Esel produzieren in ihren Talgdrüsen eine Substanz, die Zecken meiden. © Željko Radojko - stock.adobe.com
Esel sondern über ihre Haut eine Substanz ab, die die Hirschzecke (Ixodes scapularis) abwehrt. Die vor allem in den USA vorkommende Art löst Lyme-Borreliose, Anaplasmose und Babesiose aus. Diese bakteriellen Infektionen können schwere und lang anhaltende Erkrankungen verursachen. Die Entdeckung von Forschern der University of Massachusetts Amherst könnte zur Entwicklung natürlicher und wirksamer Präparate führen, die auch andere Zeckenarten nicht zum Zuge kommen lässt.
Natürlich statt chemisch
Derzeit enthalten die wirksamsten Zeckenabwehrmittel Inhaltsstoffe wie DEET und Permethrin, die nur bei strikt bestimmungsgemäßer Anwendung ungefährlich sind, von manchen Menschen aber nicht gerne verwendet werden. "Deshalb besteht ein starker Wunsch nach natürlichen Mitteln zur Abtötung und Abwehr von Zecken", sagt Mikrobiologe Stephen Rich. Die neue Substanz könnte der Schlüssel sein, meint er.
Verschiedene Zeckenarten ernähren sich von unterschiedlichen Wirbeltieren, erklärt Eric Siegel, Hauptautor der in der Fachzeitschrift PLOS One veröffentlichten Studie und Doktorand bei NEWVEC. „Manche Tiere sind gute Wirte, andere schlechte“, sagt er.
Die Talgdrüsen von Pferden und Eseln produzieren Sekrete, die die Haut feucht halten und sogenannte Allomone enthalten – chemische Stoffe, die das Verhalten anderer Pflanzen- oder Tierarten beeinflussen. Frühere Studien haben gezeigt, dass Zecken, die zwar Pferde befallen, Esel aber nicht, von Pferden abgehalten werden, wenn deren Geruch mit einem der in Eselhaut enthaltenen Verbindungen – dem (E)-2-Octenal – überdeckt wird.
„Das ist einer der Gerüche, die man bei Eseln findet, aber nicht bei Pferden“, sagt Siegel. „Für Zecken riecht das Pferd dann nicht mehr wie ein gewohnter Wirt. Sie mögen das nicht – und beißen deshalb nicht. Wenn wir also Zecken mit dieser Verbindung abwehren können, könnten wir sie theoretisch auch auf uns selbst oder auf Hunde auftragen – und die Zecken würden fernbleiben.“
Auf Pestizide verzichten
Im Labor haben die Forscher gezeigt, dass sich Hirschzecken nicht von Punkt A nach Punkt B bewegen, wenn sie dazwischen Octenal vorfinden. "Es war genauso wirksam wie DEET, wenn nicht sogar noch wirksamer", so Siegel. Das Team arbeitet mit dem Unternehmen Gearjump Technologies zusammen, um auf der Basis von Octenal ein Mittel gegen Zecken zu entwickeln. Octenal könnte nicht nur Zecken von Menschen abwehren, sondern auch zur Bekämpfung von Hirschzeckenpopulationen im Freien eingesetzt werden, glauben die Forscher. "So könnten wir in diesem speziellen Fall auf umweltschädigende Pestizide verzichten", schließt Siegel.