Voltigier-Weltmeisterschaften Budapest

Gold, Silber und Bronze für Österreich bei Voltigier-WM

Ein Artikel von Pamela Sladky | 29.08.2021 - 21:57
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Erfolgsquartett: Bundesreferent Manfred Rebel, Weltmeisterin Jasmin Lindner, Bromzemedaillengewinnerin Eva Nagiller (beide VG Pill) und Longenführer Klaus Haidacher (v. r. n. l.)
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Den Auftakt am Finaltag machte der Mannschaftsbewerb. Hier hatte sich die Gruppe aus Wildegg mit einem zweiten Platz in der Pflicht und der drittenbesten Kür in aussichtsreiche Medaillenposition geturnt. Am Sonntag konnte die niederösterreichische Erfolgstruppe gegenüber ihrer Leistung aus Runde eins noch einmal zulegen: Mit 8,643 Punkten musste sich das Team um Cornelia Trimmel lediglich den Welt- und Europameistern aus Deutschland geschlagen geben, die sich in der Gesamtwertung mit 8,735 Punkten deutlich von ihren ersten Verfolgern aus Österreich (8,044) und den USA (7,914) absetzten.

„Wildegg hat heute die Kür ihres Lebens geturnt“ ist Bundereferent Manfred Rebel begeistert. „Die Gruppe war das letzte Mal bei den Staatsmeisterschaften im Herbst 2019 am Start. Heuer konnte sie an keiner der beiden Sichtungen teilnehmen, zudem musste sie auf Ersatzpferd Leokado umsteigen, hat nur zweieinhalb Wochen mit ihm trainiert und ist heute zu Silber geturnt. Das Vertrauen, das ich in sie gesetzt habe, sie ohne Sichtung zu einem Championat zu entsenden, haben sie bereits beim Nationenpreis absolut gerechtfertigt. Die Leistung heute war das Tüpfelchen auf dem I“, bilanziert Bundesreferenz Manfred Rebel hoch zufrieden.

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Silber für die Voltigierer:innen aus Wildegg - nach fast zweijähriger Turnierpause! © im|press|ions

Wieder Gold für Lambert Leclezio

Bei den Herren stellten die Franzosen einmal mehr ihre Dominanz in dieser Klasse unter Beweis. Angeführt wurde das starke französische Team von Welt- und Europameister Lambert Leclezio (Estado, Longenführer Loic Devedu) der seiner Favoritenrolle einmal mehr vollends gerecht wurde. Mit 8,989 Punkten auf dem Konto sackte er das dritte WM-Gold seiner Karriere ein. Einzig der deutsche Jannis Heiland (Dark Beluga/Barbara Rosiny) konnte Leclezio fordern. Er sorgte am Abschlusstag für die beste Kür und kam an den Dominatoren der vergangen Championate mit 8,834 Punkten letztlich bis auf 1,5 Zehntel heran.

Die Plätze drei bis vier gehörten dafür erneut der Grande Nation: Theo Gardies (Ultrachic/Sebastien Langlois) holte mit 8,659 die Bronzemedaille, während sich sein Landsmann, Quentin Jabet, der auf St. Louis (Longe: Maud Bousignac-Dumont) das zweitbeste Ergebnis in der finalen Kür geturnt hatte, mit dem undankbaren vierten Platz begnügen musste (8,552).

Für das beste Ergebnis aus österreichischer Sicht sorgte Philip Clement. Bei seinem ersten Championat im Lager der Senioren turnte sich der Wildegger auf dem Rücken von Copperfield (Longe: Kathrin Humann) auf Anhieb in die Top Ten. 7,826 Punkte bedeuteten Platz zehn im Endklassement. Ein tolles Ergebnis für den 19-Jährigen.  

Eine tolle Runde zum Abschluss des Turniers gelang Dominik Eder auf Leokado an der Longe von Cornelia Trimmel. Seine Kür wurde mit 8,3 Punkten bewertet, der achtbesten Leistung des Tages. Damit fand die WM für den UVT Eligius-Voltigierer ein versöhnliches Ende, nachdem das Technikprogramm am Vortag nicht ganz so gelungen war wie erhofft. Im Endklassement wurde es Platz 12 für den Niederösterreicher. 

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Jasmin Lindner überzeugte in allen vier Prüfungen, insbesondere jedoch in den beiden Küren
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Das absolute Highlight aus österreichischer Sicht war der Bewerb der Damen. Gleich drei rot-weiß-rote Athletinnen gingen mit Medaillenchancen ins Finale. Allen voran Jasmin Lindner. Auf dem Rücken von Dr. Doolittle, der von Klaus Haidacher longiert wurde, präsentierte sich die Weltmeisterin von 2016 in bestechender Form. Nach Platz zwei in der Pflicht, einem fulminaten Sieg in der ersten Kür und einem weiteren zweiten Platz im Technikprogramm war die Tirolerin auch in der abschließenden Kür nicht zu schlagen. 8,759 Punkte in der Gesamtwertung bescherten der 26-Jährigen die zweite Einzel-Goldmedaille ihrer Karriere. „Jasmin Lindner hat heute wieder einmal gezeigt, was für eine großartige Wettkampf-Athletin sie ist. Sie hat ihre Kür von Anfang bis Ende sicher und sauber geturnt. Damit war an ihrem zweiten WM-Titel nicht zu rütteln“, so Rebel anerkennend.

Stark unterwegs war auch Lindners Vereinskollegin Eva Nagiller. Mit dem besten Technikprogramm hatte sich die Tirolerin am Samstag erstmals in die Medaillenränge geturnt.  

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Bronze für Eva Nagiller © im|press|ions

Auch in der abschließenden Kür war die Tirolerin hervorragend unterwegs. Doch dann konnte Nagiller den Abgang nicht zeigen, ein Fehler, der viele Punkte kostete. Eine Medaille wurde es trotzdem - die Bronzene (8,578). Von Nagillers Fehler profitierte Janika Derks (8,655). Auf Dark Beluga (Barbara Rosiny) holte sie die Silbermedaille für Deutschland.

Europameisterin Katharina Luschin, die auf Louis Bonheur (Longe: Lena Kalcher-Prein) mit einem Sieg in der Pflicht in die WM gestartet war, wurde in der ersten Kür durch einen technischen Fehler mit der Musikanlage im Klassement zurückgereicht. Zwar wurde dem Protest der österreichischen Teamführung stattgegeben und die Wertung einige Zehntelpunkte nach oben korrigiert. Leider fand Luschin in den verbliebenen Durchgängen jedoch nicht mehr ganz zu ihrer Form zurück, die sie zu Beginn des Championats an den Tag gelegt hatte. Für die Niederösterreicherin blieb am Ende Platz sechs (8,374).
 

Blech im Pas de deux

Bereits am Samstag ging die Entscheidung im Pas de deux über die Bühne. Hier verpasste Österreich die Bronzemedaille um 0,349 Punkte. Romana Hintner und Eva Nagiller belegten auf Dr. Doolittle mit Klaus Haidacher an der Longe mit gesamt 8,12 Punkten Platz vier hinter den US-Amerikanern Daniel Janes und Haley Smith (8,469 Punkte). „Ich bin mit beiden Pas de deux sehr zufrieden. Leider ist sich keine Medaille ausgegangen, aber die hatten wir ohnedies nicht in der Kalkulation“, sagt Bundesreferent Manfred Rebel im Gespräch mit der Pferderevue. Noch im Frühjahr sei man sich noch sicher gewesen, heuer in dieser Disziplin definitiv keine Chance auf eine Medaille zu haben. Dann kam das CVI3* in Le Mans, das Eva Nagiller und Romana Hintner als Generalprobe für die WM nutzten. Die guten Leistungen, die das Duo dort zeigte, machten Hoffnung, dass Edelmetall vielleicht doch im Bereich des Machbaren liegen könnte. Das nötige Quäntchen Glück, das es dafür gebraucht hätte, fehlte aber in Budapest. Vor der ersten der beiden Küren musste kurzfristig vom gewohnten Pferd Don Zeno auf Ersatzpferd Dr. Doolittle zurückgegriffen werden. „Da war natürlich klar, dass es ohne Training auf diesem Pferd noch schwerer werden würde. Das Duo ist jetzt in beiden Durchgängen auf Platz vier hinter den Amerikanern gelandet, daher geht die Blecherne wirklich in Ordnung und wir sind nicht enttäuscht.“

Das kurzfristig nachnominierte Pas de deux Ella Raffelsberger und Sandra Radner turnte auf Lord (Longe: Katharina Auer) mit 7,579 auf Rang 9. „Die beiden haben gezeigt was sie können und wirklich geliefert. Sie haben mit ihrer Leistung nicht nur ihre Nominierung gerechtfertigt, sondern ihr Maximum herausgeholt. Ich bin wirklich sehr zufrieden“, so Rebels Fazit.

Gold (Janika Derks/Johannes Kay – 8,936) und Silber Chiara Congia/Justin van Gerven – 8,646) gingen an die beiden Pas de deux aus Deutschland.

"Restlos zufrieden"

Nach vier Tagen hochklassigem Sport geht für Österreich ein überaus erfolgreiches Championat zu Ende. Auch wenn Österreich im Voltigieren immer zum engeren Favoritenkreis um Medaillen zählt, sind die Erfolge, die die rot-weiß-roten Athletinnen und Athleten in der „National Riding Hall“ von Budapest feiern durften, beeindruckend. „Gold und Bronze im Einzel, Silber in der Mannschaft, Silber im Nationenpreis – besser hätte es wirklich nicht gehen können. Wir sind restlos zufrieden, sind im Medaillenspiegel zweitbeste Nation der Welt. Nachdem wir auch bei den Junioren Gold und Silber eingefahren haben, können wir eine wirklich schwierige Saison mit ganz wenigen Trainings in der Übergangszeit erfolgreich beenden" zieht Manfred Rebel zufrieden Bilanz.

Nächster und zugleich letzter Fixpunkt im Turnierkalender der heimischen Voltigier-Asse ist das CVIO in Stadl-Paura, „der hoffentlich krönenende Abschluss einer sehr erfolgreichen – wenn auch kurzen – Saison“, so Rebel.

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