zucht

Österreichische Warmblutzucht: Bundeschampions 2021 gekürt

Ein Artikel von Eva Schweiger | 21.09.2021 - 14:08
SantaFlorentina_Scherpe.jpg

Doppel-Championesse Santa Florentina mit Reiterin Kathrin Großholzner © Kraus Hans

Das gesamte vergangene Wochenende stand im Pferdezentrum Stadl-Paura unter dem Stern der österreichischen Warmblutzucht. Der Sportpferdenachwuchs für die Disziplinen Dressur und Vielseitigkeit sowie Springen und Fahren wurde vorgestellt, die Jüngsten zeigten sich im Vorführring den kritischen Augen der Richter:innen.

Bundesjungstutenschauen

Im Anschluss an die Finale der Fohlenchampionate folgten am Samstagabend in der großen Halle des Pferdezentrums die Bundesjungstutenschauen. Den Anfang machten die drei- bis vierjährigen springbetonten Jungstuten. Hier stellte Günther Gasper mit der 2018 geborenen Pearl of Grey die Championesse. Die Stute zeigte sich modern, edel, trocken und blutgeprägt. Beim vorangegangenen Freispringen, bei dem die Jungstuten vorselektiert worden waren, lieferte die Grey Top-Tochter die beste Vorstellung und bewies ein gutes, sicheres Auge für den Sprung und viel Intelligenz. Insgesamt eine „sehr komplette Springstute“, wie die Richter betonten.

Im Dressurlager holte sich Santa Florentina die Championatsschärpe der dreijährigen Bundesjungstuten ab. Auf der Dreiecksbahn lieferte die ausdrucksstarke Stute von Secret – Sandro Hit ein wunderbares Bild ab. Bereits davor hatte sie die Richter unter der jungen Katrin Großholzner, der Tochter des Züchters Christian Großholzner, im Grundbewerb des Reitpferdechampionats der Dreijährigen beeindruckt. Schlussendlich gab es im Finale dann für die beiden auch dort den ersten Platz.

Bei den vierjährigen Bundesjungstuten dominierte Bellaria vom Prunnehof, eine Quantensprung – Davignon II EIH-Tochter aus der Zucht von Natalie und Melanie Huber. „Schlüssig gezogen, schön gemacht“, hieß es von den Richtern. „Ein Pferd mit sehr gut verbundenen Partien und wunderbarem Ausdruck. Und man könnte hier wohl von einem echten 11-er Schritt sprechen.“ Die Stute war tags darauf auch beim Reitpferdechampionat der Vierjährigen unter den Finalisten und erreichte dort unter Natalie Huber mit einer Endnote von 8,5 den vierten Rang.

Reitpferdechampionate

Nach der Qualifikation am Freitag wurden die besten Acht drei- und vierjährigen Reitpferde am Sonntag im Finale mit Fremdreitertest von den Richtern Ursula Seipel und Bruno Six bewertet.

Besonders emotional war die Siegerehrung des Reitpferdechampionats der Dreijährigen, denn Santa Florentina konnte sich an dieser Stelle bereits ihren zweiten Titel an diesem Wochenende abholen.  Die harmonische Performance im Finale unter ihrer Reiterin Kathrin Großholzner brachte der Stute mit fast ausschließlich 9er-Noten den Championatstitel.

Der Reitclub Bartlgut konnte seine Titel vom letzten Jahr im Reitpferdechampionat der Vierjährigen erfolgreich verteidigen und stellte den Sieger und Reservesieger in dieser Prüfung. Bartlgut’s Questore, ein Sohn des Top-Vererbers Quaterback, krönte sich zum Gewinner und erreichte die höchsten Noten – im Trab vergaben die Richter sogar eine 10,0. Der Hengst stammt – ebenso wie Vize-Champion Bartlgut’s Donati, aus der Zucht von Herbert Stanek.

Die Fremdreiter fanden lobende Worte für die jungen Pferden: „Ich persönlich war sehr angenehm überrascht von der Qualität der Pferde, welche auch mit wenigen Abstrichen, sehr gut vorbereitet und geritten waren. Es hat sehr Spaß gemacht“, verriet Friederike „Hexe“ Schulz-Wallner vom Gestüt Murtal. Auch der frischgebackene U25-Dressur-Europameister Raphael Netz vom Gestüt Aubenhausen war sehr zufrieden mit dem Lot: „Es waren ein paar spannende Pferde dabei, gerade das Starterfeld der Vierjährigen war sehr stark besetzt. Die Pferde haben sich toll angefühlt, waren sehr angenehm zu reiten und schon sehr gut ausgebildet.

BartlgiutsTraunsteinK_Prunthaller.jpg

Champion Bartlgut's Traunstein K mit Ulrike Prunthaller im Sattel © Kraus Hans

Dressurpferdechampionate

Unter dem Sattel wurde Qualität unter anderem im Dressurpferdechampionat der Vier- bis Fünfjährigen bewiesen. Mit mehr als einer Nasenlänge voraus entschied dieses der Hengst Bartlgut’s Traunstein K unter Ulrike Prunthaller für sich. Der Toto Jr.-Sohn beeindruckte mit spektakulären Bewegungen, viel Aktion, Aufrichtung und Ausdruck. Mit 9,0 für den Trab, jeweils 8,8 für den Schritt und Galopp, 8,7 für die Durchlässigkeit und einem Gesamteindruck, der den Richtern die Note 9,0 wert war, war er schlussendlich nicht zu schlagen.

Den Sieg im Dressurpferdechampionat der Fünf- bis Sechsjährigen holte die aus der Zucht von Lebrecht Angerer stammenden Goldberg-Tochter Get you the Moon. Mit hohen Noten besiegelte sie unter Lisa Horler nach dem ersten Platz in der ersten Prüfung am Freitag schließlich im sonntäglichen Finale den Sieg (8,90 Punkte) und erreichte im Galopp sogar eine Note von 9,5.

Springpferdechampionate

In der Waldarena des Pferdezentrums wurden indessen am Sonntagnachmittag die Springpferdechampions gekürt. Cassina Caliente siegte im Springpferdechampionat der Fünfjährigen unter Stefanie Rieser, obwohl sie eine nicht ganz gleichmäßige Runde zeigte. „Das Pferd hat Übersicht und ein schnelles Vorderbein – der nicht ganz gleichmäßige Rhythmus war heute der Reiterin geschuldet. Insgesamt ein großes Kompliment: eine würdige Championesse!“ lobten die Richter Gabriele Fries und Robert Jauck aus Österreich.

Das Springpferdechampionat der Sechsjährigen entschieden CC Coralie und Lisa Hofinger für sich, die als einzige in allen drei Teilbewerben fehlerfrei blieben. Eine sehr harmonische Vorstellung und das eigene Mitdenken fuhren der Clearline Z-Tochter hier sehr verdient den Bundeschampionatstitel ein.

Geländepferdechampionate

Nachdem das Championat letztes Jahr nicht stattfinden konnte, setzte man die Altersgrenze bei den Geländepferden dieses Jahr hinauf. Das Geländepferdechampionat der Fünf- bis Sechsjährigen entschied Robert Mandl mit Chateau Gaillard von Chacco Blue II (Züchter: Johann Hödl) für sich: Bereits in der Dressur gab es für die beiden den ersten Platz, der Sieg im Springen am Sonntag machte den Championatstitel dann fix. Im Geländepferdechampionat der Sieben- bis Neunjährigen setzten sich Janina Meitz und Eddie PS von Edward aus der Zucht von Sylvia Peters an die Spitze.

Fahrpferdechampionat

Im Fahrpferdechampionat konnte ein weiterer Edward-Sohn, Escado PS, die Richter in der Einlaufprüfung wie auch im Finale überzeugen. Der Fuchswallach wurde von seiner Züchterin und Besitzerin Silvia Peters vorgestellt. Er punktete mit einem geregelten, fleißigen Schritt und einem harmonischen Bewegungsablauf im Trab. Immer stabil an den Hilfen stehend zeigte er ein sicheres Halt sowie ein williges Rückwärtsrichten. Das Richterkollegium vergab für den Gesamteindruck die Note 8,5, von Fremdfahrer Florian Opelka erhielt Escado PS die Wertnote 7,8. Richter Josef Stickelberger beschrieb den achtjährigen Wallach als sehr harmonisches Pferd mit guter Bewegung und großem Potential als Fahrpferd.

VivaLavidaCoco_Rainer3.jpg

Bundeschampionesse Viva la Vida Loca - ein "Fohlen von einer anderen Welt" © Hans Kraus

Fohlenchampionate

Für die Fohlen gab es diesmal gleich vorweg kollektives Lob. Die Bewertung der Finalisten unter den springbetonten Hengstfohlen wurde am Samstagabend von den Richtern Hans Heinrich Brüning und Helmut Feigl aus Deutschland schon mit den Worten „Ein außergewöhnlicher Lot – großes Kompliment an die Züchter!“ begonnen. Als Champion ging schließlich der Like Pleasure-Sohn Geyer’s Löwenherz vom Gestüt Geyer aus dem Ring. „Vom ersten Moment seines Auftritts an hat uns dieses Fohlen in seinen Bann gezogen“, schwärmten die Richter. „Seine Perspektive sucht ihresgleichen.“

Die springbetonten Stutfohlen zeigten sich nicht weniger qualitätsvoll: Hier nahm Cara Mia aus der Zucht von Rudolf Sonntag die Schärpe mit nach Hause. Das großrahmige, athletische Fohlen begeisterte die Richter mit seiner „Elektrizität“ und Sportlichkeit und einer hochelastischen Bewegungsabfolge. Mit der Gesamtnote von 9,0 bedeutete das den Sieg für den Don-Tryon-Cambridge-Sprössling, der noch am selben Abend den Besitzer wechselte und an die Hengstation Bachl verkauft wurde.

Bei den dressurbetonten Hengstfohlen gab es besonderen Jubel, als der Champion unter den Hengsten gekürt wurde: Sammy de Luxe von Sir Donnerhall I, Vollbruder der letztjährigen Championesse der dressurbetonten Stutfohlen Gretchen Grey, aus der Sportpferdezucht Leser war schon am Nachmittag bei der ersten Sichtung nach nur zwei Minuten verkauft worden.

Auch das Lob für die Siegerin der diesjährigen dressurbetonten Stutfohlen hätte größer nicht sein können: „Dieses Fohlen ist eine andere Welt. So etwas gelingt nicht jeden Tag“, gratulierten die Richter dem Züchter Christian Rainer, an dessen Viva La Vida Loca von Viva Gold – Fiderbach sie sich „kaum sattsehen“ konnten.