So leicht kann Dressursport aussehen: Charlotte Dujardin und Alive and Kicking © www.sportfotos-lafrentz.de
Alive and Kicking heißt die neue Superstute aus dem Stall von Charlotte Dujardin, eine zehnjährige Westfälin, die zu jeweils gleichen Teilen ihrer Reiterin und der Österreicherin Ulrike Bachinger gehört, Frau des ehemaligen Hofreitschulleiters Ernst Bachinger. Die Stute hatte bereits Mitte März auf sich aufmerksam gemacht. Beim stark besetzten Hallenturnier in Lier (BEL) war sie zweimal zu über 75 % und zwei Siegen getanzt - bei ihrem internationalen Grand-Prix-Debüt wohlgemerkt. Dazu muss man sagen: „Audrey“ wie die Stute im heimatlichen Stall genannt wird, ist ein Pferd mit drei soliden Grundgangarten, aber sicherlich keine Überfliegerin. Dafür ist sie ist das Musterbeispiel eines meisterlich ausgebildeten, absolut durchlässigen und hervorragend vorgestellten Pferdes, das sich schon zu Beginn seiner Karriere im großen Sport mit unheimlicher Selbstverständlichkeit durch die schwierigsten Lektionen bewegt, dabei fast durchgehend eine beneidenswerte Selbsthaltung bewahrt und seinen natürlichen Bewegungsablauf entfalten darf. Toll! Freilich, Verbesserungspotenzial gibt es, der Schritt fällt ganz klar in diese Kategorie, in den Piaffen hilft sich die Stute noch, indem sie trotz gesenkter Kruppe auch die Vorhand noch etwas unter den Körperschwerpunkt stellt. Und im Galopp geht da und dort etwas der Durchsprung verloren. Aber wer verlangt schon Perfektion beim zweiten internationalen Turnier auf Grand-Prix-Niveau? Die Richter:innen honorierten die Darbietung jedenfalls mit 74,848 % und dem Sieg.
Wie so oft, wenn seine Meisterschülerin mit von der Partie ist, reihte sich Carl Hester direkt im Anschluss auf Rang zwei ein. Der Brite stellte seinen Olympiapartner, den 15-jährigen und nicht ganz einfachen En Vogue vor, von dem sein Reiter sagt, dass er sich trotz seines Alters immer noch wie ein junges Pferd unter dem Sattel benimmt. Deshalb stand bei diesem Paar das Thema "Selbstvertrauen stärken" im Vordergrund. Das gelang. Einziger echter Wermutstropfen war die schwache Schritttour, sonst zeigte das Duo eine sehr harmonische Vorstellung mit Highlights vor allem in den Wechseln und den Galopppirouetten. Hier gab es 72,761 % von der Jury.
Ganz neu auf dem Grand-Prix-Parkett ist Inoraline W, die elfjährige KWPN-Stute der Schwedin Sophie Lexner. Anfang März hatte das Paar in Herning (DEN) international mit zwei Podestplätzen debütiert, in Hagen verbesserte es mit einer tollen Runde seine bisherige Bestwertung auf 72,435 %. Lexner präsentierte die Stute fast ausschließlich mit schönem Seitenbild, die Nase stets vor oder an der Senkrechten. Großartig gelungen: die sehr akzentuierten, unheimlich taktsicheren Passagen und Übergänge zwischen Piaffe und Passage - wobei es den Piaffen vorerst allerdings noch an Lastaufnahme mit der Hinterhand fehlt.
Diana Porsche überzeugte mit ihrem Nachwuchspferd Dahoud © www.sportfotos-lafrentz.de
Stark: Diana Porsche und Dahoud
Eine sehr schöne Runde, die sich durchaus 70+ Prozent verdient hätte, gaben Diana Porsche und Dahoud zum Besten. Trotz Ekelwetters zeigte das Paar eine durchwegs harmonische, fehlerlose Runde, die von großer Leichtigkeit geprägt war. 69,891 % und Platz 5 hinter Helen Langehanenberg (GER) auf Magnanimous (71,13 %) lautete das Ergebnis für das rot-weiß-rote Duo in diesem sehr stark besetzten Starterfeld.
Für ein weiteres gutes Ergebnis aus österreichischer Sicht sorgte Lisa Wernitznig mit ihrem Hannoveraner Quintus. Der Fuchswallach präsentierte sich heute sehr engagiert und in gutem Rahmen, mit 68,587 % belegte das Paar Rang 8. Christian Reisch und Qattani FRH reihten sich mit 67,625 % auf Platz 15 des 27 Paare starken Starterfeldes ein. Am Donnerstag geht es in Hagen für die Dressurreiter:innen mit dem 3*-Spécial und dem Auftakt der 4*-Tour - ebenfalls mit österreichischer Beteiligung - weiter.
Alle Ergebnisse der heutigen Prüfung finden Sie hier.
