Gesundheit

Kolik-OP: Wie groß sind die Überlebenschancen für das Pferd?

Ein Artikel von Redaktion | 27.03.2023 - 12:26
op_anasthesie1.jpg

Eine Kolik-Operation gehört nach wie vor zu den schwersten Eingriffen beim Pferd.
© www.slawik.com

Etwa 90 % der Kolik-Fälle bei Pferden klingen spontan oder durch medizinische Behandlung wieder ab. In einem von zehn Fällen ist es mit Medikamentengabe allein jedoch nicht getan, dann ist eine Operation die einzige Hoffnung auf ein Überleben. Trotz verbesserter Operationstechniken und Nachsorgepraktiken ist das Sterberisiko bei einer Kolik-OP im Vergleich zu anderen Eingriffen allerdings immer noch vergleichsweise hoch. Wie hoch, das hat jüngst ein Team italienischer Forscher:innen untersucht.

In seiner Studie analysierte das Team rund um Alessandro Spadari Daten von Pferden, die aufgrund einer Kolik an die Veterinärmedizinischen Universitäten von Bologna, Perugia oder Turin überwiesen wurden. Insgesamt landeten 451 Pferde auf dem OP-Tisch, davon 201 Stuten (44,5 %), 183 Wallache (40,5 %) und 67 Hengste (14,8 %). Das Durchschnittsalter lag bei 12 Jahren.

309 Pferde, das sind 68,5 % der 451 operierten Pferde, konnten im Anschluss an den Eingriff wieder in den heimatlichen Stall entlassen werden. 142 Pferde überlebten nicht, wobei 65 spontan während der OP starben (4) oder eingeschläfert (55) wurden oder nicht mehr aus der Narkose aufwachten (6).  77 Pferde starben postoperativ noch während ihres Aufenthaltes in der Klinik. Hatte ein Pferd die Narkose überstanden, stieg seine Überlebenschance auf 80 % an.


Risikofaktoren

Ob eine OP den erhoffen Erfolg bringt oder nicht, lässt sich im Vorfeld nie mit Gewissheit sagen. Doch es gibt einige Anhaltspunkte, die mitentscheidend für ein Gelingen des Eingriffes sind. Dazu zählt neben dem Hämatokrit, also dem prozentuellen Anteil an Blutzellen im Blut, dem Laktat-Wert und der Gesamteiweißkonzentration im Blut, überraschender Weise auch der Body-Condition-Score, wie die italienische Studie zeigte: So hatten Pferden mit einem niedrigeren Body-Condition-Score – also vergleichsweise magere Pferde – ein höheres Sterberisiko als ihre Kollegen, die mehr auf den Rippen hatten. Als Grund für diese Beobachtung vermuten die Forscher:innen, dass magere Pferde nach einer Kolikoperation mehr geschwächt waren und sich somit schlechter erholten.
 

Andere Länder, andere Ergebnisse

Es ist nicht das erste Mal, dass die Überlebenschancen bei Kolik-Eingriffen wissenschaftlich untersucht wurden. In einer finnischen Studie aus dem Jahr 2017 lag die Kurzzeitüberlebensrate bei fast 75 %, in einer britischen aus 2010 immerhin bei 71 %, wohingegen in einer vergleichbaren holländischen Studie aus dem Jahr 2020 nur 59 % der Pferde, die Kolik operiert worden waren, wieder nach Hause entlassen werden konnten. In einer amerikanischen Arbeit aus dem Jahr 1993 lag dieser Wert bei 66 %.

Dass sich die Ergebnisse der Studien bisweilen deutlich voneinander unterschieden, kann mehrere Gründe haben. Einer davon ist, dass jede Pferdepopulation ihre eigenen intrinsischen oder extrinsischen Merkmale in Bezug auf Fütterung, Haltungsmanagement oder klimatische Bedingungen hat, die ihrerseits das Auftreten von Koliken erheblich beeinflussen können.