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Vor allem geringgradige Lahmheiten sind mit bloßem Auge nicht immer einfach zu erkennen. © www.slawik.com

Lahm oder nicht? Smartphone als Diagnosehilfe

Ein Artikel von Pamela Sladky | 12.05.2016 - 00:30
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Vor allem geringgradige Lahmheiten sind mit bloßem Auge nicht immer einfach zu erkennen. © www.slawik.com

Lahm oder nicht? Diese Frage ist für Pferdebesitzer und Tierärzte oftmals schwierig zu beantworten, denn mit dem bloßen Auge sind Unklarheiten im Gang – insbesondere bei geringgradigen Lahmheiten – oft nur unzureichend erkennbar.

Doch man muss sich heute nicht mehr nur auf sein Auge verlassen. Mithilfe der modernen Technik lassen sich detaillierte Bewegungsanalysen durchführen, die selbst kleinste Unregelmäßigkeiten entlarven. Leider sind die damit verbundenen Verfahren oft aufwendig und/oder das dafür benötigte Equipment teuer in der Anschaffung, weshalb sie nur selten zur Anwendung kommen. Allerdings könnte die zuverlässige Diagnose selbst geringgradiger Lahmheiten schon bald zum Kinderspiel werden.

Jüngste Studienergebnisse einer britischen Forschergruppe haben nämlich gezeigt, dass Smartphone-Apps zur Bewegungsanalyse verlässliche Daten zur Entlarvung von Bewegungsanomalien im Bereich der Hinterhand liefern können. Alles, was es dafür braucht, ist ein Smartphone, das Pferd und eine Möglichkeit, das Handy an der Hinterhand des Pferdes zu befestigen.

In ihrer Studie statteten Thilo Pfau, leitender Dozent für Biotechnologie sowie Tierärztin Dr. Renate Weller, Professorin für vergleichende Biomechanik und bildgebende Verfahren am Royal Veterinary Colleg im britischen Hatfield, 20 Pferde unterschiedlicher Rassen, Größen und verschiedenen Alters erst mit einem hochwertigen Gerät zur Ganganalyse, dann mit einem Apple iPhone6 aus. Letzteres war mit SensorLog ausgestattet, eine Gratis-App, die in Echtzeit sämtliche Daten fast aller im iPhone aktiven Sensoren erfasst.

In einem Versuch wurden die Pferde an der Hand und an der Longe in beide Richtungen getrabt. Die Auswertung der mehr als 2.000 Tritte zeigte, dass die Daten des iPhones zu großen Teilen mit denen des Spezialgerätes übereinstimmten. Abweichungen bewegten sich in einem akzeptablen Rahmen. Sie zeigten sich insbesondere beim Traben an der Hand.

Für die Ganganalyse mittels Handy ist nicht zwingend ein iPhone nötig, wie Pfau bestätigt. „Es gibt eine ganze Reihe von Apps die Sensordaten von Smartphones erfassen. Die Qualität der Daten ist dabei allerdings stark von den verwendeten Sensoren abhängig.“ Soll heißen: Je neuer die Technologie, desto zuverlässiger das Ergebnis. “Aus der Erfahrung heraus kann ich sagen, dass ein iPhone 4s oder darunter nicht für die Bewegungsanalyse ausreicht“, so Pfau.

Für die Analyse der Daten ist ein Computer erforderlich. Laut Pfau kein großes Problem, denn „die Übertragung zum Laptop ist wirklich einfach und kann in Echtzeit durchgeführt werden“, erklärt der Biotechniker. „Während das Pferd trabt werden die Daten via kabellosem Netzwerk direkt an den Computer geschickt.“

Das Smartphone als Diagnosehilfe könnte also einen nicht unwesentlichen Beitrag zur Früherkennung von Lahmheiten leisten. Den Tierarzt ersetzen werden Handy und App freilich auch in Zukunft nicht. “Natürlich können es Pferdebesitzer selbst auch anwenden. Ich sehen den Nutzen hier insbesondere in der Rehabilitationsphase, wo durch die Einfachheit der Anwendung eine häufigere Überprüfung der Genesung stattfinden kann.“ Aber auch in Zweifelsfällen kann der Pferdebsitzer mittels Handy-Unterstützung Gewissheit erlangen, ob er einen Tierarzt konsultieren sollte, oder nicht. Die eigentliche Diagnose und die damit verbundene Identifikation der Lahmheitsursache sollte freilich weiterhin einem fähigen Veterinär vorbehalten bleiben.

Eine Zusammenfassung der Studie “Comparison of a standalone consumer grade smartphone with a specialist inertial measurement unit for quantification of movement symmetry in the trotting horse", gibt es hier.

Quelle: TheHorse

ps