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Die eleganten Araber beeindrucken selbst in der glühenden Mittagshitze durch ihre Zähigkeit und Ausdauer. © Gaby Räcke

Auf edlen Arabern durch die Wahiba-Wüste

Ein Artikel von Gaby Räcke | 05.03.2012 - 20:59

Am Flughafen der Hauptstadt Muscat werden wir mit einem freundlichen „As-salaamu aleykum“ begrüßt. Vor uns steht ein im typischen weißen Gewand, dem Dishdasha, gekleideter Omani. "Wa aleykum as-salaam" antwortet Hartmut aus Bern, der, wie sich alsbald herausstellt, Arabisch ziemlich gut versteht und auch spricht. Insbesondere unterwegs durch die Wüste kann er so manches Gespräch mit den stets um unser Wohl bemühten Beduinen abkürzen. Auch, wenn unsere Fahrt zum Hotel nur kurz ist, so kann man doch deutlich sehen, dass sich Oman im Aufbruch befindet. Zahlreiche Neubauten und prächtige Straßen als Zeichen einer prosperierenden Wirtschaft prägen das Stadtbild, das insbesondere mit dem alten Stadtteil Mutrah und seinem orientalischen Markt, dem Suq, Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt ist.

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Die eleganten Araber beeindrucken selbst in der glühenden Mittagshitze durch ihre Zähigkeit und Ausdauer. © Gaby Räcke

Am Nachmittag, bei einem ersten Strandritt am mit Fischerbooten gesäumten Sawadi Beach lernen wir unsere Pferde kennen, ausdauernde und robuste Araber, ein Hengst und fünf Wallache. Das intensive Training als Distanz- und Rennpferd sieht man ihnen an. Sie wirken zwar zierlich mit ihrem typischen Araber-Exterieur, sollten uns aber während des gesamten Ritts mit ihrem Muskelspiel und ihrer Zähigkeit tief beeindrucken. Selbst während der unbarmherzigen Mittagshitze, die Reiter sind zu dieser Zeit längst unter einen schattigen Baldachin geflüchtet, stehen sie im Wüstensand um unser Lager herum, ungerührt von der stetig ansteigenden Temperatur und einer mal mehr mal weniger starken Brise, die unzählige Sandkörner umhertreibt. In aller Ruhe fressen sie vom mitgeführten Heu und drehen einfach ihre Kruppen in den Wind.

Doch bevor es in die Wüste geht, erwartet uns erst einmal die wilde Gebirgslandschaft des Al-Hajar-Gebirges, tief eingefurcht von Wadis, durch abenteuerliche Bergpfade erschlossene Trockentäler, die nach unzähligen Windungen plötzlich kleine, ursprüngliche Gebirgsdörfer freigeben. Mit ihren weißen Lehmhäusern, grünen Terrassenfeldern und schattenspendenden Dattelpalmen schmiegen sie sich an imposante Berghänge. Vorfahren der hier lebenden Menschen haben irgendwann einmal Wasser entdeckt, das an nur wenigen Stellen im Gebirge an die Oberfläche tritt. Sie führen in dieser Abgeschiedenheit ein einfaches Leben und zaubern mit wenig Wasser grüne Oasen um sich herum.

Masoud und Salim, unsere beiden Fahrer und Dolmetscher, schauen am Morgen bei der Abfahrt vom Hotel besorgt zum Himmel. Es darf keinesfalls regnen, erklären sie uns. Niederschläge füllen die engen Wadis im rasanten Tempo mit Wasser und werden so zu gefährlichen Fallen für Mensch und Tier. Wolken sind jedoch weit und breit keine zu sehen, und nach kurzer Fahrt erreichen wir unser erstes Ziel, das Fort Nakhal, in der Nähe der bereits im 7. Jahrhundert gegründeten Stadt Al Rustaq. Das Fort ist eines der größten im Oman und, gerade frisch restauriert, thront es vor der mächtigen Kulisse des Jabal Akhdar-Massivs exponiert auf einem hellen Felsen. Nach einem Abstecher zur Mineralienquelle Ain Al Kasfah, die 48° Celsius heißes Wasser aus der Tiefe freigibt, fahren wir endlich mit erwartungsvoller Vorfreude auf den Wadi Beni Awf zu. Kilometer um Kilometer klettern unsere Geländewagen bis weit über 2000 Meter hinauf ins Gebirge. Wir geraten ins Staunen, hier müssen sich erdgeschichtliche Dramen abgespielt haben. Deutlich kann man in unterschiedlichen Farben und Formen millionenjahre alte tektonische Verschiebungen erkennen. Sogar einen fossilen Abdruck einer Pflanze finden wir bei einer kurzen Wanderung mal eben so in einer Gesteinsplatte oberhalb des Dorfes Bilad Sayt. Als wir die höchste Stelle im Dorf erreichen, meint Dagmar plötzlich „ach was, der Esel hat ja Gamaschen an“. Auf dem Weg zu seinen Terrassenfeldern treffen wir auf einen Bauern, der die Fesseln seines Esels mit wollenen Gamaschen umwickelt hat. Salim lässt sich von ihm erklären, dass er seinen Esel so vor Insekten schützt.

Wir fahren weiter, und der grüne Dorfflecken tief unter uns wird immer kleiner. Trotz einer beträchtlichen Höhe weit über dem Meeresspiegel ist es gegen Mittag sehr heiß, so dass wir, auf Passhöhe angekommen, den Wind um die Nase und einen wunderbaren Blick in die Weite des zerfurchten Gebirges genießen. In der Ferne ist Omans höchster Berg, der Jabal Shams, mit über 3000 Metern Höhe, zu sehen. Auf der anderen Seite des Jabal Akhdar-Massivs bewundern wir wenig später in der Bergoase Misfat Al A’briyeen ein ausgeklügeltes Kanalsystem, mit dessen Hilfe die Menschen dort schon seit Jahrhunderten ihre kleinen Felder bewässern. Gerade ruft der Muezzin zum Gebet und einige Gläubige streben zum Dorfmittelpunkt. Über Stiegen und an steilen Steinmauern und Lehmhäusern vorbei gelangen wir vom Ober- zum Unterdorf, begleitet vom murmelnden Wasser, das wie von Geisterhand geführt überall an die richtigen Stellen fließt. Müde, aber voller Eindrücke erreichen wir am Abend auf der Südseite des Gebirges die Stadt Nizwa, wo wir im ersten Hotel am Platz übernachten.

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Kamele sind neben Geländewagen das häufigste Forbewegungsmittel für die Menschen in der Wüste. © Gaby Räcke

Wir sind schon früh auf den Beinen, denn der Besuch von Festung und Suq sind ein Muss in Omans heimlicher Hauptstadt. Die Festung beherbergt einen repräsentativen, sehr anschaulichen historischen und kulturellen Querschnitt des Oman. Kleine Touristengruppen und einheimische Schüler begleiten uns durch die Innenräume. Welcher Gegensatz, im Suq gleich nebenan pulsiert dann anschließend das Leben mit allen Facetten eines Markttrubels. Den Besuchern strömt eine Mixture an Geräuschen und Gerüchen aller Art entgegen. Der Handel ist fest in Männerhand, Frauen sieht man nur wenige. Wie ein Wächter sitzt der örtliche Schneider vor seinem Laden und wartet, wie auch nebenan der Textilhändler, mit seinen bunten Stoffen auf Kundschaft. Vor den Toren des Suq werden lebende Rinder, Ziegen und Schafe feilgeboten und im Inneren des Marktes frischer Fisch und Gemüse. Getreide, Nüsse und Gewürze bieten die Händler in riesigen Säcken an. Das bei den Omanis sehr beliebte Halwa, gibt es gleich schüsselweise zu kaufen. Diese Süßspeise wird mit Butterschmalz und karamellisiertem Zucker zubereitet und mit Safran und Kardamom verfeinert. Die dazu passenden Gefäße für Hochzeiten und andere Feste sind rund um die Stände in allen Größen gestapelt. Ein letzter aufmunternder Qahwa, mit Kardamom gewürzter Kaffee, beendet unseren Ausflug in die omanische Lebensweise, Geschichte und Kultur. Die nächsten Tage wartet die Wahiba-Wüste auf uns. Nach einer zweistündigen Autofahrt erreichen wir in Al Mantarib ihren Nordrand, wo unsere Pferde schon auf uns warten. Ein Beduine treibt gerade mit seinem Geländewagen eine Herde Kamele vor sich her. Geduldig warten alle Autofahrer bis die Tiere die Straße überquert haben. Ein seltenes weißes Kamel ist auch dabei. Wir betrachten das als gutes Omen für unsere Wüstendurchquerung. Unsere erste Reitetappe von 15 Kilometern ist bewusst etwas kürzer gewählt, da wir in der Mittagshitze starten und weder Reiter noch Pferde gleich am ersten Tag überfordert werden sollen. „Mit Kamelen habe ich schon mal eine Wüste durchquert, aber nicht mit Pferden“, meint Hartmut. Das sollte auch während unseres Wüstenritts was Besonderes bleiben, denn begegnet sind uns unterwegs nur wenige Beduinen auf ihren Kamelen oder Safari-Touristen in ihren Jeeps.

Unser Beduinenteam ist uns mit ihren Geländewagen schon vorausgeeilt. Sie kennen die Wüste wie ihre Westentasche. Abseits der Piste auf einem kleinen Hochplateau haben sie ein erstes Nachtlager gefunden und dort ihre Beduinenzelte für uns aufgebaut. Bei Sonnenuntergang werden wir mit einer Erfrischung erwartet. Aber vor dem Abendessen werden zuerst einmal die Pferde versorgt, was bei uns Pferdeleuten selbstverständlich stillschweigende Zustimmung findet. „Was ist das für ein Gesumse um uns herum“, meint Ellen amüsiert. Aus allen Himmelsrichtungen fällt ein Geschwader fliegender Käfer über die Hinterlassenschaften der Pferde her. Eifrig rollen unzählige Pillendreher alle Pferdeäpfel, die sie nur finden können, durch den Wüstensand davon und im Nu ist rund um die Pferde alles mistfrei. Schnell wird es dunkel in der Wüste. „So einen Sternenhimmel habe ich noch nie gesehen“, flüstert Frédérique beeindruckt. Patrick und Hartmut haben ihre Feldbetten schon aus dem Zelt gezogen, um dieses überwältigende Schauspiel vor dem Einschlafen beobachten zu können. Am anderen Morgen hat sich auf ihrem Bettzeug eine Tauschicht gebildet. Empfindlich kalt sei es in der Nacht gewesen, berichten uns beide beim Frühstück. „Das wird uns nicht daran hindern, in der kommenden Nacht wieder dieses herrliche Rundumkino zu genießen, das bekommt man nicht alle Tage zu sehen“, meint Patrick begeistert. Jedenfalls schließt sich in den folgenden Nächten schon mal die eine oder andere der Reiterinnen dieser Fangruppe an und baut ihr Feldbett neben dem Zelt auf.

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Auch den Pferden wird zwischendurch eine Abkühlung gegönnt. © Gaby Räcke

Sehr früh bricht die kleine Reitergruppe auf, die Temperatur ist noch sehr angenehm. Es gilt möglichst viel Strecke zu schaffen bevor die Mittagshitze unerträglich wird. Die nächsten vier Tage liegen Tagesetappen von jeweils cirka 30 Kilometer vor uns. Abed und Sawi sind für das Wohl der Pferde zuständig und geben vor wann Pause gemacht wird. Abed, unser Berittfüher, hat die Pferde vor unserer Ankunft trainiert. Und Sawi wacht unterwegs mit Argusaugen darüber, dass die Pferde auch ja gut versorgt werden. Sie bekommen im Lager reichlich Kraftfutter und allerbestes Heu zu fressen. Das Heu haben wir schon am ersten Tag ungläubig gemustert, es kann locker mit feinstem Alpenheu konkurrieren. Die Beduinen führen auf einem Pick-up einen riesigen Wassertank mit, und mehrmals am Tag werden die Pferde unterwegs getränkt. Für die Pferde wird alles getan, was ihnen und uns den Ritt erleichtert. An diesem Morgen erleben wir allerdings noch eine Steigerung des Wohlbefindens im Leben eines Araberpferdes, wobei uns in der ersten Pause regelrecht der Mund offen stehen bleibt. Eines der Pferde hatte sich vertreten und eine leichte Schwellung an der linken Hinterhand macht ihm und seiner Reiterin zu schaffen. Unsere Beduinen holen plötzlich aus einem der Geländewagen eine Kühlbox heraus und greifen nach grossen Eisstücken. Jahad, Dagmars Pferd, wird mit einer Eispackung die Hinterhand gekühlt. Bis zum Nachtlager darf Jahad frei mitlaufen und Dagmar reitet Abeds Pferd Bahar. Aber bevor es wieder in den Sattel geht, werden wir von unseren Beduinen noch mit einem amüsanten Zwischenspiel unterhalten. Mit den dahinschmelzenden Eisstücken kühlen sie noch die eine oder andere Pferdestirn, dann fällt ihnen spontan ein, dass man damit auch Unsinn machen kann. Wie die Kinder rennen sie hin und her und stecken sich gegenseitig das Eis in die Gewänder.

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In den frühen Morgenstunden sind die Temperaturen noch angenehm kühl bevor sie gegen die Mittagszeit in fast unerträgliche Höhne klettern. © Gaby Räcke

Wir reiten noch ein gutes Stück bis zum Mittagslager. Dort erwarten uns Masoud und Salim schon mit köstlich zubereitetem Essen. Die Pferde dürfen sich, bevor sie angebunden werden, genüsslich im Sand wälzen. In der Nähe ist eine Wasserstelle, so dass wir uns zum Essen und für ein anschließendes Nickerchen auf einen orientalischen Teppich unter schattenspendende Bäume zurückziehen können. Später wird uns klar, was das für ein Luxus ist, denn Bäume sehen wir bis zum Ziel am Arabischen Meer keine mehr. Doch die Beduinen sind erfindungsreich, denn ein Baldachin erfüllt die nächsten Tage in der Mittagshitze auch diesen Zweck. Bei Erreichen des Nachtlagers kommt ein kleiner Sandsturm auf. Bis dahin tauchte die untergehende Sonne die Weite der Wüste in ein wunderschönes Lichtspiel. Im Laufe des Abends legt sich der Wind wieder und gibt den funkelnden Sternenhimmel frei. Doch zuvor kämpfen Masoud und Salim erst einmal mit den Naturgewalten. Trotz einer aufgestellten Schutzwand geht immer wieder der Gaskocher aus. Der Generator will auch nicht anspringen. Da nützen auch die beschwichtigenden Gesänge der Beduinen nichts. Sie haben sich nach vergeblichen Startversuchen um den Generator herum versammelt und singen gegen den Sandsturm an, was aber auch nicht hilft. Für einen Beduinen gibt es immer eine Lösung in der Weite der Wüste zurecht zu kommen. Kurzerhand werden die gerupften Hühner samt Topf auf einen Pick-up verfrachtet und zum Kochen in ein nahegelegenes Beduinendorf gebracht. Um uns die Wartezeit zu verkürzen erhalten wir Besuch von einer Abordnung des Dorfes. Die Beduinenfrauen in ihren bunten Gewändern verbergen ihr Gesicht unter einer Burqa, die Männer tragen zu ihrem Dishdasha auf dem Kopf ein zum Turban gebundenes Tuch, den Massaar. Einer von ihnen hat eine Beduinentrommel mitgebracht. Uns wird bedeutet, dass wir uns zu ihnen auf den Teppich setzen sollen. Sie fangen an zu singen und bald wird auch insbesondere von den Männern der Orientteppich gnadenlos in den Sand getanzt. Schnell verfliegt die anfängliche Scheu auf beiden Seiten, und auch wir finden uns plötzlich alle tanzenderweise auf dem Teppich wieder. Dagmar ist die Sportlichste und brilliert mit einer beeindruckenden Kondition. Die Stimmung ist auf dem Höhepunkt, und es fällt erst gar nicht auf, dass Masoud und Salim mit unserem Abendessen schon wieder zurück sind. Selbstverständlich werden unsere Gäste zum Essen eingeladen. Mit vollem Bauch und müde vom Tanzen sinken wir zu vorgerückter Stunde auf unsere Feldbetten. Trotzdem geht es am anderen Morgen wieder zeitig los, denn die Sonne ist gnadenlos und wird mit Sicherheit wieder brennen je höher sie steigt. Während wir schon losreiten, bauen unsere Begleiter das Zeltlager ab. Unterwegs überholt uns Abdullah in seinem Pick-up, vollbeladen mit unserem Bettzeug. Zur Trinkpause treffen wir ihn wieder. Oben auf den Matratzen thront Said, der Chef der Truppe. Er redet unaufhörlich von dort aus auf seine Beduinenkollegen ein. Mittlerweile haben wir herausgefunden, dass das lautstarke Geplapper nichts zu bedeuten hat. Am ersten Tag haben wir noch besorgt nachgefragt, ob etwas passiert sei. Beduinen sind offensichtlich sehr mitteilungsbedürftig. Schon kurz vor Sonnenaufgang sitzen sie am Feuer, trinken ihren Kaffee und es scheint, dass sie erst einmal alles bereden, was am Vortag passiert ist und was heute noch auf sie zukommen könnte. Wie seltsam muss es für die Beduinen sein, wenn wir Europäer uns beim Frühstück noch anschweigen und erst nach einem heißen Getränk so etwas wie eine Unterhaltung aufkommt.

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Die Reise führt durch einen Ozean von Sanddünen. © Gaby Räcke

Heute ist auch mal die eine oder andere Galoppade angesagt. Mit weit aufgeblähten Nüstern fliegen unsere Araber über die Sandpiste. Hinter der nächsten Düne taucht unvermutet eine Gruppe von Kamelen auf. Sie wirken sehr neugierig und in gebührendem Abstand begleiten sie die Reiter ein Stück des Wegs bis sie hinter dem nächsten Dünenkamm verschwinden. „Sind das wilde Kamele“, will Ellen in der Mittagspause wissen. Jasim erklärt uns, dass die Kamele sich zwar in der Wüste frei bewegen, sie aber alle zu einer der Beduinenfamilien gehören, die in der Wüste leben. Zakariah, der jüngste der Beduinen, deckt gerade den Tisch als wir in der Ferne einen Kamelreiter sehen. Er wird von Said herangewunken und zum Essen eingeladen. Unsere Kameras klicken bei seinem Versuch das junge und offensichtlich noch scheue Kamel in unsere Richtung zu bewegen, was ihm dann aber letztlich nach beharrlichen Reithilfen gelingt. Für die Beduinen ist das natürlich ein ganz selbstverständlicher Anblick, wir aber bestaunen und fotografieren das Kamel von allen Seiten. Am nächsten Tag sehen wir zwar vom Sattel aus noch einige Kamele, aber so nah zum Anfassen war es ein einmaliges Erlebnis. Am Nachmittag erhalten wir während einer Trinkpause für Pferde und Reiter Besuch von einer motorisierten Beduinenfrau. Sie hat ihr Baby neben sich auf dem Beifahrersitz liegen. Sie unterhält sich mit unseren Beduinen und bittet darum, mit den Frauen unserer Reitergruppe sprechen zu dürfen. Abed erklärt uns am Abend, dass das in der Wüste üblich sei. Insbesondere, wenn sich Frauen in der Wüste begegnen, wird immer miteinander gesprochen, von Frau zu Frau sozusagen.Langsam kommt schon Wehmut auf, denn übermorgen naht das Ende unseres Ritts. Die Zeit vergeht wie im Flug. Im leichten Trab reiten wir mit langsam sinkender Sonne und sich entspannender Temperatur unserem Lager entgegen. Wir genießen den Anblick des zunehmend rötlicher werdenden Lichts. Die Dünenkämme werfen schon dunkle Schatten mit faszinierenden Kontrasten. Unser heutiges Abendessen wird nach traditioneller Beduinenart zubereitet. Zuerst werden Steine im offenen Feuer erhitzt und darauf dann große Fleischstücke gegart. Um alles vor Wind und Sand zu schützen legen Zahor und Said einen Metallrahmen um das Feuer herum.

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Am letzten Reittag macht sich unter den Reisenden Wehmut breit. Schon ist der Wind des nahen Meeres zu spüren. © Gaby Räcke

Am letzten Reittag verändert sich die Wüstenlandschaft zusehends, die Dünen werden höher und irgendwie glauben wir auch schon das Meer zu spüren, denn der Wind wird intensiver. Als wir am späten Nachmittag über einen hohen Dünenkamm reiten, sehen wir in der Ferne das Arabische Meer schimmern. Vor uns baut sich als letzte Bastion gegen die offene See eine riesige Dünenformation auf, an dessen Fuß wir unsere Zelte entdecken. Unsere Beduinen begrüßen uns mit einem verschmitzten Lächeln. Nachdem wir die Pferde versorgt haben, wird klar, was sie vor haben. Leere Futtersäcke werden zu Schlitten umfunktioniert, mit denen sie uns vor machen, wie man mehr oder weniger erfolgreich vom Zenit der Dünen in die untergehende Sonne hinunterrutscht.

Am Morgen ist es nur noch ein halbstündiger Ritt bis zum Strand. Abed reitet als erster in die Brandung und ist emsig bemüht, insbesondere die nachfolgenden Reiterinnen nass zu spritzen. „Strafe muss sein“, lacht Dagmar kurz darauf. Eine kräftige Welle hat Abed samt seinem Pferd Bahar umgeworfen.

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Mit einem gemeinsamen Bad in den Wellen des Arabischen Meeres findet das große Reitabenteuer im Oman ein krönendes Ende. © Gaby Räcke

Auf unserer Rückfahrt nach Muscat entlang der Küste machen wir noch in der alten Seefahrerstadt Sur Station und besichtigen die Schiffswerft, wo heute noch, wie vor hunderten von Jahren, die mächtigen aus Holz gebauten Dhauschiffe gebaut und repariert werden. Nach einer letzten Nacht in Omans teuerstem Luxusresort Shangri-La müssen wir so langsam Abschied nehmen von diesem wunderbaren Land mit seiner eindrucksvollen Natur. Insbesondere die 150 Kilometer durch die Wüste haben alle, Mensch und Tier, gesund und munter überstanden. Damit steht fest, dass das weiße Kamel ein Glücksbringer war. „Ma'a s-salaama“ Oman!

Sultanat Oman - Reittour 1001 Nacht von Pegasus Reiterreisen

Die neuntägige Oman-Reise wird EQUITOUR - PEGASUS Internationale Reiterreisen organisiert.

Preise pro Person ohne Anreise:
ab 3.750,-- Euro

Folgende Leistungen sind inkludiert:
9 Tage / 8 Üb. (3 Üb. in guten 3-, 4- und 5-Sterne-Hotels, 5 Üb. im Zeltcamp), VP, Gepäcktransport, Englisch und Französisch sprechende Reitführung, Transfers.

Reiterliche Voraussetzungen:
Sie sollten mind. fünf Jahre regelmässig geritten sein und über genügend Geländereiterfahrung verfügen. Der Ritt erfordert eine gute Grundkondition. Für die Tour müssen Sie körperlich absolut fit sein. Sie fühlen sich auch auf temperamentvollen, aber sehr umgänglichen Pferden wohl, auch in flottem Tempo.

Weitere Informationen:
EQUITOUR - PEGASUS Internationale Reiterreisen
www.reiterreisen.com