Voltigier-WM und -EM Stadl-Paura

Countdown zum Megaspektakel

Ein Artikel von Pamela Sladky | 15.07.2025 - 11:49
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Wir Österreich auch bei der Heim-EM und -WM jubeln?  © FEI/Carolin Kowsky/Daniel Kaiser

Wenn sich in wenigen Wochen die besten Voltigierer:innen der Welt in Stadl-Paura treffen, schlägt das Herz des Pferdesports in Österreich besonders laut. Gleich drei Großereignisse finden gebündelt statt: die Weltmeisterschaft der Junioren, die WM der Young Vaulters und die Europameisterschaft der Senioren. Für Österreichs Voltigierelite bedeutet das Heimvorteil – und für die Veranstalter einen organisatorischen Kraftakt.

Einen Vorgeschmack darauf, was das Team beim Triple-Championat im eigenen Land erwartet, gab das diesjährige CVIO. Knapp 300 Einzelstarts machten es zum größten Voltigierturnier, das jemals abgewickelt wurde – und zwar weltweit! Im Interview verraten Veranstalter Christian Kermer und Bundesreferent Manfred Rebel, welche Erkenntnisse sie dabei gewonnen haben, und was man für die Heim-WM/EM erwarten darf.

Herr Kermer, das CVIO war mit knapp 300 Starts das größte Voltigierturnier der Geschichte. Wie fällt Ihr Fazit zur Generalprobe aus?

Christian Kermer: Sehr positiv. Es war mit Abstand das größte Turnier, das wir je durchgeführt haben – und es ist organisatorisch alles gut gelaufen. Vor allem dank der hervorragenden Infrastruktur in Stadl-Paura, die es uns ermöglich hat, in zwei Hallen parallel Bewerbe auszutragen.

Zwei parallele Wettkampfstätten erfordern präzise Abläufe. Wo lagen die größten logistischen Herausforderungen?

CK: Den engen Zeitplan konfliktfrei zu organisieren. Trotz der parallel laufenden Bewerbe konnten wir die Starts so timen, dass jeder genug Vorbereitungszeit hatte. Das war anspruchsvoll – aber es hat funktioniert.

Und für das Championat selbst wird es sogar einfacher?

CK: Tatsächlich. Wir haben dort weniger Starter und mehr Tage zur Verfügung. Auch mehr Richter – zwölf statt sieben – erleichtern die Organisation. Für die Athlet:innen ist es natürlich emotional aufgeladener, aber organisatorisch sind wir da gut vorbereitet.

Sie sind bereits ausverkauft. Wie gehen Sie mit der großen Nachfrage um?

CK: Wir arbeiten gerade daran, zusätzliche Sitzplätze zu schaffen. Etwa 150 haben wir schon, aber die sind fast wieder weg. Unser Ziel ist es, insgesamt 350 bis 400 zusätzliche Plätze zu schaffen – auf etwa 1.100 Zuschauerplätze plus rund 300 Aktivenplätze in der Halle zu kommen.

Für Sie persönlich ist Stadl-Paura als Austragungsort Neuland. Wie erleben Sie die Zusammenarbeit?

CK: Hervorragend. Die Unterstützung vor Ort ist großartig – von der Anlage selbst bis zur Infrastruktur rundherum. Die Pferde haben optimale Bedingungen mit kühlen Boxen, viel Platz zum Grasen und Rückzugsorte abseits des Publikums. Natürlich ist es für mich als Veranstalter ein größerer Aufwand, weil mein Team aus über 100 freiwilligen Helfer:innen aus Niederösterreich kommt und wir Quartiere organisieren mussten. Aber das abz Lambach hat uns hier wunderbar unterstützt.

Herr Rebel, in welchen Bewerben sehen Sie die größten Medaillenchancen für Österreich?

MR: Im Einzel sind wir gut unterwegs, da sehe ich realistische Medaillenchancen – bei stabilen Leistungen über alle Wettkampftage.

Wo sehen Sie Nachholbedarf?

MR: Die größte Baustelle haben wir derzeit im Pas de Deux. Das ist generell ein Bewerb mit viel Fluktuation. Bei den Junioren könnten wir für eine Überraschung gut sein – wenn wir zwei saubere Runden zeigen. Bei den Senioren sehe ich heuer keine Medaille. Auch hinter den Gruppen steht ein großes Fragezeichen, ob es für eine Medaille reicht, wird sich zeigen. Gruppenvoltigieren ist generell rückläufig, auch bei unseren Nachbarn.

Woran liegt das?

MR: Es fehlt vor allem an konkurrenzfähigen Pferden. Die Preise für gute Pferde sind enorm gestiegen, von früher ab 10.000 auf mittlerweile 50.000 Euro und mehr – das ist für viele private Vereine einfach nicht mehr leistbar. Und ein geeignetes Gruppenpferd braucht zusätzlich auch viel Ausbildungszeit, wir rechnen mit mindestens zwei bis drei Jahren. Das ist kein kurzfristiges Projekt.

Wie schwer wiegt dieser Engpass konkret für Österreichs Gruppen?

MR: Sehr. Selbst Top-Teams wie Pill scheitern derzeit an der Pferdequantität. Einzelvoltigierer:innen können wir noch umstellen – da schicken wir Athlet:innen aus Tirol oder Niederösterreich auf Pferde aus der Steiermark oder sogar Italien. Im Gruppensport funktioniert das nicht.

Aus welchen Nationen erwarten Sie die stärkste Konkurrenz?

MR: Deutschland ist traditionell dominierend – sie sind zehnmal so groß, und haben fünfzigfach mehr Pferde. Im Pas de Deux sind sie extrem stark, aber auch Italien ist dort sehr gut unterwegs. In der Gruppe ist Gold für Deutschland praktisch aufgelegt, aber ich sehe auch die Schweiz trotz personellem Umbruch auf einem guten Weg. Auch Frankreich ist immer für Medaillen gut.

Hat ein Heimchampionat auch Auswirkungen auf den Nachwuchs? Kann man mit einer solchen Veranstaltung Talente für den Sport begeistern?

MR: Schon beim letzten Heim-Championat hat man gesehen, dass sich viele neue junge Menschen für den Sport begeistert haben. Ich hoffe, das wird heuer ähnlich sein. Das Interesse ist jedenfalls groß.

Was wünschen Sie sich für das Triple-Championat 2025?

CK: Dass Österreich den Heimvorteil nutzen kann und wir Medaillen holen. Es ist schwerer geworden, weil die Konkurrenz stärker wird – und man braucht auch ein bisschen Glück. Aber das Ziel ist klar: erfolgreich zu sein.

MR: Seit 1995 haben wir bei jedem Großereignis zumindest eine mitgenommen – das soll auch diesmal so sein. Wenn unsere Athlet:innen ihre Leistung abrufen, ist das auch absolut möglich.

Aus Ihrer Sicht: Warum darf man die WM/EM in Stadl-Paura nicht verpassen?

CK: Weil es ein sportliches Top-Ereignis mit den Besten der Welt wird – voller Energie, Emotionen und einer einzigartigen Stimmung, wie man sie sonst nur von ganz großen Dressur- oder Springturnieren kennt.

MR: Und man darf nicht vergessen: Eine Heim-WM im Voltigieren ist ein sehr seltenes Ereignis – das gibt es frühestens in zehn Jahren wieder. Es wird sicherlich ein Megaspektakel mit sportlichen Höchstleistungen und einer einmaligen Atmosphäre.