nur noch sechs weitere Paare den schwierigen Parcours ohne Fehler. Der Österreicher liegt vor dem Einzelfinale der besten 25 nun mit 4,49 Punkten auf dem aussichtsreichen fünften Platz – weniger als einen Abwurf hinter dem neuen Führenden Henric von Eckermann (0,58 FP).

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Geballte Faust beim Einzelführenden und Team-Weltmeister Henrik von Eckermann (SWE)
© FEI

Schweden von einem anderen Stern

Unantastbar blieb im Mannschaftsfinale die Equipe aus Schweden. Die amtierenden Olympiasieger mit Henrik von Eckermann auf King Edward (0 FP), Malin Baryard-Johnsson auf H&M Indiana (4 FP), Jens Fredricson auf Markan auf Cosmopolit (0 FP) und Peder Fredricson auf H&M All In (Streichergebnis mit 12 FP) leisteten sich nur einen einzigen zählbaren Abwurf und endeten mit 7,69 Punkten.

Silber ging an die Niederlande, die zusätzliche sechs Fehlerpunkte aufluden und in Summe 19,31 Punkte anschrieben. Auf dem Bronzerang landeten die Briten (22,66), die von den fehlerbehafteten Ritten des zuvor so starken französischen Teams profitierten. Letztere mussten sich mit Rang sechs (26,44) begnügen.

Europameister Thieme im Sand

Für den Schreckmoment des Abends sorgte Europameister Andre Thieme, der sich am dritten Sprung unfreiwillig von seiner DSP Chakaria trennte. Der Deutsche brauchte etwas, bis er aus dem Sand aufkam, seine Stute galoppierte derweilen ohne ihren Reiter weiter. Glücklicherweise dürfte beiden nichts passiert sein. Das deutsche Team landete danach auf Platz fünf hinter den viertplatzierten Iren (23,15).

Schweden, die Niederlande, Großbritannien, Irland und Deutschland haben nun zusammen mit Gastgeber Frankreich fix eine Mannschaft für die Olympischen Spiele in Paris fixiert. Für Österreich eine glückliche Fügung, fallen damit doch die schärfsten Konkurrenten bei der EM im kommenden Jahr aus.

Die Springreiter:innen und ihre Pferde haben nun eine Tag Pause, bevor am Sonntag das Einzelfinale ansteht. Die erste Runde wird von den Top 25 bestritten, in den alles entscheidenden zweiten Umlauf gehen dann nur noch die besten zwölf Paare ziehen in den entscheidenden zweiten Umlauf ein. Der Startschuss fällt um 14 Uhr.

Alle Ergebnisse im Detail gibt’s hier.