Die Europameisterschaft der Voltigierer war ein grandioses Fest für den Österreichsichen Pferdesport. © Daniel Kaiser
Es war wahrhaftig ein Fest des Voltigiersports – laut, fröhlich, bunt, getragen von starken Emotionen und großartigen Leistungen der jungen Sportlerinnen und Sportler. Fünf Tage lang stand der Pferdesportpark Magna Racino im niederösterreichischen Ebreichsdorf im Bann der Europameisterschaften dieser – zumindest was die menschlichen AkteurInnen anbelangt – athletischsten aller Pferdesportdisziplinen. Schier atemberaubend war, was die VoltigiererInnen in luftiger Höhe angstfrei und mit großer Anmut und Grazie in den Zirkel zauberten. Dass das Pferd dabei eine wichtige Rolle spielt und mehr als nur eine „Turnunterlage“ ist, konnte man spätestens dann erkennen, wenn der vierbeinige Partner aus seiner Rolle fiel: Als das Pferd der Schweizer Gruppe im Finale immer schneller wurde, dauerte es nicht lange, bis das kunstvolle Bild wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel.
Das Pferd, das konnte man auch hinter den Kulissen sehen, ist der Mittelpunkt der kleinen bunten Truppen: Wenn’s gut läuft, aber auch wenn’s mal nicht so klappt wie geplant, dann ist da ein emotionaler Bezugspunkt, eine fellige Schulter zum Anlehnen und eine weiche Nase zum Liebhaben. Ja, Voltigieren ist ein Pferdesport, auch wenn spitzfindige Geister dies mitunter bezweifeln. Auch um den Verbleib unter dem Dach der FEI gab es immer wieder Diskussionen, die 1997 mit der Einführung der Pferdenote beendet wurden. Bei Welt- und Europameisterschaften gehen immerhin 25 % des Gesamtergebnisses auf das Konto des Pferdes. Und ja, es gibt deutlich erkennbare Unterschiede zu anderen Pferdesportdisziplinen. Voltigieren ist, wenn man so will, eine arme Pferdesportart, die Pferde keine Millionencracks - auch wenn gute Voltigierpferde rar sind. Und der Anteil der zweibeinigen Athleten an der Gesamtleistung ist, ganz objektiv betrachtet, höher als der anderer Pferdesportler: Zur Not kann ein Voltigierer seine Kunst auch auf einem Ersatzpferd zeigen. Ein Spring- oder Dressurreiter wohl kaum.
Und nicht zuletzt wird trotz allem Wetteifer um Spitzenleistungen und gute Platzierungen eine Solidarität unter den VoltigiererInnen gelebt, die in anderen Pferdesportdisziplinen nicht nur undenkbar, sondern schlicht unmöglich ist: So kommt es immer wieder vor, dass Konkurrenten einander Pferde borgen, wenn ein Pferd unverhofft ausfällt. Schön, dass Österreich gerade in dieser Pferdesportdisziplin so überaus erfolgreich ist. Herzliche Gratulation!