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Steve Guerdat fehlerfrei zum Europameistertitel, Max Kühner starker Siebter

Ein Artikel von Redaktion | 03.09.2023 - 17:39
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Europameister 2023: Steve Guerdat (SUI) und Dynamix de Belheme
© FEI/Leanjo de Koster

Er ist Olympiasieger, dreifacher Weltcupgewinner und zweifacher Mannschaftseuropameister – und jetzt erstmals auch Einzel-Europameister. Im Jagdspringen nach einer fehlerfreien Runde auf seiner großartigen französischen Stute Dynamix de Belheme noch Vierter, arbeitete sich Steve Guerdat von Runde zu Runde konsequent nach vorne.

Vor dem heutigen Einzelfinale hatte der Schweizer nur noch Jens Fredricson vor sich. Und wie bereits im Vorjahr bei den Weltmeisterschaften in Herning (DEN) sollte der Schlusstag dem Schweden kein Glück bringen. Schon im ersten Finalumlauf nahm dessen bis dahin so überragend springender Markan Kosmopolit eine Stange mit. Ein weiterer Abwurf in Runde zwei schoss den 56-Jährigen wie 2022 sogar aus den Medaillenrängen. Mit acht Fehlerpunkten auf Platz fünf sorgten die beiden Titelfavoriten immerhin für die beste Einzelplatzierung der schwedischen Mannschaftseuropameister.

Viel Spielraum für Fehler hatte aber auch Steve Guerdat im Finale der besten Zwölf nicht. Ein Abwurf, und Gold hätte ein anderer geholt, nämlich der Deutsche Philip Weishaupt, der sich mit seinem westfälisch gebrannten Fuchs Zineday heute in großartiger Form zeigte und beide Male mit weißer Weste ins Ziel kam.

Doch den Gefallen tat Guerdat dem Deutschen nicht. Der Schweizer spielte seine eisernen Nerven aus, pilotierte seine zehnjährige Stute mit viel Gefühl ein weiteres Mal sicher durch den Kurs und riss am Ende triumphierend die Faust in die Luft: fünf Runden, kein Abwurf, 0,43 Strafpunkte auf dem Konto – Gold für Steve Guerdat und Dynamix de Belheme!

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Max Kühner und Elektric Blue P holen mit Platz sieben erneut eine Spitzenklassierung bei einem Championat. © holcbecher.com

Erneut Top-Platzierung für Max Kühner

Vom aussichtsreichen zehnten Platz war Max Kühner ins heutige Einzelfinale der besten 25 gestartet. Paar um Paar scheiterte an dem schwierig zu reitenden Parcours, darunter auch Gerfried Puck, dessen sensibler Equitron Naxcel V heute nicht mehr so frisch und konzentriert wirkte, wie noch im Mannschaftsspringen. Viermal fiel eine Stange aus ihren Halterungen und Puck beendete die EM mit gesamt 25,63 Fehlerpunkten auf dem 23. Rang.

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Gerfried Puck und Equitron Naxcel V ritten bei ihrem ersten gemeinsamen Championat nach Team-Bronze zu Platz 23 im Einzel.
© holcbecher.com

Nach 14 Paaren waren Max Kühner und sein Eldorado-vd-Zeshoek-Sohn Elektric Blue P schließlich die ersten die zeigten, dass dieser Parcours auch fehlerfrei zu bewältigen war. Nach Kühner sollte dieses Kunststück nur noch vier weiteren Paaren gelingen!

In die alles entscheidende zweite Runde ging der Wahl-Tiroler damit bereits vom sechsten Platz aus. Erneut zeigte das Paar seine Klasse, doch die 1,60 m hohe FEI-Planke verabschiedete sich nach einer leichten Berührung gen Boden und Kühners Strafpunktekonto erhöhte sich auf 10,16 Zähler – am Ende Platz sieben für den 49-Jährigen, der im Vorjahr mit seinem Blue bereits WM-Sechster geworden war. Vorzuwerfen hat sich Kühner nichts. Selbst mit einer weiteren Nullrunde hätte es nicht für eine Medaille, sondern nur für Blech gereicht. Und mit Mannschaftsbronze in der Tasche lässt sich selbst eine um wenige Punkte verpasste Einzelmedaille ohnehin leichter verkraften. 

„Der Parcoursbauer hat einmal mehr einen super Job gemacht, er hat viele verschiedene Varianten gebaut und dadurch unterschiedliche Skills von Pferd und Reiter abgerufen. Ich hatte heute ein super Gefühl auf Blue. Er hatte heute mehr Leichtigkeit als zu Beginn dieser EM und das nach den Herausforderungen der letzten Tage, das zeigt mir dann auch, dass er sich wohl fühlt. Er ist beide Runden super gesprungen, vielleicht hat er sich vor dem Fehler ein bisschen weggedrückt vom Wassergraben, naja. Ob jetzt Vierter oder Siebenter ist auch egal", so Kühner im OEPS-Interview.

Das Hauptziel ist mit der ersten Olympiaqualifikation mit dem Team seit 1996 ja geschafft. Kühner: „Das Olympiaticket ist ganz fantastisch. Also mir gibt es kleine Flügel und ich hoffe, dass es dem ganzen Land Flügel gibt. Und dass wir, wie Red Bull in der Formel 1 als Vorbild, nächstes Jahr Richtung Springsport davonsegeln.“

Auch Gerfried Puck EM-Resümee fällt überaus positiv aus: „Wir haben dieses EM-Finale mitgenommen, um Erfahrung zu sammeln. Ich denke, wir haben noch einige Reserven für nächstes Jahr. Die Hauptziele mit Einzelfinale und Olympia-Qualifikation haben wir geschafft, die Bronzemedaille im Teambewerb ist natürlich eine gigantische Draufgabe."

Alle Ergebnisse im Detail gibt's hier.