Vielseitigkeit

Strzegom: Lea Siegl und Van Helsing feiern zweiten Vier-Sterne-Sieg

Ein Artikel von Redaktion | 26.06.2023 - 12:13
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Stolze Siegerin: Lea Siegl mit ihrem Van Helsing P
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Viermal war das Duo Siegl-Van Helsing P in dieser Saison auf Vier-Sterne-Niveau am Start, viermal landete es unter den Top 7, zweimal davon auf der Eins – einen dieser Siege gab’s zuletzt beim Nationenpreisturnier in Strzegom (21.– 25.06.).

Siegl und der Brandenburger von Van Gogh legten gut los in der Dressur, 30,9 Minuspunkte bedeuteten vorläufig Rang sieben im 53-köpfigen Starterfeld. Seine ganze Klasse spielte das Duo jedoch im anspruchsvollen Gelände des polnischen Vielseitigkeitsklassikers aus. Das Paar beendete den Cross fehlerfrei an den Hindernissen und lediglich acht Sekunden über der vorgegebenen Zeit. So gut war niemand sonst, der Dressursiegerin Caroline Pamukcu (USA) auf HSH Blake nahmen Siegl udn Van Helsing ganze neun Sekunden ab und trugen sich mit 33,3 Minuspunkten als die neuen Führenden vor dem US-Duo (35,7) und der Niederländerin Sanne de de Jong (NED) auf Enjoy (35,8) ein.

Im Springen am Sonntag bewies der 13-jährige Wallach dann einmal mehr seine Zuverlässigkeit in dieser Disziplin: Ein fehlerfreier Ritt – etwas, das sonst nur noch vier Paare zuwege brachten – zementierte den sensationellen Sieg des Österreicher-Duos. „Es hat richtig Spaß gemacht hier, im Gelände war Van Helsing gut drauf und ist sehr schnell galoppiert. Einige Stellen waren ganz schön knifflig, das war kein einfacher Kurs. Manchmal musste man das Pferd aus dem Rhythmus nehmen um enge Wendungen zu reiten. Das hat das Ganze sehr anspruchsvoll gemacht, aber alles in allem bin ich sehr glücklich mit meinem Pferd und der Art, wie er sich hier präsentiert hat. Ich bin wirklich sehr dankbar dafür, dass er jedes Mal alles für mich gibt“, freute sich Lea Siegl über die Leistung ihres aufsteigenden Superstars.

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Im Gelände gab es kein Vorbeikommen an Lea Siegl und ihrem 13-jährigen DSP-Wallach.
© Strzegom Horse Trials | WWW.LESZEKWOJCIK.PL

Ein fehlerfreies Springen zeigten auch Caroline Pamukcu (USA) und HSH Blake, die damit Platz zwei fixierten. Sanne de Jong hingegen kassierte zwei Abwürfe und fiel auf Rang fünf zurück. Der dritte Platz blieb dennoch in niederländischer Hand: Janneke Boonzaaijer und ACSI Champ de Tailleur sprangen trotz eines Abwurfs noch aufs Podest.

Niederländer souverän, Österreich konkurrenzfähig aber glücklos

Die guten Einzelleistungen der Niederländer – vor allem im Gelände – sicherten dem Team rund um Equipechef Andrew Hefferman letztlich auch den Sieg in der Nationenwertung (133,8). „Ich denke, unsere Team-Reiter haben eine so gute Leistung gezeigt, dass es am Ende eigentlich ganz einfach war, zu gewinnen!“, meinte der Bondscoach mit einem Augenzwinkern und fügte dann hinzu: „Ich mache natürlich Witze. Es war ein wirklich harter Wettbewerb, es war erfrischend, einen so starken, zukunftsorientierten und anspruchsvollen Cross-Country-Kurs zu sehen. Ich denke, es war wirklich gut für den Sport. Das war eine fantastische Leistung.“

Platz zwei ging an die USA, die es auf 142,8 Zähler in der Endabrechnung brachten. Den letzten verbliebenden Podestplatz schnappten sich die Belgier (166,1) – aktuell die überlegenen Führenden des FEI Nations Cups in der Vielseitigkeit. Ihren massiven Vorsprung auf Österreich haben die Belgier – die ebenfalls noch um ein Olympiaticket reiten – damit weiter ausgebaut.

Denn für das Rot-weiß-rote Team lief es in Strzegom nicht so gut wie erhofft. Ihre durchaus realistischen Chancen auf einen Stockerlplatz musste die österreichische Mannschaft vor dem Springen leider begraben. Trotz eines Ausfalls von Robert Mandl, der auf seinem Sacré-Cœur nach einer souveränen Leistung im letzten Drittel des Kurses an einem schwierigen Wasserhindernis zwei Vorbeiläufer hatte und dann zum Wohl des Pferdes aufgab, hatte sich die heimische Equipe vom vierten auf den dritten Platz vorgearbeitet.

Im Springen war dann aber neben Lea Siegl nur noch Katrin Khoddam Hazrati mit ihrer zuverlässigen Oklahoma am Start. Harald Ambros‘ Mountbatton – der Oberösterreicher hatte sich nach einem tollen Geländeritt vom Platz 31 auf den 14. Rang verbessert – kam nicht durch die Verfassungsprüfung am Sonntag, nachdem er im Cross ein Eisen verloren und beim Vet-Check eine leichte Taktunreinheit gezeigt hatte. Der Ausfall der beiden schlug sich in der Teamwertung mit 1000 Minuspunkten nieder, anstelle eines möglichen dritten oder gar zweiten Platzes gab es danach nur noch Rang sechs für die heimische Equipe. Katrin Khoddam-Hazrati und Oklahoma belegten mit 66,1 Minuspunkten Rang 18 in der Einzelwertung.


Olympiaqualifikation: Noch ist alles möglich

Bundesreferent Thomas Tesch zieht nach dem Turnier in Strzegom positive Bilanz. „Es ist immer wieder eine Freude Lea reiten zu sehen. Man darf nicht vergessen, dass sie mit ihren 23 Jahren eigentlich noch am Anfang ihrer Karriere steht. Was sie trotz ihres jungen Alters im Stande ist zu leisten und wie ihre Pferde drauf sind, das ist einfach sensationell. Wenn sie an den Start geht, kann man darauf vertrauen, dass sie abliefert und am Ende ein Top-Ergebnis dabei herausschaut. Das ist auch für das Team eine wirklich komfortable Situation, weil man weiß, dass man sich auf sie zu 100 % verlassen kann.“

Auch die Teamleistung beurteilt Tesch positiv. „Das Teamergebnis war nach den ersten Tagen, insbesondere nach den Leistungen im Gelände, sehr zufriedenstellend. Vor allem gemessen an unseren Mitkonkurrenten um ein Olympiaticket – Belgien, Italien, Spanien und die Niederlande – die alle vor Ort waren, haben wir bewiesen, dass wir absolut mithalten können. Der Ausfall von Harald vor dem Springen war natürlich ein Riesenpech. Unsere Pferde sind alle sichere Springer, ein zweiter Platz wäre da schon drin gewesen.“

Die Team-Quali für die Spiele in Paris hält Tesch deshalb immer noch für realistisch, auch wenn die Rahmenbedingungen für die rot-weiß-rote Equipe zweifellos schwieriger geworden sind. „Wir haben seit Anfang des Jahres immer wieder mit unerwarteten Ausfällen zu kämpfen. Haralds Lexikon ist mittlerweile in Rente und genießt seinen wohlverdienten Ruhestand, Roberts Sacré-Cœur ist eben erst nach einer Verletzung zurückgekommen, Roland Pulsingers Pferd (Anm. Tiefenhof’s Lavalino) war aufgrund von Leberproblemen ebenfalls nicht einsatzfähig, ist jetzt aber wieder fit. Das hat natürlich auch unsere Zeitplanung deutlich durcheinander gebracht, die Nations Cups in Großbritannien und Irland mussten wir auslassen, die Ergebnisse in Montelibretti und Strzegom waren wiederum so, dass unsere Chancen auf ein Olympiaticket über die Nationenpreisserie nur noch theoretischer Natur sind. Wir werden deshalb jetzt alles auf die Europameisterschaften in Haras du Pin setzen, dass wir dort unter die besten zwei der nicht qualifizieren Nationen kommen. Die Leistungen in der Dressur und im Gelände in Strzegom haben uns gezeigt, dass das durchaus machbar ist“, glaubt Tesch weiterhin an die Chance seines Teams.