EM VIELSEITIGKEIT BLENHEIM 2025

Was für ein Geländetag in Blenheim: Alle Österreicher fehlerfrei, Siegl weiter Top 4!

Ein Artikel von Pamela Sladky | 20.09.2025 - 18:27
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Großes Kino: Lea Siegl und Van Helsing glänzten erneut vor Blenheim Palace! © Roman Suchanek

„Das war ein super Tag für den österreichischen Vielseitigkeitssport, alle drei Reiter sind ohne Hindernisfehler ins Ziel gekommen. Die vor-Ort-Arbeit unserer Trainer Andreas Ostholt und Herwig Radnetter hat es zusammen mit der absoluten Konzentration der Reiter möglich gemacht, dass wir ein starkes Zwischenergebnis im Team bei harter Konkurrenz schaffen konnten“, freute sich Equipechef Thomas Tesch über die tolle Leistung seines Trios, das bei der EM ja ganz ohne Streichergebnis auskommen muss.


Ambros stürmt von 43 auf 24

Den Auftakt für Team Austria machte Harald Ambros, der sich mit einer flüssig gerittenen Runde auf seinem französischen Wallach Vitorio du Montet auf Rang 24 (65,2 Minuspunkte) vorarbeitete. Nach der Dressur waren die beiden noch auf Platz 43 gelegen! "Ich bin es eher ruhig angegangen, ich wollte nicht gleich die ganze Energie verschießen, das Gelände ist ja konditionell sehr anspruchsvoll und Vitorio ist ja nicht mehr der jüngste. Aber er war sehr gut drauf und  nach dem Cross top fit, darüber bin ich sehr glücklich", freut sich Ambros über die gute Form des 16-jährigen Wallachs. Im Gelände konnte das Paar an allen Hindernissen die direkte Linie wählen, ein Beweis, wie sehr sich diese Partnerschaft in den vergangenen Jahren entwickelt hat. "Verglichen mit Badminton war der heutige Kurs nicht so mächtig, aber mindestens so anspruchsvoll. Es war für mein Empfinden wesentlich technischer, diese oftmaligen Ecken, schmalen Sprünge, immer wieder auch die gebogenen Linien - das war schon richtig schwierig heute", so Ambros, der für das morgige Springen hofft, dass es möglichst trocken bleibt: "Ich bin ja schon vor 20 Jahren hier eine EM geritten, da war das Springen nicht schön zu reiten, weil es im Vorfeld so geregnet hat und der Boden sehr glitschig war. Ob so oder so - es wird auf jeden Fall ein schwieriges Springen werden." 

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Ohren gespitzt und voll motiviert: Katrin Khoddam-Hazratis Youngster Renegade meisterte das EM-Gelände ohne Hindernisfehler.  © Roman Suchanek

Youngster Renegade meistert EM-Gelände

Für Katrin Khoddam-Hazrati war heute das erklärte Ziel, mit ihrer neunjährigen, selbst gezogenen AWÖ-Stute vor allem fehlerfrei an den Hindernissen zu bleiben. Diese Mission haben die beiden mit Bravour erfüllt, auch wenn sich bis zum Überqueren der Ziellinie insgesamt 46,8 Minuspunkte angesammelt hatten. „Ich habe den Kurs langsam begonnen, weil sie am Anfang noch sehr geschaut hat. Aber wir sind super reingekommen. Zu den Kombinationen sind wir alles schön ausgeritten. Sie ist ja trotz allem erst neun Jahre alt und noch etwas grün hinter den Ohren. Aber konditionell hat sie es super gepackt, beim ersten Check hatte sie einen Puls von 88. Ich bin wirklich sehr, sehr zufrieden“, so Khoddam-Hazrati, die nun von Startplatz 36 (82 Minuspunkte) ins abschließende Springen geht.

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© Roman Suchanek

Lea Siegl souverän

Weiterhin sensationell unterwegs ist Lea Siegl. Der 27-jährigen Oberösterreicherin gelang nach ihrer Traumrunde in der Dressur am Freitag auch heute im Gelände ein wunderbarer Ritt – immer im Fluss, super souverän, das Paar ließ die anspruchsvolle EM-Strecke ganz einfach aussehen. Selbst als Siegl unterwegs während einer Unterbrechung mitten auf der Strecke angehalten wurde, fand sie mit ihrem 16-jährigen Van Helsing P problemlos wieder in den Rhythmus – keine Selbstverständlichkeit. Mit einer Zeit von 10:25 Minuten auf der Uhr verpasste das Duo die Idealzeit nur knapp, 9,6 Minuspunkte kamen zum gestrigen Dressurergebnis von 26,9 dazu – damit hält Siegl nun bei 36,5 Minuspunkten, die weiterhin Platz 4 für die junge Olympiareiterin bedeuten. Man wagt es kaum auszusprechen, aber der Bronzerang liegt vor dem Springen weniger als einen Abwurf entfernt …

Favoriten patzen – Österreich im Elite-Club

So problemlos wie das österreichische Team verlief der Geländetag nicht für alle. Bei weitem nicht. Ausgerechnet die Favoriten auf Mannschaftsgold, die Titelverteidiger aus Großbritannien, mussten mit Yasmin Ingham und Piggy March gleich zwei Ausfälle verzeichnen und sind damit draußen aus dem Teambewerb. Auch die Teams aus Belgien und Schweden sind nach Ausfällen und Aufgaben nicht mehr mit von der Partie. Tatsächlich brachten heute nur vier Equipen alle ihre Paare ins Ziel – Österreich ist Teil dieses elitären Clubs und rangiert in der Mannschaftswertung aktuell auf dem starken 5. Rang. Als einziges Team mit nur drei Reitern am Start eine wirklich grandiose Leistung.
 

Collett neue Führende

An der Spitze der Einzelwertung gab es einen Führungswechsel: Laura Collett (GBR) zeigte im Sattel ihres London wie so oft eine hervorragende Runde, die im Ziel mit nur 6 Zeitfehlerpunkten zu Buche schlug. Mit 26,6 Minuspunkten ist das britische Paar die neue Nummer eins, gefolgt von Michael Jung (GER) auf fischerChipmunk, der zehn Sekunden länger benötigte und nun bei 28,3 Minuspunkten hält. Auf Rang 3: Tom McEwen (GBR) mit JL Dublin (33 MP).

Alles offen fürs Finale

Für Österreich heißt es nun: Pferde regenerieren, Nerven behalten. „Unser Team-Vet Matthias Baumann betreut die Pferde, sodass wir morgen regeneriert ins abschließende Springen starten können“, so Bundesreferent Thomas Tesch.

Die Daumen aller österreichischen Vielseitigkeitsfans sind gedrückt – vielleicht gelingt dem kleinen Team ja die große Sensation.

Alle Ergebnisse im Detail gibt's hier