Andreas Helgstrand, der vom Dänischen Verband für zwei Jahre unter Beobachtung gestellt wwurde, sieht sich erneut mit massiver Kritik an seiner Reiterei konfrontiert. © Tomas Holcbecher
Andreas Helgstrand hat eine ausgesprochene Begabung für Negativschlagzeilen zu sorgen. Nach seinem umstrittenen Auftritt bei den Weltmeisterschaften der Jungen Dressurpferde, wo er mit der fünfjährigen Fiontina zum Vize-Titel geritten war, sorgt der Däne einmal mehr für hitzige Debatten. Auslöser dafür sind Fotos, die das dänische Online-Portal Epona.tv auf seiner Homepage veröffentlicht hat. Sie zeigen Helgstrand und dessen neue Grand-Prix-Hoffnung Toervelettens Stamina beim Abreiten anlässlich des CDIO5* in Falsterbo Mitte Juli in extremer Rollkurhaltung, mit deutlich aggressiver Zügeleinwirkung.
Die Bilderserie umfasst rund 75 Aufnahmen, die das Duo in unterschiedlichen Positionen, Gangarten und Lektionen zeigen, sodass hier kaum noch von einer „ungünstigen Momentaufnahme“ gesprochen werden kann. Trotz des augenscheinlich nicht regelkonformen Abreitens soll kein Steward eingeschritten sein, so Epona.tv.
Bereits im April 2014 war Helgstrand massiv in der Kritik gestanden, nachdem Epona.tv Bilder des Dänen mit seinem damaligen Top-Pferd Akeem Foldager bei einer Gestütspräsentation auf der Anlage Helgstrands veröffentlich hatte. Die Fotos zeigten den damals zwölfjährigen-Akinos Sohn mit aufgerissenem Maul und blau angelaufener Zunge bei höchst stramm angezogener Kandare. Auch an den Flanken waren deutliche Sporenspuren zu erkennen. Die dänische Reiterliche Vereinigung hatte nach einer tierärztlichen Untersuchung des Wallachs den Reiter angesichts seines „unsachgemäßen Gebrauchs von Gebiss und Zügeln“ verwarnt und für zwei Jahre unter Beobachtung gestellt. Sollte Helgstrand innerhalb eines Zeitraumes von zwei Jahren erneut in ähnlicher Weise auffallen, werde dies als verschärfter Umstand behandelt, so der Verband damals.
Auf Nachfrage von Eopna.TV bei der FEI reagierte diese mit einer Stellungnahme durch Generalsekretärin Sabrina Zeender, die die Bilder als extremst verstörend bezeichnete. Man habe bereits den Chefsteward des Turniers in Fasterbo in dieser Angelegenheit kontaktiert und erwarte einen umfassenden Bericht. Auch die Dänische Reiterliche Vereinigung befasse sich bereits mit der Angelegenheit. Sie habe ebenfalls um einen Bericht des FEI Stewards und des Reiters selbst angefragt.
Letztgenannter sieht, wie schon in der Causa Akeem Foldager, wo ein irrtümlich nicht fachgerecht verschnalltes Gebiss die Ursache für die blaue Zunge gewesen sein soll, die Schuld nicht bei sich. In einem Statement auf seiner Website erklärt Helgstand, dass ein aufdringlicher Fotograf Reiter und Pferd unter Stress gesetzt hätten, sodass es letztlich zu diesen bedauerlichen Momentaufnahmen gekommen sei.
Die Erklärung von Andreas Helgstrand im Originalwortlaut:
„Während des Abreitens beim Turnier in Falsterbo diesen Sommer haben wir einmal mehr Fotografen erlebt, die an der Umzäunung standen und darüber lehnten mit verwirrenden Kameras sehr dicht an Stamina und mir. Sie haben viele viele Bilder pro Sekunde geschossen, was zu Lärm durch die Kameras geführt hat.
Aufgrund des Verhaltens der Fotografen und der Geräusche der Kameras gerieten wir beide, Stamina und ich, in Stress. Ich habe vor einem der hartnäckigsten Fotografen angehalten und höflich gefragt, ob es nötig ist, so viele Fotos von uns zu machen. Seine Antwort war, dass ich mich auf mein Reiten und meine eigenen Angelegenheiten konzentrieren soll.
Mit einer modernen Kameraausrüstung ist es sehr leicht, so viele Bilder pro Sekunde zu machen, dass man immer noch Bilder bekommt, auf denen ein Pferd, Reiter oder Equipment entweder fantastisch oder hoffnungslos aussehen, weil die Fotos nur einen kleinen Teil eines fortlaufenden Moments zeigen, der, insbesondere beim Abreiten, durch viele Faktoren beeinflusst werden kann.
Und dennoch sind Fotos kein angemessener Faktor, um die Qualität des Reitens zu beurteilen.
Bei Helgstrand Dressage ist es unser Ziel, alle unsere Pferde so zu schulen und zu reiten, dass jedes einzelne das allerhöchste Niveau erreichen kann. Wir sind Athleten und unsere Pferde sind Athleten.
Zwang, Gewalt oder andere Formen der Quälerei sind da kontraproduktiv und gegen unsere fundamentalen Werte. Wir trainieren und stellen unsere Pferde entsprechend der Regeln und Beurteilungen der Richter in unserem Sport vor.
Ich bin sehr traurig, dass einige Medien anscheinend weiterhin mein Team und mich schikanieren wollen, und es macht mich traurig, dass einige Leute diese Aktionen öffentlich unterstützen. Wie auch immer, das ändert nichts an unseren Werten, Zielen und der Arbeit mit den vielen talentierten Pferden, die uns anvertraut sind, um sie zu reiten, auszubilden und zu entwickeln."