Zucht

AWÖ Bundeschampionat: Erste Schärpen vergeben

Ein Artikel von Stephanie Schiller | 18.09.2020 - 19:34
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Bundeschampionesse springbetonte Jungstuten 2020: Cranberry v. Comme il Faut

Erst zum dritten Mal wurde im Rahmen des AWÖ Bundeschampionats ein eigener Titel für springbetont gezogene Jungstuten vergeben. Die Titelanwärterinnen hatten das Bundeschampionat – wie schon die Jahre zuvor – am Donnerstagabend mit dem Freispringen eröffnet. Dies war der erste Teilbewerb, in dem die Richter den Galopp und das Springvermögen bewerteten. Am heutigen Freitag wurden die Stuten dann an der Hand vorgestellt, und die übrigen Teilnoten mit den gestrigen Ergebnissen zu einer Gesamtnote addiert. Das beste Ergebnis erreichte schließlich die vierjährige Stute Cranberry. Sie ist eine Tochter des international bekannten Springvererber Comme il faut v. Cornet Obolensky ab, der 2019 unter Marcus Ehning zum EM-Silber sprang. Auch ihre Mutter Burberry’s Lady führt international bekanntes Springblut. Sie geht auf Burberry 9 PrH., einen Sohn des Balou du Rouet zurück. Richter Helmut Feigl sagte über die frisch gebackene Championesse: „Sie könnte etwas mehr Oberhalsung haben. Man muss aber auch wissen, dass die Stute derzeit ein Fohlen führt und dies auch vielleicht die Exterieur-Situation beeinflusst. Dennoch ist das eine sehr gut konstruierte Stute mit straffer Oberlinie, praktischem Körper, schönen weiten Ellenbogen und trockenem Fuß. Sie hat gestern ihre ganze Klasse beim Freispringen ausgespielt und, obwohl sie fohlenführend ist, eine souveräne Freispring-Vorführung hingelegt – mit Abdruck, mit Geist, mit viel Luft nach oben, schnell repetierend, allem, was man sich so wünscht.“ Cranberry gewann den Titel mit der Note 8,3. Die Stute stammt aus der Zucht des Burgenländers Lorenz Preisinger und steht im Besitz der Salzburgerin Stefanie Hirnböck.

Mit der Note 8,2 ging der Reservesieg an die Stute Serenissima v. Grey Top, aus der Zucht und im Besitz der Steirerin Dr. Bettina Fasching. Die ausdrucksstarke Dreijährige überzeugte insbesondere durch ihren modernen Typ. „Eine unglaublich moderne Stute, die auch heute im Schritt noch einmal sehr gut gepunktet hat. Ihre Bewegungsfolge gestern war vielleicht etwas von Körperspannung getragen, im Trab sowie auch im Galopp, aber dennoch balanciert. Sie war im Freispringen zunächst etwas ängstlicher, schien überfordert, ist aber dann gut mit den Aufgaben gewachsen und hat zuletzt ihre Klasse offenbart und einen sehr schönen, perspektivenreichen Sprung gezeigt“, begründet Feigl die Bewertung.

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Bundeschampionesse dreijährige Bundesjungstuten 2020: Novara MB v. Florenz

Salzburger Stute Championesse der Dreijährigen

Bei den dreijährigen Bundesjungstuten wurden insgesamt elf Stuten präsentiert, sieben von ihnen wurden von den Richtern für den Endring ausgewählt. Hans Heinrich Brüning, der bereits im vergangenen Jahr als Zuchtrichter beim AWÖ Bundeschampionat zu Gast war, hob die hohe Qualität des präsentierten Lots hervor: „Die österreichischen Züchter können stolz sein auf ihren Jahrgang. Es ist ein deutlicher Zuchtfortschritt erkennbar.“

Die hohe Qualität der vorgestellten Stuten spiegelte sich auch in der Bewertung wider. Mit der Gesamtnote 8,6 wurde Novara MB zur neuen Bundeschampionesse. Die Tochter des Florenz v. Fairbanks stammt aus der Zucht von Barbara und Michael Hager im Salzburger Seekirchen. Brüning beschreibt die Stute als sehr weiblich und „mit sehr viel Adel und einem exzellentem Trabablauf ausgestattet. Der Schritt war auch überdurchschnittlich gut. Das passiert in einem Züchterleben nicht oft, dass man so ein Pferd züchtet.“ Stutenbesitzer Michael Hager konnte sein Glück bei der Siegerehrung kaum fassen: „Es ist überwältigend, es freut mich. Der aktuelle Plan wäre gewesen, dass wir die Stute verkaufen, aber ich glaube, das geht jetzt nicht mehr. Da tu ich mir etwas schwer.“

Das zweitbeste Ergebnis bei den dreijährigen Stuten erhielt Bartlgut’s Glimmer. Gezogen von Andreas Winter steht sie mittlerweile im Besitz der Familie Schmidt, die auch Besitzer des Vaters der Stute, Bartlgut’s Fürst Theodor ist. Der Hengst war unter Ulrike Prunthaller in der Dressur bis Grand-Prix-Niveau erfolgreich. Mütterlicherseits geht Bartlgut’s Glimmer auf den Hengst Samba Hit II zurück, in dessen Pedigree wiederum der legendäre Dressurvererber Sandro Hit zu finden ist. „Wenn man diese Stute im Seitenbild sieht, dann steht sie da wie ein Denkmal. Man kann sie kaum schöner malen. Auch von ihrem Interieur her ist sie wirklich überzeugend. Und das ist heutzutage genauso wichtig, wie ein Trab, der alles überragt. Mit diesem Pferd lässt sich sehr gut weiterarbeiten“, beschreibt Brüning die Dreijährige. Die Richter lobten zudem die klare Bergauf-Tendenz, ihre sehr gute Halsung und das trockene Fundament. Bartlgut’s Glimmer erhielt die Note 8,4.

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© Bundeschampionesse vierjährige Bundesjungstuten 2020: Sherazade v. d. Aue v. Borsalino

Borsalino-Tochter gewinnt bei Vierjährigen

Einen Dressur-Stambaum wie aus dem Lehrbuch weist die neue Bundeschampionesse der vierjährigen Bundesjungstuten auf. Sherazade v. d. Aue, eine Tochter des Borsalino v. Boston – Fidermark I, reiste aus der Steiermark zum diesjährigen AWÖ Bundeschampionat an. Sie setzte sich gegen neun Kontrahentinnen durch, von denen – Sherazade v. d. Aue eingeschlossen – sechs in den Endring berufen wurden. Züchter und Besitzer DI Hans-Jörg und Ulrike Gasser wählten für die Anpaarung die konsequent dressurmäßig gezogene Stute Shall we dance v. Sandro Hit – Donnerhall ElH. – Pik Bube I. Die überlegte Anpaarung machte sich bezahlt. Sherazade v. d. Aue machte beim Richter-Duo schnell Eindruck. Sie habe „schon beim ersten Auftritt einstimmig überzeugt und auch beim zweiten und dritten Hingucken, wo man das Pferd auf sich wirken lässt, weiterhin überzeugt. Sie ist eine topmoderne Stute mit idealem Körper, super Partien, idealer Köperharmonie, wunderbarem trockenem Bein, schöner Ellenbogenfreiheit und einem insgesamt sehr beweglichem Körper. Sie hat vielleicht etwas länger gebraucht, um zur idealen Schrittpräsentation zu kommen, als die Zweitplatzierte. Es ist ihr dann aber dennoch hervorragend gelungen“, so Richter Helmut Feigl. Auch die Bergauftendenz im Trab sei nicht zu toppen gewesen. Die Bewertung spiegelte sich in den Noten wider, insbesondere in Typ und Gangmechanik konnte die Stute punkten. Sie erhielt die Endnote 8,6.

Die Reservesiegerin musste sich mit dem knappen Rückstand von 0,1 Punkten geschlagen geben. Die Honoré-du-Soir-Tochter Rose of Killarney EH erhielt ebenfalls für ihren Typ eine Top-Teilnote. Die Stute aus der Zucht und in Besitz der Oberösterreicherin Hedwig Eder hat mütterlicherseits mit Rohdiamant und Akzent II zwei bekannte Dressurvererber im Pedigree. Feigl über die Reserve-Siegerin: „Eine sehr kalibrige, großrahmige, bedeutende Stute, die sich sehr frei, sehr taktsicher, sehr elastisch, sehr balanciert bewegt hat und in ihrer Gesamtbedeutung der Siegerstute kaum nachsteht. Vielleicht hätte sie in der Oberlinie noch etwas runder, abgedrehter sein können. Auch die Schritttour war bei dieser Stute erstklassig und wir können uns für so eine Stute alle Perspektiven, sowohl in der Zucht, als auch im Sport, vorstellen.“