Polina und Kateryna haben sich ihren Traum erfüllt: die Teilnahme an der Voltigier-Weltmeisterschaft der Junioren in Flyinge (SWE).
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Zusammen mit drei weiteren Mitgliedern ihres Voltigier-Teams verließen die Mädchen im März 2022 erstmals ihre Heimatstadt Poltova - auf der Flucht vor dem Krieg, der das Leben von Millionen Ukrainern von einem Moment auf den anderen völlig verändert hat. Sie lebten und trainierten viele Monate in Bernolákovo, einem Vorort von Bratislava (SVK), wo sie von Mitgliedern der lokalen Voltigiergemeinschaft willkommen geheißen wurden und finanzielle Unterstützung aus dem Solidaritäts-Hilfsfonds der Internationalen Reiterlichen Vereinigung erhielten.
Herausforderungen und Erfolge: Die harte Arbeit der ukrainischen Voltigiererinnen
Im Mai 2022 sorgten die fünf jungen Frauen in Kaposvár (HUN) für eine Premiere: Als erstes ukrainisches Team nahmen sie an einem internationalen Voltigier-Wettbewerb teil. Seitdem sind es vor allem Polina und Katya, die die gelb-blauen Farben hochhalten und sich von nationalen Ein- und Zwei-Stern-Wettbewerben bis zu Siegen auf internationaler Ebene hocharbeiten.
Beim CVIJ1* in Samorin (SVK) im Juni 2023 standen sowohl Polina als auch Katya auf dem Siegerpodest, ein bedeutender Meilenstein auf dem Weg zur Weltmeisterschaft in Flyinge (SWE). Zugleich war es das erste Mal, dass die ukrainische Hymne bei einer internationalen Voltigier-Siegerehrung gespielt wurde.
Vor der Weltmeisterschaft trainierten die Voltigiererinnen in der Nähe von Mailand (ITA) unter der Anleitung des ehemaligen Weltmeisters aus Frankreich, Anthony Bro-Petit. "Wir haben viel Training auf unserem Pferd in Poltava absolviert, da wir zu Hause keine Trainingshalle haben", erklärt Polina. "Wir hatten einige intensive Trainingskurse mit unserem Coach Anthony in der Slowakei und dann in der Nähe von Mailand. Es war sehr heiß in Italien und harte Arbeit. Aber das Gute ist, dass wir uns jetzt auf jedem Pferd wohl fühlen, wenn wir antreten."
Persönliches Wachstum und internationale Anerkennung
"Unsere ersten Tage hier in Flyinge waren stressig für uns", gesteht Polina. "Es waren so viele Menschen da und wir waren sprachlos, als wir einige unserer Helden wie Manon Moutinho, Quentin Jabet und Lambert Leclezio aus Frankreich im wirklichen Leben sahen, statt nur auf Instagram!"
Die Aufregung legte sich erst, dass das Trainign begann. "Diese ganze Erfahrung war gut für uns, weil wir jetzt auch weniger Angst haben, mit anderen Menschen zu sprechen", so Polina.
Bei ihrem ersten WM-Auftritt belegte Polina den 23. Platz für Katya wurde es der 53. Rang. Laut ihrem Trainer waren es die persönlichen Erfahrungen, die für die Mädchen am wertvollsten waren. "Mit 15 Jahren mussten Polina und Kateryna enorme Härte und mentale Stärke zeigen, um alles, was in der Ukraine geschieht, auszublenden und sich auf ihr Training zu konzentrieren, das alles andere als konsistent war", erklärte Anthony Bro-Petit. "Im Grunde haben sie sich selbst trainiert, wenn sie zurück in ihrer Heimatstadt Poltova waren. Die Internetverbindung ist unregelmäßig, daher hat das Online-Training einfach nicht funktioniert."
Die Trainingseinheitenin Bratislava und Mailand seien hingegen sehr intensiv und konzentriert gewesen, " da haben sie ihr Voltigier-Niveau definitiv gesteigert", so der Trainer der beiden. "Hier in Fylinge bekommen sie beim Beobachten der Senioren einen Vorgeschmack darauf, wie das nächste Level aussieht und worauf sie hinarbeiten müssen. Aber dieses gesamte Projekt des Trainings für die Weltmeisterschaft war auch eine persönliche Wachstumserfahrung für sie, da sie mit Heimweh und Kulturschock umgehen mussten. Das hat die Schwierigkeit für sie noch erhöht, aber sie haben durchgehalten und sind gestärkt aus dieser Erfahrung hervorgegangen."
Begleitet wurden die Mädchen auf dieser Reise von Polinas Mutter Ekaterina Shabelnikova. "Als der Krieg begann, waren wir verunsichert und wir hatten alle Angst und waren gestresst wegen der ganzen Situation", sagte Ekaterina. "Aber das Training der Mädchen für die Weltmeisterschaft war wichtig, weil es uns allen ein Ziel gegeben hat, auf das wir hinarbeiten können. Ich kann den Krieg nicht kontrollieren, aber ich kann jetzt etwas tun, um Polina und Katya dabei zu helfen, sich in diesem Sport weiterzuentwickeln."