Zucht

Bundeschampionat: A-Pferde punkten mit viel Qualität

Ein Artikel von PM | PS | 23.09.2019 - 16:03
Nassera MB_Hager1.jpg

So viele Punkte wie sie bekam keine: bestes dressurbetont gezogenes Fohlen 2019, Nassera MB v. Zenon VDL
© Hans Kraus

Die ersten Entscheidungen fielen am Samstagabend. Da wurden in der großen Halle des Pferdezentrums Stadl-Paura acht der zehn Zuchtbewerbe entschieden. Den Auftakt machten die Jüngsten. Insgesamt 74 Fohlen waren für die im Vorjahr auf fünf aufgestockte Championatsklassen genannt.

Nach dem ersten Teilbewerb am Samstagnachmittag auf dem Paradeplatz hatten sich bei den springbetonten Stutfohlen zwei für den Endring qualifiziert. Den Titel holte die Vingino-Tochter H.B. Vanda aus der Zucht der HB-Reitsport GmbH. „Vanda verfügt über ein Springpedigree der allerfeinsten Sorte", konstatierte Richter Hans Heinrich Brüning aus Deutschland. Die guten Gene spiegelten sich im Erscheinungsbild des Stutfohlens wider. "Wenn man dieses Modell im Seitenbild sieht, dann ist es ein wahrer Champion.“ Die Richter unterstrichen ihr Urteil mit der Bestnote: 9,0.

Exakt denselben Wert gab es auch für das beste springbetonte Hengstfohlen. Diesen Titel gab es für Lord Perry Junior W, der – wie es der Namen bereits verrät – von dem in Österreich aufgestellten Spitzenvererber Lord Perry W aus der Zucht von Karl Preihs abstammt. Mit der Note 9,5 im Typ und der Gesamtnote 9,0 setzte sich das von Heinz Winter gezogene Hengstfohlen klar an die Spitze. Der Richter Brüning bezeichnete den neuen Bundeschampion als edel, nobel, schick und lobte die große Gelassenheit, mit der sich der Jungspund auf dem großen Areal präsentiert. "Ein Fohlen, das den Typ repräsentiert, den sich die moderne Springpferdezucht wünscht."

Die zahlenmäßig größte Gruppe im Endring stellten die dressurbetonten Stutfohlen. Hier hatten sich neun Anwärter für das Finale qualifiziert, angetreten waren ursprünglich dreißig. „Wunderbar im Ausdruck, der Typ könnte kaum schöner angelegt sein, extrem großzügiger Bewegungsablauf, dabei immer im Gleichgewicht“, lobte Richter Florian Solle, ehemaliger Zuchtleiter des Verbandes Hessischer Pferdezüchter,  die neue Bundeschampionesse, Nassera MB. Bewertet wurde die Zenon VDL-Tochter aus der Zucht von Barbara und Michael Hager mit der Wertnote 9,17 - der Höchstnote des diesjährigen Bundeschampionats.

Bei den dressurbetonten Hengstfohlen, qualifizierten sich sechs der 20 gemeldeten Fohlen für die finale Entscheidung im Endring. Eine große Zukunft prognostizierte Hans Heinrich Brüning dem neuen Bundeschampion in dieser Klasse, der seinem Züchter Johannes Schwaiger und seinem Namen alle Ehre machte: Sensation von Secret sicherte sich den Titel mit der Note 9,0. „Auch bei der Kulisse stand er da wie ein Denkmal, ein sehr großrahmiges Fohlen mit ganz großer Übersetzung, aber dabei immer locker und geschmeidig“, so Brüning.

Seit dem Jahr 2018 wurden auch die Österreichischen Reitponyfohlen in das AWÖ Bundeschampionat integriert. In diesem Jahr waren sechs Ponyfohlen am Start, die Hälfte von ihnen wurde im Endring präsentiert. Champion der Österreichischen Reitponys 2019 ist Berghof’s Dreitakt, ein Sohn des Dreiklang AT. Geht es nach den Richtern, hat das von der Zuchtgemeinschaft Doppler-Frank gezogene Hengstfohlen „so ziemlich alles. Substanz, Typ, Ausdruck, sehr gute Trab-, Schritt- und Galoppaktion.“ Dafür gab's die Note 8,67.

An die Bundesjungstuten wurden insgesamt drei Schärpen vergeben, erst zum zweiten Mal überhaupt ein Titel in der Kategorie der springbetonten Jungstuten. Nach der Premiere im Vorjahr, bei der drei Stuten am Start gewesen waren, waren in diesem Jahr mit sieben Stuten mehr als doppelt so viele Pferde genannt.

Drei dieser sieben Stuten qualifizierten sich für Endring. Dort konnte Chili One MP, die für den einen oder anderen wohl schon nach dem Freispringen heimliche Favoritin war, am meisten überzeugen. Die Tochter des Actender wurde mit der Note 9,5 im Freispringen und der Gesamtnote 8,44 neue Bundeschampionesse. „Es ist unglaublich, wie sie im Rhythmus gelassen locker und trotzdem mit der nötigen Spannung und mit gutem Taxieren das Freispringen absolviert hat. Sie ist ganz klar die Nummer eins bei uns. Das ist die beste österreichische springbetonte Stute 2019“, kommentierte Richter Solle. Die Stute ist übrigens keine Unbekannte in der Szene. Sie gewann zweijährig bereits das Österreichische Freispringchampionat.

Bei den dreijährigen Bundesjungstuten kommt die neue Bundeschampionesse aus der Steiermark. Gezüchtet und in Besitz der Broadmoar KG überzeugte Broadmoars Leonora v. Eye Catcher insbesondere in Typ und Gangmeachanik. In beiden Teilbewertungen erhielt sie die Note 9,0. „Diese Stute ist ein wahrer Eyecatcher. Sie wusste uns vom ersten Moment des Auftritts zu begeistern. Die Stute ist schön bergauf konstruiert mit allen Reitpferdepoints, die wir uns wünschen“, so Richter Brüning.

Drei Pferde sah man auch im Endring der vierjährigen Bundesjungstuten. Hier ging der Sieg an die Moosbachhof-Stute Florina MBH v. Antango mit der Gesamtnote 8,60.  „Eine große, stabile, kräftig in der Substanz gemachte Stute. Die großen Partien sind günstig in der Konstruktion, was sie in der Bewegung umsetzte. Eine in jeder Hinsicht ansprechende Stute", urteilte Florian Solle.

DarkKnightRises_Hauptmann4.jpg

Bester der vierjährigen Reitpferde: Dark Knight Rises v. De Niro unter Martin Hauptmann
© Hans Kraus

Sonntag war wie gewohnt großer Finaltag beim AWÖ Bundeschampionat in Stadl-Paura. Nachdem am Vorabend bereits acht Schärpen vergeben worden waren, standen am letzten Wettkampftag noch neun Titelentscheidungen aus.

Bei den dreijährigen Reitpferden ging der Sieg an Fenomenal. Bei den Richtern punktete die Van-Vivaldi-Tochter aus der Zucht von Dr. Franz Hummer-Niedermayr mit einer 9,0 für den Schritt und den Gesamteindruck, sowie 8,5 für Trab und Galopp. Zusammen mit den Fremdreiternoten kam Fenomenal auf 8,57 als Endnote. Wäre es nach den beiden Testreiterinnen gegangen, wäre jedoch Geyer’s Ferrero die Siegerin gewesen, die hier mit 9,5 bzw. 9,0 die Höchstnoten abstaubte. Mit der Gesamtnote 8,36 wurde es für sie jedoch "nur" Rang zwei.

Bei den vierjährigen Reitpferden führten zwei Rappen das Feld an. Dark Knight Rises, ein Wallach von De Niro, wurde von seinem Besitzer Martin Hauptmann vorgestellt. Der Wallach kam nicht nur unter seinem Ausbilder, sondern auch im Fremdreitertest gut an, für den er die Note 9,0 erhielt. Mit der Gesamtnote 8,43 erhielt er die begehrte Schärpe.

Bei den vier- bis fünfjährigen Dressurpferden, sorgte ein amtierender Bundeschampion für das beste Ergebnis. Faveur EM, ein Sohn des unter Matthias Alexander Rath erfolgreichen Hannoveraner Spitzenvererbers Foundation wurde im Jahr 2018 Bundeschampion der vierjährigen Reitpferde. Nun kehrte der von Ernst Mayr gezogene Braune nach Stadl-Paura zurück und trat bei den vier- bis fünfjährigen Dressurpferden gegen eine starke Konkurrenz an. Der von Hannes Mayr vorgestellte Fünfjährige erhielt im Finale in drei Teilbewertungen Noten über 9,0. Der Trab wurde mit 9,8, der Galopp mit 9,1 und der Gesamteindruck mit 9,2 honoriert. Gesamt machte das 8,88 und eine neue Schärpe für Faveur EM.

In der Klasse der fünf- bis sechsjährigen Dressurpferde konnte sich Bartlgut's Fürstenberg durchsetzen. 2017 kehrte Fürstenberg als Doppelbundeschampion aufs Bartlgut zurück, und auch diesmal brachte der bewegungsstarke Franziskus-Sohn wieder eine Schärpe mit nach Hause. Dafür sorgte nicht zuletzt sein imposanter Trab, für den der von Ulrike Prunthaller vorgestellte Hengst mit der höchsten in diesem Bewerb vergebenen Teilnote bewertet wurde: einer 9,8. Gesamt brachte es das Duo auf 8,54.  

Die Titelentscheidung bei den Fahrpferden machten sich zwei Bundeschampions untereinander aus. Im zweiten Teilbewerb lagen der Titelträger des Vorjahres, Carethino G, mit seinem Fahrer Wolfgang Szedenik sowie der Bundeschampion des Jahres 2017 Barrichello mit Georg Moser gleichauf. In einem solchen Fall besagt das Reglement, dass das Ergebnis des ersten Teilbewerbes für die endgültige Rangierung hinzugezogen wird. Da in diesem Teilbewerb Georg Moser und Barrichello besser abgeschnitten hatten, ging die Schärpe an dieses Paar.

Im Geländepferdechampionat der fünf- bis sechsjährigen Pferde ging der Titel an Cartani R unter Clemens Croy. Nach seinem Sieg im Geländeritt am Samstag entschied der sechsjährige Wallach auch das finale Springen souverän für sich. 32,84 Punkte lautete sein Gesamtergebnis.

Bei den sieben- bis achtjährigen Geländepferden kamen nur zwei Paare in die Wertung, da ein Pferd im Gelände ausgeschieden war. Mit dem Sieg im dritten Teilbewerb besiegelten die Goldrush-Stute Vianelly TS und die Stadlinger Bereiterin Kristina Waltenberger den Championats-Sieg. Sie erreichten 29,12 Punkte gesamt.

Bei den fünfjährigen Springpferden kam es im dritten Teilbewerb noch einmal zu einem Führungswechsel. Das führende Duo des Zwischenrankings, Staletto ZGE unter Marie Christine Sebesta, vergab seinen Sieg unglücklich mit einer Verweigerung. Die Gunst der Stunde wusste Routinier Alfred Fischer zu nutzen, der die Calme-P-Tochter Jallmea vorstellte. Die fünfjährige Stute gewann mit der Note 8,30 nicht nur den dritten Teilbewerb, sondern wurde mit 24,50 Punkten zur Bundeschampionesse der Fünfjährigen prämiert.

Stutenpower war auch bei den sechsjährigen Springpferden angesagt. Hier setzte sich Cidney PZW mit ihrem Reiter Dominik Wessely gegen die Konkurrenz durch. Die Stute, die von dem Top-Vererber Corianus abstammt, war in diesem Jahr bereits mehrfach erfolgreich in der mittelschweren Klasse vorgestellt worden und kam daher als Mit-Favoritin zum Bundeschampionat. Hier lag sie zwar nach den ersten beiden Teilbewerben nicht an der Spitze, verbesserte sich aber stetig mit wachsender Aufgabe und blieb schließlich im Stechen der besten fünf Pferde als einzige fehlerfrei, womit ihr der Titel sicher war.