Zucht

Wissen um Lipizzanerzucht nun UNESCO Kulturerbe

Ein Artikel von Redaktion | 03.12.2022 - 09:29
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Die weststeirische Hügellandschaft des Lipizzaner Gestüts Piber bietet den edlen Lipizzanern beste Aufzuchtbedigungen. © www.slawik.com

Am Donnerstag hat der UNESCO-Ausschuss 17 Formen von überliefertem Wissen und Können in die Repräsentative Liste des Immateriellen Kulturerbes der Menschheit aufgenommen. Für die Spanische Hofreitschule und das Lipizzaner Gestüt Piber ein besonderer Tag, denn: auch das Wissen um die Lipzzanerzucht erhielt bei dieser Gelegenheit einen Eintrag.

Eingereicht hatte man den Antrag zusammen mit sechs weiteren Ländern, in denen die berühmten „Kaiserschimmel“ bis heute eine wichtige Rolle spielen: Bosnien-Herzegowina, Italien, Kroatien, Rumänien, die Slowakei und Slowenien.

Zu den bekanntesten Zuchtstätten der Lipizzaner zählt jedoch zweifellos das in der Weststeiermark gelegene Piber. Seit über 100 Jahren werden die Schulhengste der Spanischen Hofreitschule ausnahmslos hier geboren. Bodenbeschaffenheit, klimatische Bedingungen, aber auch die bauliche Infrastruktur schaffen eine ideale Umgebung für die Aufzucht der Pferde.
 

Fast 300 Jahre Aufzeichnungen über Lipizzanerzucht

Die originalen Zuchtbücher, die im Archiv des Lipizzanergestüts aufbewahrt werden, gehen zurück auf das Jahr 1827. Aus Sicherheitsgründen wurde das Zuchtbuch doppelt geführt. Eines im Oberstallmeisteramt zu Wien und das zweite im Hofgestüt Lipica. Dank des Gedächtnisprotokolls eines ehemaligen Gestütsmeisters aus Lipica verfügt die Spanische Hofreitschule über Aufzeichnungen, die sogar bis ins Jahr 1740 zurückreichen und bis heute vom Gestütsleiter Erwin Movia in Piber und das zweite im Staatsgestüt Monterotondo weitergeführt werden. In diesen Zuchtbüchern ist der Stammbaum jedes Lipizzaners über mehr als zwei Jahrhunderte aufgezeichnet. Jedes Pferd (Hengst und Stute) lässt sich damit bis zu einem der Gründerhengste beziehungsweise einer der Gründerstuten zurückverfolgen. Die Zuchtbücher werden bis heute handschriftlich geführt, seit den 1980er-Jahren sind sie zudem digital erfasst.

„Die Spanische Hofreitschule ist seit über 450 Jahren ein wichtiger Teil der österreichischen Identität. Das Gestüt Piber ist die Wiege des Erfolges unserer weißen Hengste. Hier werden sie geboren und dürfen nach einem intensiven Arbeitsleben ihre verdiente Pension verbringen. Mit der natürlichen und artgerechten Aufzucht unserer Lipizzaner haben wir in Piber ein internationales Alleinstellungsmerkmal. Das Wissen um die Lipizzanerzucht, das hier seit Jahrhunderten weitergegeben wird, ist einzigartig und sichert den Fortbestand unserer weißen Hengste“, so der für die Spanische Hofreitschule zuständige Bundesminister Norbert Totschnig.
 

Symbol für überwundene Konflikte

„Die Lipizzaner vereinen nicht nur Menschen aus aller Welt in Bewunderung für ihre Eleganz und Gelehrsamkeit, sie sind auch Symbol für überwundene Konflikte und die Zusammenarbeit von Nationen. Den jüngsten Beweis dafür liefert die jetzt erfolgte Aufnahme in die Repräsentative Liste des immateriellen Kulturerbes der Menschheit um das Wissen um die Lipizzanerzucht“, so Dr. Alfred Hudler, der Geschäftsführer der Spanischen Hofreitschule

Seit 2015 ist die Klassische Reitkunst und die Hohe Schule der Spanischen Hofreitschule immaterielles Kulturerbe der UNESCO. Mit der Aufnahme des Wissens um die Lipizzanerzucht im Gestüt Piber gehört die Spanische Hofreitschule nun zu den ersten Institutionen weltweit, die mit zwei Traditionselementen in die UNESCO-Liste aufgenommen wurden. "Darauf können wir sehr stolz sein“, betont Totschnig.