Clara Ludwiczek legte auf Asti Royal XL an der Longe von Lena Kalcher-Prein einen Spitzenstart hin. © Andrea Fuchshumer
Zum Auftakt des Voltigier-Mega-Events im Pferdezentrum Stadl-Paura standen am Mittwoch die Pflichtbewerbe der Junior:innen und Young Vaulter auf dem Programm, die hier um WM-Titel und -Edelmetall turnen.
Den jungen Damen des starken österreichischen Teams gelang dabei ein hervorragender Einstieg – ganz besonders Clara Ludwiczek. Die Tirolerin geht als amtierende Junioren-Weltmeisterin ins Turnier, und nach dem gestrigen Auftakt stehen die Chancen gut, dass die Mission Titelverteidigung gelingen könnte. Mit einer Note von 8,072 rangiert Ludwiczek vorerst auf Rang zwei – nur Vedel Sondergaard Nielsen (DEN), die sich im Vorjahr bei der EM zu Gold voltigiert hatte, konnte sie übertreffen (8,298).
„Ich möchte meine Leistung in allen Durchgängen abrufen können – das hat heute schon mal gut geklappt, da bin ich mit fast allem sehr zufrieden“, resümiert die sympathische Titelverteidigerin aus Tirol. Wenn ihr das gelingt, ist eine Top-Platzierung absolut drin, wenngleich Ludwiczek einräumt: „Aber das Niveau ist sehr hoch.“
Pendeln zwischen Salzburg und Mailand
Ebenfalls ein starker WM-Start gelang Championatsdebütantin Fanny Seidl. Die Salzburgerin rangiert mit 7,859 Punkten derzeit auf Platz 3. „Ich war natürlich nervöser als vor anderen Turnieren, aber dann habe ich mir vorgenommen, auf meinem ersten Championat einfach Spaß zu haben – denn ich habe ja schließlich nichts zu verlieren. Dass es dann gleich so gut geklappt hat, ist einfach nur toll“, strahlte die 16-Jährige.
In der Vorbereitung hat Seidl nichts dem Zufall überlassen: Weil sich in ihrem Umfeld kein Pferd mit Championatsqualitäten finden ließ, fuhr sie jedes Wochenende nach Mailand. Dort steht Filon, ein 15-jähriger KWPN-Wallach, der seit 2017 für Italien bei Championaten im Einsatz ist – und in Stadl-Paura auch für Fanny Seidl. Zwei Turniere hat die Salzburgerin bislang auf dem Rücken des erfahrenen Wallachs bestritten – ein Sieg und ein zweiter Platz waren die Ausbeute. Eine WM-Medaille wäre ein schöner Lohn für so viel Hingabe und Engagement.
Fanny Seidl pendelte in der Vorbereitung wöchtenlich zwischen Salzburg und Mailand, um auf ihrem italienischen Leihpferd Filon zu trainieren. Nach der Pflicht rangiert sie auf Rang 3. © Andrea Fuchshumer
Auch Österreichs dritte Juniorin durfte sich über einen guten Auftakt freuen: Die 17-jährige Antonia Mayerhofer vom Team Wildegg in Niederösterreich liegt mit 7,739 Punkten in den Top Ten des hochkarätig besetzten Starterfeldes mit insgesamt 56 Athletinnen.
Schlagabtausch zwischen Deutschland und Italien
Bei den U18-Herren präsentierten sich – wie erwartet – Deutschland und Italien sehr stark. Der 15-jährige Henry Frischmuth vom Team Fredenbeck (GER) übernahm mit 8,286 Punkten die Führung vor dem Silbermedaillengewinner der letzten beiden Jahre, Lukas Heitmann (GER), sowie Jan Stellahaegi (ITA), Luka Fuchslocher (GER) und Ettore Arena (ITA), die alle innerhalb von sieben Zehntelpunkten liegen.
Bester Österreicher beim Auftakt der Junioren-Herren war Erik Weidenauer, der nach einer kleinen Unsicherheit im Stehen mit 7,334 Punkten auf Platz 7 rangiert. Die beiden Championatsneulinge Jakob Baischer (OÖ) und Josef Schellnegger (ST) liegen im 17-köpfigen Teilnehmerfeld auf den Plätzen 11 und 12.
Weidenauer und Koller auf Medaillenkurs
Die 2022 erstmals ausgetragene Klasse der Young Vaulter (U21) besteht aus drei Teilbewerben und startet ebenfalls mit der Pflicht. Auf dem Weg zur Medaillenentscheidung folgen ein Technikteil, der frei kombinierbare Pflichtübungen enthalten muss, sowie die abschließende Finalkür.
Bei den U21-Damen ist die Leistungsdichte heuer so hoch wie noch nie. Mittendrin im Kampf um die Podiumsplätze ist Anna Weidenauer. Sieben Medaillen hat die junge Niederösterreicherin bereits zu Hause – eine achte ist nach der Pflicht, die 25 % der Gesamtnote ausmacht, absolut in Griffweite. Mit 8,297 Punkten musste sie sich zum Auftakt nur der Schweizerin Noemi Licci (8,387) geschlagen geben. „Mein Ziel sind noch zwei saubere Durchgänge, und wenn mir das gelingt, dann bin ich sehr zufrieden", so Weidenauer.
Teamkollegin Leonie Koller (T), die derzeit mit Rang 4 ebenfalls in hervorragender Ausgangsposition liegt, ergänzt: „Das Niveau ist so hoch diesmal, wir dürfen uns echt keinen noch so kleinen Fehler erlauben.“ Die 21-jährige Tirolerin bestreitet heuer ihr fünftes Championat und konnte sich trotz kurzfristigen Pferdewechsels gut präsentieren: „Ich bin zufrieden mit unserer Leistung heute und sehr froh, dass es so super geklappt hat mit Lavalino, auf den ich ja erst vor dem CVIO im Mai umgestiegen bin. Ich bin sehr glücklich, dass ich mich für das Team qualifizieren konnte und möchte noch zwei Mal mein Bestes geben.“
Auf Platz 3 rangiert nach der Pflicht die Deutsche Lisa Marie Wagner (8,064), Bronzemedaillengewinnerin von Bern 2024.
Lehnen und Dos Santos eröffnen Duell um WM-Gold
Das Starterfeld der U21-Voltigierer Herren umfasste 14 Athleten aus neun Nationen, und auch hier war die Leistungsdichte erwartungsgemäß extrem hoch. Die Führung übernahm mit 8,560 Punkten der große Favorit, der Silbermedaillengewinner der Young Vaulter-WM 2023 Bela Lehnen (GER). Seine größte Konkurrenz ist definitiv der zweifache Junioren-Weltmeister Sam dos Santos (NED), der in der Klasse der Young Vaulter nahtlos an seine Erfolge anschließen möchte.
Auf Platz 3 rangiert nach der Pflicht der WM-Bronzemedaillist von 2023, Baptiste Terrier aus Frankreich. Österreichs Paul Ruttkovsky, der von der Young Vaulter-Europameisterschaft 2024 in Bern eine Bronzemedaille mit nach Hause brachte, liegt mit 7,463 Punkten auf Zwischenrang 11.
Titelverteidigerin Kathrin Meyer setzte mit ihrer Pflicht ein klares Statement: 8,796 Punkte gab es für sie von der Jury. In dieser Form dürfte die Deutsche schwer zu schlagen sein. © FEI/Lukasz Kowalski
Machtdemonstration der deutschen Damen
Als letzter Programmpunkt des Tages vor der Eröffnung stand der erste Bewerb der Europameisterschaften im Voltigieren der Allgemeinen Klasse auf dem Programm. 21 Voltigiererinnen aus 12 Nationen waren am Start – doch auf den vorderen Plätzen war es ein Alleingang der deutschen Athletinnen. Derzeit Führende mit 8,796 Punkten ist die amtierende Europameisterin Kathrin Meyer (GER), gefolgt von ihren Teamkolleginnen Alice Layher (8,737), WM-Bronzemedaillengewinnerin 2024, sowie Alina Ross (8,382), Vize-Europameisterin 2023 und Vizeweltmeisterin 2024.
Die Schweiz hat mit Danielle Bürgi ebenfalls eine starke Athletin am Start, sie konnte sich mit 8,343 Punkten als Vierte einreihen - trotz Last-Minute-Pferdewechsels. Ihr gewohntes Pferd wurde nach der tierärztlichen Kontrolle zurückgezogen und Bürgi sah sich gezwungen, kurzfristig auf ein anderes Pferd umzusteigen. Die Wahl fiel auf Drillian, longiert von Selena Brummund. Dass das Trio keine Zeit gehabt hatte, sich aufeinander einzuspielen, war der Schweizerin nicht anzumerken.
Cornelia Pikl (ST) und Sabine Kuntner (NÖ) liegen nach der ersten Pflicht auf den Plätzen 6 (7,943) und 8 (7,795). Nicole Kirbisch (NÖ) rangiert mit 7,195 Punkten auf Platz 16.
Österreichs Voltigier-Bundesreferent Manfred Rebel zeigt sich nach dem Auftakt sehr zufrieden. "Wir sind in vielen Bewerben vorne mit dabei. Für unser Ziel, bei diesem Heim-Championat zumindest eine Medaille zu holen, haben wir uns in eine gute Ausgangsposition gebracht."
Alle Ergebnisse im Detail gibt es hier.