Kathi Haas und Let It Be NRW ritten in Neumünster ihren ersten Weltcup der Westeuropa-Liga - und kassierten viel Lob für ihre Auftritte.
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Du hast in Neumünster richtig tolles Lob von FN Ausbildungsbotschafter Christoph Hess bekommen, der ja international dafür bekannt ist für feines Reiten und eine pferdegerechte Ausbildung zu stehen. Wie fühlt sich das an, wenn der eigene Ritt vor Publikum öffentlich so positiv kommentiert wird?
Ich hab's schon sehr cool gefunden und natürlich freut so ein Lob! Man ist ja immer bemüht, dass es auch so rüberkommt, wie man es reiten und vorzeigen will: dass alles ganz einfach aussieht. Ich hatte in der Kür ein super schönes Reitgefühl – dass das dann auch genauso bei den Leuten angekommen ist und Christoph Hess das so nett vor Publikum wiedergibt, war wirklich richtig cool!
Auf unserer Facebookseite haben Zuseher:innen gepostet, dass sie deinen Ritt zu niedrig bewertet fanden, dass er aufgrund eurer Harmonie höhere Noten hätte bekommen müssen. Wie siehst du das?
Natürlich hat meine Stute Schwächen, die Piaffen könnten mehr schwingen und die Pirouette hat sie mir ein bisserl geklaut. Aber wenn ich mir den Schwierigkeitsgrad so anschaue, vor allem im Hinblick darauf, was wir in der Galopptour geboten haben, und das mit anderen Ritten vergleiche, muss ich schon sagen: Da hätte ich mir definitiv auch mehr Punkte vorstellen können. Aber damit muss man leben.
Mit wem trainierst du zurzeit? Und worauf legt ihr im Training besonders Wert?
Im Moment trainiere ich mit Hartmut Lammers vom Hof Kasselmann und mit Oberbereiter Rudi Rostek von der Spanischen Hofreitschule. Worauf wir wirklich viel Wert im Training legen ist die Durchlässigkeit, und dass das Pferd Spaß hat. Ohne Spaß würde meine Stute nicht wirklich viel machen (lacht) und man möchte ja, dass alles so leicht wie möglich aussieht. Grand Prix reiten ist aber nicht einfach, deshalb muss man es dem Pferd irgendwie ermöglichen, dass es Freude an der Arbeit hat. Nur dann kann es auch leicht aussehen. Die Themen Durchlässigkeit und diese Einstellung pro Pferd begleiten mich eigentlich schon seit meiner Jugend. Meine Grundausbildung von den Junioren bis zur Allgemeinen Klasse habe ich bei Christoph von Daehne genossen, da waren die Schwerpunkte im Training eigentlich auch so.
Grand Prix reiten ist aber nicht einfach, deshalb muss man es dem Pferd irgendwie ermöglichen, dass es Freude an der Arbeit hat. Nur dann kann es auch leicht aussehen.
Hess hat erwähnt, dass deine Letti für ihn absolut ein Happy Horse repräsentiert. Was tust du, um sie bei Laune zu halten?
Für sie ist am Wichtigsten, dass sie eine Paddockbox hat. Im Grunde wohnt sie eigentlich immer draußen. Das ist am Turnier manchmal schwierig für sie, denn da geht das natürlich nicht. Besonders wichtig ist ihr auch ihr „Liebhaber“ Liebeskind. Mit ihm geht sie immer gemeinsam auf die Koppel und dann wird ganz viel gegenseitig Fellgekrault!
Ein Stück vom Glück: Let It Be NRW und ihr Freund Liebeskind beim Fellkraulen auf der Weide.
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Wenn man euch beim Reiten zusieht, hat man das Gefühl, dass du zu deiner Let It Be eine ganz besondere Verbindung hast. Stimmt das?
Let It Be ist ein Traum in jeder Hinsicht, sowas von gechillt, die geht vom Hänger runter und ist gelassen. In jeder Situation. Ja, natürlich kann sie sich auch mal fürchten. Wenn das der Fall ist, dann ist sie eher so, dass sie die Luft anhält. In Neumünster war das am ersten Tag der Fall in dieser engen Halle, aber am zweiten haben wir es wirklich gut hingebracht. Diesen Zustand zu überwinden gelingt uns immer besser.
Wie habt ihr eigentlich zueinander gefunden, Letti und du?
Eine Freundin von mir hat Letti gekauft. Zu diesem Zeitpunkt war sie noch recht frech, deswegen hat mich meine Freundin gebeten, dass ich ihr helfe. Das hat schnell sehr gut funktioniert, die Stute war brav, und wir haben erste Turniere miteinander bestritten. Die haben wir dann auch auf Anhieb gewonnen und so habe ich Letti von meiner Freundin übernommen. Von Anfang siebenjährig bis neunjährig war sie dann Grand-Prix-fertig, mit neun Jahren hat sie auch schon Grands Prix gewonnen und wir waren gleich für die U25 EM qualifiziert. Ich habe damals aber meinem erfahreneren Saint Tropez den Vorzug gegeben. Dann kamen die ersten vier- und fünf-Sterne-Erfolge, und jetzt der erste Weltcup in der Westeuropa-Liga.
So eine Weltcup-Teilnahme in der weltweit stärksten Liga ist sicherlich ein Meilenstein in der Karriere einer Dressurreiterin. Was sind deine nächsten großen Ziele?
Mein Ziel ist schön regelmäßig meine Leistung abzuliefern – im Idealfall fehlerfrei – damit ich konstant oben mitreiten kann und vielleicht, irgendwann in der Zukunft, Österreich wieder einmal auf einem Championat vertreten kann. 2019 ist mir das U25 ja schon einmal gelungen, da war ich mit Saint Tropez Kür-Sechste und Fünfte mit dem Team. Soetwas auch mal in der Allgemeinen Klasse zu erleben ist natürlich das große Ziel.
Dafür wünschen wir dir alles Gute!