Landwirtschaftliche Betriebe können die Pferdeeinstellung aufgrund des meist hohen Eigenproduktionsanteils zu moderaten Konditionen anbieten, was sie attrativ für Pferdebesitzer:innen macht.
© www.Slawik.com
Seit der Neuregelung der Pensionspferdehaltung in der Gewerbeordnung im Jahr 2017 ist die Einstellpferdehaltung im Rahmen der Landwirtschaft auf zwei Pferde je Hektar bzw. maximal 25 Einstellpferde pro Betrieb begrenzt. Innerhalb dieser Grenzen zählt die Pferdeeinstellung zur landwirtschaftlichen Urproduktion. Liegt ein Betrieb darüber, muss ein Gewerbe angemeldet werden. „Diese Vorgaben machen es schwierig für bäuerliche Betriebe, die Pferdehaltung als Einkommensmöglichkeit optimal zu nutzen“, ist LK NÖ-Vizepräsidentin Andrea Wagner überzeugt. „Dabei ist dieses Standbein eine gute Form der Diversifizierung in der Landwirtschaft", so Wagner.
Anhebung auf mehr als 25 Einstellpferde
Um als bäuerlicher Familienbetrieb davon leben zu können, bedürfe es einer höheren Zahl an Einstellpferden, sind sich Landwirtschaftskammer und der Verband der Niederösterreichischen Pferdezüchter einig: „Es darf hier keine ‚Milchmädchenrechnung‘ aufgestellt werden - die monatliche Einstellgebühr ist nicht automatisch der Gewinn des Betriebs. Wie in allen anderen Sparten auch hat der landwirtschaftliche Pferdeeinstellbetrieb einen entsprechenden Mitteleinsatz und damit Ausgaben: von Futter und Einstreu über Kraftstoff und Energie bis hin zur Infrastruktur und Arbeitskraft. Einstellbetriebe produzieren keine Milch und kein Fleisch - ihr Produkt ist die Pferdeeinstellung“, heißt es in einer gemeinsamen Aussendung.
Kammer und Züchter fordern deshalb eine Erhöhung der möglichen Einstellpferde. „Eine sinnvolle Lösung wäre der Entfall der Obergrenze von max. 25 Einstellpferden sowie die Änderung von zwei Pferden je Hektar auf zwei Großvieheinheiten (GVE) pro Hektar - angelehnt an den GVE-Schlüssel bei Rindern im ÖPUL-Programm. So können auch Größe, Gewicht und der dementsprechende Futterbedarf der Pferde berücksichtigt werden.
„Dies wäre auch eine praxistaugliche Lösung für die Jungpferdeaufzucht, die ein wesentliches Element der Pferdezucht ist.“ Bietet ein landwirtschaftlicher Betrieb dies an, kann oft nur eine marginale Einstellgebühr verlangt werden. Die Grenze von 25 Einstellpferden macht ein Auskommen unmöglich. Pferdezucht und Jungpferdeaufzucht sind aber die Basis unseres Pferdebestands - das sind die nachfolgenden Generationen", sagt Johann Reisenthaler, Obmann der NÖ Pferdezüchter.
Entlastung durch Anpassung der Vorsteuerpauschale
Eine weitere Forderung betrifft die Umsatzsteuer für die Pferdeeinstellung. Umsätze unterliegen grundsätzlich dem Normalsteuersatz von 20 Prozent. Durch die Pferdepauschalierungsverordnung wurde die Möglichkeit geschaffen, sich optional einen Durchschnittssatz für den Vorsteuerbetrag abzuziehen. Die Landwirt:innen produzieren Futtermittel, Heu, Getreide und Stroh als Einstreu hauptsächlich selbst, kaufen weder diese Mittel noch Dienstleistungen zu und können daher auch keine Vorsteuer geltend machen. Der pauschale Vorsteuersatz liegt derzeit bei 27 Euro pro eingestelltem Pferd und Monat. In Zeiten der Teuerungswelle bedürfe es einer Entlastung der Betriebe, weshalb eine entsprechende Anpassung und Erhöhung der Vorsteuerpauschale gefordert wird.
"Die Pferdewirtschaft ist sehr facettenreich und unsere landwirtschaftlichen Betriebe haben dadurch vielfältige Einkommensmöglichkeiten. Daher ist es wichtig, die Rahmenbedingungen mit Weitblick zu gestalten", sind sich Kammer und Pferdezüchter-Verband einig.
Wirtschaftsfaktor Pferd
60 Prozent der Bevölkerung haben eine positive Einstellung zu Pferden, obwohl sie selbst nicht reiten. 25 Prozent sind schon einmal geritten, 6 Prozent reiten. "Der Wert von Pferden ist beachtlich - für die Gesellschaft und die Volkswirtschaft. Auch für die Landwirtschaft. Schließlich steht die Pferdewirtschaft für ein komplexes und breitgefächertes Feld an Wirtschaftsaktivitäten", erklärt Landwirtschaftskammer NÖ-Präsident Johannes Schmuckenschlager. Von der Herstellung von Futtermitteln über die Leder- bzw. Metallerzeugung bis zum Versicherungswesen profitiert ein breites Branchenspektrum. In Österreichs Volkswirtschaft erwirkt der Wirtschaftsfaktor "Pferd" eine Produktion in der Höhe von rund 2,3 Mrd. Euro, hinsichtlich der Wertschöpfung werden rund 1,1 Mrd. Euro generiert. Der Wirtschaftsfaktor "Pferd" schafft rund 24.000 Arbeitsplätze und in Österreich bewirken fünf Pferde einen Arbeitsplatz. Die soziale Bedeutung des Pferdes in Österreich umfasst etwa gesundheitliche und therapeutische Aspekte. Die umfangreiche Palette an reittouristischen Angeboten wie Reiturlaub, geführte Ausritte, Wanderreiten, offene Stalltüren auf Reiterhöfen oder Reit- und Fahrturniere machen das Pferd zu einem bedeutenden Tourismus- und Freizeitfaktor.