Zucht

Irischer Star-Hengst Pacino geklont

Ein Artikel von Redaktion | 01.03.2023 - 10:37
imago0011011100h.jpg

Pacino galt zu seiner Zeit als eines der besten Springpferde der Welt. Auch in der Zucht macht er sich einen Namen. Bis heute wird er unter den Top 100 Springvererbern der Welt geführt.   © imago sportfotodienst

Als Pacino 2013 starb, war die Trauer bei Clem McMahon groß. Im Sattel des Pacino-Sohnes hatte der Ire seine größten Erfolge gefeiert. So war das Duo maßgeblich am Erfolg des irischen Teams beim Nations Cup in Dublin 2012, der Aga Khan Trophy, beteiligt. Zu diesem Zeitpunkt war der Hengst gerade acht Jahre alt. „Er war ein unglaubliches Pferd. Ich habe ihn dreijährig bekommen und von Grund auf ausgebildet. Für einen Achtjährigen waren seine Resultate absolut außergewöhnlich. Dass ein Pferd in diesem Alter eine Doppelnull im Aga Khan springt, das hat es zuvor kaum gegeben“, erinnerte sich Clem McMahon kürzlich in einem Interview mit dem Radiosender RTE Radio 1.
 

Geplatzte Träume

Die herausragenden Leistungen des Diamant de Semilly-Sohnes veranlassten seinen Reiter zu großen Träumen. „Wir wollten Championate reiten … Olympische Spiele … wir haben davon geträumt, was wir gemeinsam alles erreichen könnten, weil ihm bis dahin alles, was wir angegangen sind, so leicht gefallen ist.“

Doch dazu kam es nicht. Im Winter 2013 wurde Pacino krank. Eine Niereninfektion machte dem Hengst erheblich zu schaffen, schließlich führte sie zu einer schweren Kolik, an deren Folgen Pacino starb.

Der Tod des Hengstes war nicht nur für seinen Reiter und den irischen Springsport ein herber Verlust. Auch in der Zucht hatte Pacino zu diesem Zeitpunkt seinen Wert bereits bewiesen. Bis heute rangiert er in den Top 100 der WBFSH Rangliste der weltbesten Springvererber. Dafür sorgen unter anderen Pferde wie Betram Allens (IRL) Olympia- und WM-Partner Pacino Amiro, oder Max Kühners aufstrebender Nachwuchs-Crack EIC Cooley Jump the Q.

0truHArA.jpeg

Max Kühners EIC Cooley Jump the Q ist einer von Pacinos erfolgreichsten Nachkommen.
© Tomas Holcbecher | www.holcbecher.com

Gescheiterte Versuche

Als klar war, dass Pacino den Kampf um sein Leben nicht gewinnen würde, spielte McMahon mit dem Gedanken, sein Once-in-a Lifetime-Pferd klonen zu lassen. Da kaum Gefriersperma des Hengstes verfügbar war, sah er darin die einzige Möglichkeit, dessen Gene für die Zukunft zu sichern. „Zu diesem Zeitpunkt hatte ich gar nicht die Mittel dazu. Doch ich wollte uns diese Option für die Zukunft offen halten, deshalb haben wir eine Hautprobe entnehmen lassen.“

2014 hatte McMahon das nötige Geld zusammengekratzt, um den Plan in die Tat umzusetzen. Doch der Versuch schlug fehl. Auch ein weiterer Anlauf 2015 scheiterte. Der Verkauf einer sehr vielversprechenden Tochter seines einstigen Starhengstes vier Jahre später brachte die nötigen Mittel, um einen neuerlichen Versuch zu wagen. Für eine sechsstellige Summe machte sich ein argentinischer Veterinär daran, den Hautzellen von Pacino Leben einzuhauchen. Und er hatte Erfolg.

Wie das Original

Die Geburt von Pacino II in seinem Stall behielt Clem McMahon vorerst für sich. Inzwischen ist der Dunkelbraune aus der Petrischale zu einem stattlichen Dreijährigen herangewachsen. Zum Todestag seines berühmten „Vaters“ wurde das  Geheimnis um seine Existenz gelüftet und der Hengst der Öffentlichkeit präsentiert. Optisch ähneln sich Pacino eins und zwei bis auf die Abzeichen an Kopf und Beinen stark. Doch auch das Interieur soll nahezu ident sein, wie McMahon berichtet: „Im Moment ist er ein wunderschöner großer Dreijähriger, genau wie das Original, ein wunderschöner großer Typ. Er hat alle seine Markenzeichen, die natürliche Athletik und Balance, einfach alles.“ Selbst Pacinos Unsicherheit von draußen in eine Stallgasse einzutreten, hat sein Klon übernommen. „Bei manchen Eigenheiten denke ich mir nur ‚Gott, das kann doch nicht möglich sein‘. Dass es das ist, ist aber offensichtlich“, so McMahon.

Die starke Ähnlichkeit bestätigte auch Pacinos Züchter vom Gestüt Haras Des Reves in Belgien, wie er via Instagram wissen ließ: „Alles an diesem Dreijährigen hat uns an unseren Star erinnert, den wir vor Jahren verloren haben - von seinem großartigen Äußeren bis hin zu den kleinsten Eigenheiten.“

Pacino II soll nun in die Hufabdrücke des verstorbenen „Originals“ treten. Allerdings nur in der Zucht. Ein Einsatz im Sport ist – obwohl der Hengst bereits geritten wird und sich sehr vielversprechend zeigt – nicht geplant.