Pleiten, Pech und Pannen - seit dem Besitzer- und Reiterwechsel im Oktober 2010 sind sie ständige Begleiter in der Karriere des einstigen Ausnahmepferdes Totilas. © Tomas Holcbecher
„Mit Totilas ist so ziemlich alles schiefgelaufen, was schieflaufen kann.“ bekannte Paul Schockemöhle nüchtern im Gespräch mit der Welt am Sonntag. „Vor dem Kauf war es das beste Pferd der Welt und hat alles gewonnen, inklusive der Weltmeisterschaften. Ich habe nur die Zuchtrechte teilweise behalten und die Reitrechte verkauft. Nach ersten Erfolgen wurde er lahm. Im ersten Jahr haben wir noch zwei Millionen Euro aus seinem Samen eingenommen, jede Portion für 8.000 Euro. Jetzt ist er wieder im Training und wird im nächsten Jahr möglicherweise erneut in der Zucht eingesetzt. Wenn Sie so wollen, war Totilas eine Fehlinvestition. Aber meine grauen Haare hatte ich schon vorher.“
Mit dem großen Zielen war der schwarze Gribaldi-Sohn 2010 für kolportierte 10 Millionen Euro gekauft worden. Totilas sollte der deutschen Equipe nach längerer Durststrecke wieder Dressurgold bescheren – olympisches Gold. Doch statt erhoffter Rekorde und Medaillen hagelte es für die neue Besitzergemeinschaft Paul Schockemöhle und Ann Kathrin Linsenhoff sowie Totilas neuen Reiter Matthias Alexander Rath Niederlagen, Kritik und Häme am laufenden Band. Erst verpasste das Duo bei der EM 2011 eine Einzelmedaille, dann folgte eine Verletzungsserie bevor ein peinlicher Auftritt bei der Hengstschau in Vechta Anfang Februar 2012 die Fangemeinde schockierte. Wieder zurück im Turnierzirkus versetzten unschöne Rollkur-Bilder beim Abreiten in Hagen die Reiterwelt in Aufruhr. Nachdem sich Team Totilas bei der Deutschen Meisterschaft in Balve zweimal mit Silber begnügen musste, stand auch schon die nächste Katastrophe ins Haus: Weil Matthias Rath am Pfeiffer’schen Drüsenfieber erkrankte, musste auch das Projekt Olympia als gescheitert angesehen werden.
Lange Zeit verschwand der Hengst danach von der Bildfläche, erst 2014 folgte die Rückkehr in den Sport. Nach einem erfolgversprechenden Comeback bei einem Turnier in Belgien und zwei Siegen beim CHIO in Aachen dann der nächste Supergau: Kurz vor der Abreise zu den Weltreiterspielen in Caen verletzte sich der Hengst im August 2014 erneut, das Paar musste vom nächsten großen Championat zurückziehen. Seither warten Fans des mittlerweile 15-jährigen Hengstes vergeblich auf ein neuerliches Comeback.
Im Gespräch mit dem SID Mitte März erklärte Paul Schockemöhle, dass man die Hoffnung auf einen Start bei der Heim-EM in Aachen noch nicht aufgegeben habe. Über den Gesundheitszustand des Hengstes verriet er: „Er war lahm, trainiert aber langsam wieder.“ Einen genauen Zeitpunkt für das Comeback wollte der dreimalige Springreit-Europameister allerdings nicht nennen. „Ein Termin für seine Rückkehr steht jedenfalls noch nicht fest."