WM & EM Voltigieren 2025

9 Medaillen! Österreichs Voltigierer sorgen bei Heim-Championat für historischen Erfolg

Ein Artikel von Pamela Sladky | Pressemitteilung | 03.08.2025 - 19:54
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U21-Weltmeisterin Anna Weidenauer in Jubellaune © LUKASZ KOWALSKI

In der Berichterstattung über Österreichs Voltigiererinnen und Voltigierer gehen einem als Redakteurin eines Pferdesportmagazins ganz schnell die Superlative aus. Sensationell, überragend, historisch – kein Adjektiv, das wir im Zusammenhang mit „unseren Voltis“ nicht schon x-fach gebraucht hätten. Und dennoch scheint es, als ginge immer noch ein bisschen mehr. Bei der Heim-WM und -EM in Stadl-Paura war es wieder einmal so weit.

Mit seiner Prognose, wie viele Medaillen man von den erfolgsgewohnten Athlet:innen denn diesmal erwarten könne, gab sich Bundesreferent Manfred Rebel im Vorfeld des Multi-Championats eher zurückhaltend. Man wolle auf keinen Fall leer ausgehen – eine Medaille sei ein Muss. Heute nochmals nachgefragt, meinte Rebel, er habe ein bisschen tiefgestapelt – vier Podiumsplätze hatte er fest im Visier. Sechs habe er im günstigsten Fall für möglich gehalten. Geworden sind es: unfassbare neun – mehr noch als beim legendären Heim-Championat in Ebreichsdorf 2013!

Damals befand sich Voltigier-Österreich im Ausnahmezustand, im absoluten Freudentaumel. Und diesmal? Kennt die Freude einmal mehr keine Grenzen: bei den Athlet:innen, dem gesamten Betreuerstab, allen Helfer:innen im Pferdezentrum Stadl-Paura – und beim Publikum, das seine Favorit:innen in der proppevollen Karl-Bauer-Halle frenetisch (und in ohrenbetäubender Lautstärke) feierte.

„Ein historisches Ergebnis für Österreich, von dem ich nicht zu träumen gewagt hätte. Diesmal haben sich Österreichs Voltigierer selbst übertroffen – mit neun Medaillen, darunter drei in Gold! Das ist im Pferdesport beispiellos“, freute sich Rebel, nach der letzten Siegerehrung dieser so besonderen Voltigier-Festspiele.

Ein Verdienstabzeichen in Gold für "Mr. Voltigiersport"

Seit 29 Jahren ist Manfred Rebel Bundesreferent für Voltigieren beim Österreichischen Pferdesportverband. Am Samstag, an dem es mit sechs Podestplätzen einen regelrechten Medaillenregen gab, wurde dem längstgedienten – und mit Abstand erfolgreichsten – Bundesreferenten das Verdienstabzeichen in Gold des Österreichischen Pferdesportverbands (OEPS) überreicht. Die Ehrung fand im Vorfeld der Siegerehrung statt – ein würdiger Rahmen für eine Persönlichkeit, die den Voltigiersport in Österreich wie kaum ein anderer geprägt hat. Und eine Ehrung, die mehr als verdient und eigentlich überfällig war.

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© LUKASZ KOWALSKI

WM & EM Voltigieren 2026
- eine historische Bilanz

Bei den Junioren (U18) gingen insgesamt vier WM-Medaillen an die U18-Athleten: jeweils Gold an das Juniorenteam aus Wildegg (NÖ) und an das Pas de deux Flora Maurer und Larissa Jöbstl (ST), sowie Silber und Bronze im Einzel der Damen an Clara Ludwiczek (T) und Fanny Seidl (S).

In der Klasse der Young Vaulter (U21) gingen WM-Gold und Silber an Anna Weidenauer (NÖ) und Leonie Koller (T).

In der Allgemeinen Klasse sorgte Philip Clement mit EM-Bronze für die erste Medaille bei den Herren seit 2013.

Und im Nationenpreis erturnten Nicole Pikl, Philip Clement und das Team Seefeld gemeinsam zum Abschluss noch eine EM-Silbermedaille.

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Anna Weidenauer in ihrer bezaubernden Gold-Kür © FEI/Lukasz Kowalski

Medaillen 7, 8 und 9

Der Finaltag begann mit der Entscheidung bei den U21-Herren. Der Deutsche Arne Heers siegte auf Cleiner Onkel (Longe: Sven Heinze), vor seinem Landsmann Bela Lehnen und dem zweifachen Junioren-Weltmeister Sam Dos Santos (NED). Österreichs Paul Ruttkovsky belegte mit Chivas und Longenführerin Maria Lehrmann Rang 9 – und schaffte damit nach EM-Bronze im Vorjahr erneut den Sprung in die Top Ten der Welt.

Im abschließenden Bewerb der U21-Damen brodelte die Halle. „Die Stimmung war heute extrem gut, das Einlaufen war wirklich ein tolles Gefühl“, schwärmt Anna Weidenauer. Die Niederösterreicherin ging als Führende ins Finale – und lieferte. Ihre geniale Kür wurde mit der Wertnote 8,787 belohnt – der Young-Vaulter-Weltmeistertitel der 21-jährigen Jus-Studentin war in trockenen Tüchern. Es ist ihre achte Championatsmedaille, die sie heuer erstmals auf dem neuen Pferd Calcifer an der Longe von Maria Lehrmann gewann. Ein perfekter Abschluss einer außergewöhnlichen Nachwuchs-Karriere – mit hoffentlich ebenso erfolgreicher Fortsetzung in der Allgemeinen Klasse ab kommendem Jahr.

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U21-Doppelpack: Gold für Anna Weidenauer, Silber für Leonie Koller © FEI/Lukasz Kowalski

Die Draufgabe lieferte Leonie Koller (T/VG Pill): Nach Pflicht und Technik auf Bronzekurs gelegen, sicherte sie sich mit Longenführer Klaus Haidacher auf Lavalino und der dritthöchsten Kürnote des Tages (8,649) die Silbermedaille. Was für ein Finale! „Ich habe es heute einfach nur genossen – es war so ein tolles Gefühl mit all den Fans in der Halle, das motiviert extrem. Silber ist der Wahnsinn! Wobei: Ich wäre ja auch mit Bronze total glücklich gewesen, muss ich sagen. Es hat mir halt so leidgetan für Noemi (Anm.: Noemi Licci wurde nach einem Patzer in der Kür Vierte), die letztes Jahr auch Pech hatte und dieses Jahr so gut unterwegs war.“ Ja, so sind sie, die Voltis. Fairness und Teamplay sind in diesem Sport nicht bloß Lippenbekenntnisse, sondern gelebte Realität.

Im Senioren Pas de deux war für Österreich heuer nichts zu holen. Hier ging Gold an das eingespielte italienische Duo Rebecca Greggio und Davide Zanella, vor den Schweizern Zoe Maruccio und Syra Schmid und den deutschen Paarvoltigierern Diana Harwardt und Peter Kunne holten Bronze. Die beiden österreichischen Duos Lina Rhomberg und Michelle Worz sowie Anna Luschin und Anna Zierer beendeten die EM auf den Plätzen 6 und 8.


Krönender Abschluss mit Silber

Den silbernen Schlusspunkt setzte Rebels Truppe im Nationenpreis, bei dem pro Nation zwei Einzelvoltigierer:innen und eine Gruppe nominiert werden. Für Österreich gingen nochmals Cornelia Pikl (ST), Philip Clement (NÖ) und das Team Seefeld (T) an den Start – und gaben alles. Der Lohn: Silber und Medaille Nummer 9, die die Heim-WM und -EM in Stadl-Paura zum erfolgreichsten Voltigier-Championat Österreichs aller Zeiten machten. Gold ging an Deutschland, Bronze an die Schweiz.

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Österreichs Silber-Team im Nations Cup: Cornelia Pikl (ST), Philip Clement (NÖ) und die Gruppe aus Seefeld (T) - Sophie Pittl, Lena Bachbauer, Rebecca Frießer, Nina Bachbauer, Georg Gabl, Dominik Eder, Sarah Gollubics © FEI/Lukasz Kowalski

Ein Kraftakt

150 Pferde, 270 Athlet:innen, 150 Longenführer:innen aus 27 Nationen, 11 Titelentscheidungen und 5.000 Besucher:innen – so lauteten die Eckdaten des Multi-Championats im Pferdezentrum Stadl-Paura vom 30. Juli bis 3. August. Beeindruckende Zahlen, die dem erfahrenen Veranstalterteam – nach 2013 und 2017 bereits zum dritten Mal Gastgeber eines Voltigier-Championats – einiges abverlangten:

„So ein Multi-Championat auf die Beine zu stellen, ist ein nicht zu unterschätzender Kraftakt, der nur mit enormem Enthusiasmus und einem riesigen Team freiwilliger Helfer:innen zu stemmen ist“, zieht Veranstalter Christian Kermer von der Voltigiergruppe Breitenfurt ein realistisches, aber positives Resümee.

„Wir waren buchstäblich Tag und Nacht aktiv, um allen Sportler:innen, Funktionär:innen und Zuschauer:innen eine Woche lang beste Bedingungen bieten zu können. Denn was uns alle verbindet – und über unsere Grenzen gehen lässt – ist die Liebe zum Voltigiersport. Wenn die sportliche Bilanz am Ende so gut ausfällt, freut mich das natürlich besonders – dann hat sich der Aufwand gelohnt. Ich möchte mich auch beim Pferdezentrum Stadl-Paura herzlich für die gute Zusammenarbeit bedanken und allen Nationen zu ihren großartigen Leistungen gratulieren!“

Und wir bedanken uns einmal mehr für ein unglaubliches Heim-Championat, an das wir uns alle noch lange zurückerinnern werden.