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Einmal mit Herpes angesteckt, trägt ein Pferd das Virus ein Leben lang in sich. Diese Tiere können jederzeit, insbesondere bei Stress, erneut zu Virusausscheidern werden und die Krankheit verbreiten. © 135pixels - fotolia.com

Pferde-Herpesviren überleben länger als gedacht

Ein Artikel von Pamela Sladky | 24.04.2017 - 08:02
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Einmal mit Herpes angesteckt, trägt ein Pferd das Virus ein Leben lang in sich. Diese Tiere können jederzeit, insbesondere bei Stress, erneut zu Virusausscheidern werden und die Krankheit verbreiten. © 135pixels - fotolia.com

Herpesviren gehören zu den „umhüllten Viren“, die über die Luft von Wirt zu Wirt übertragen werden und Krankheiten hervorrufen können. Bisher wurde angenommen, dass sie in der Umwelt instabil sind und die Übertragung daher schnell und direkt erfolgen muss.

Diese Annahme wurde jetzt durch ein Forscherteam unter der Leitung des Leibniz-IZWs in Zusammenarbeit mit dem Institut für Virologie der Freien Universität Berlin überprüft. Hierzu reicherten die ForscherInnen Wasser mit Equinen Herpesviren unter verschiedenen Bedingungen an und untersuchten über einen Zeitraum von drei Wochen, ob virale DNA entnommen werden konnte und das Virus im Wasser infektiös blieb.

„Die Ergebnisse zeigen, dass das Virus bis zu drei Wochen stabil und infektiös bleibt. Die ‚Überlebensdauer‘ wird durch den pH-Wert und die Temperatur des Wassers bestimmt“, erklärt Anisha Dayaram, Wissenschaftlerin am Leibniz-IZW. Überraschenderweise wurde außerdem festgestellt, dass durch Zugabe von Erde das Virus aus dem Wasser „herausgezogen“ und so für längere Zeit stabilisiert wurde. „In natürlichen Gewässern könnte das Virus so für längere Zeit in der Bodenschicht bestehen, ohne direkt einen weiteren Wirt zu infizieren. Im Fall des Pferde-Herpesvirus könnten sich daher Pferde, oder andere für das Virus anfällige Säugetiere, über das Wasser anstecken, und dass noch lange, nachdem ein infiziertes Tier in dem entsprechenden Gebiet war“, erklärt Alex Greenwood, Abteilungsleiter Wildtierkrankheiten am Leibniz-IZW.

Gefürchtete Infektionskrankheit

Das Equine Herpesvirus zählt zu den von Pferdehaltern- und besitzern gefürchtetsten Erregern. Grundsätzlich können beim Pferd bislang fünf verschiedene Herpesviren unterschieden, als bedeutendster gilt der Erreger EHV-1. Angefangen von milden Atemwegserkrankungen bis hin zu spontanen Aborten, ganzen Abortsalven und akuten Todesfällen kann die neurologische Form der EHV-1-Infektion zu erheblichen Pferdeverlusten führen.

EHV-1 tritt in den meisten Pferdepopulationen ständig und häufig wiederholt auf, bei einer Mehrzahl der Pferde - man spricht von rund 90 % - kann im Blut ein Erregerkontakt nachgewiesen werden. Die meisten Pferde infizieren sich bereits im ersten Lebensjahr, meistens schon in den ersten Lebenswochen. Einmal mit Herpes angesteckt, trägt ein Pferd das Virus ein Leben lang in sich. Diese Tiere können jederzeit, insbesondere bei Stress, erneut zu Virusausscheidern werden und die Krankheit verbreiten.

Die Ergebnisse der Berliner Studie lassen darauf schließen, dass Viren wie das Pferde-Herpesvirus Teil des sogenannten Umwelt-„Viroms“ sind und infektiös bleiben könnten. Das Pferde-Herpesvirus hat sich zwischen Säugetieren wie Eisbären und Nashörner ohne direkten Kontakt mit Pferden oder deren Artverwandten sowohl in Gefangenschaft als auch in freier Wildbahn ausgebreitet, zum Teil mit fatalen Folgen. Es könnte sein, dass gemeinsam genutzte Wasserstellen eine mögliche Übertragungsquelle für Infektionen darstellen.

Die Studie "Long term stability and infectivity of herpesviruses in water" von Dayaram A, Franz M, Schattschneider A, Damiani AM, Bischofberger S, Osterrieder N, Greenwood AD ist Teil des laufenden Forschungsprojekts „AquaVir“ („Wasser als aquatischer viraler Vektor für neu auftretende Infektionskrankheiten“) und wurde bei Scientific Reports veröffentlicht. 

PM/ps