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Arthrose ist eine chronische Gelenkserkrankung, die mit einer starken Bewegungseinschränkung und erheblichen Schmerzen einhergehen kann. © www.slawik.com

Neue, vielversprechende Therapie für Pferde mit Arthrose entdeckt

Ein Artikel von Pamela Sladky | 15.12.2016 - 10:49
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Arthrose ist eine chronische Gelenkserkrankung, die mit einer starken Bewegungseinschränkung und erheblichen Schmerzen einhergehen kann. © www.slawik.com

Arthrosen, chronische degenerative Veränderungen an einem oder mehreren Gelenken, sind beim Pferd keine Seltenheit. Im Gegenteil. Vor allem im fortgeschrittenen Alter plagen sich Pferde zunehmend mit Gelenksschäden. Doch auch junge Tiere sind davor nicht gefeit – mit teils gravierenden Auswirkungen, denn Arthrosen können nicht nur erhebliche Bewegungseinschränkung verursachen, sondern auch mit starken Schmerzen verbunden sein.

Inzwischen gibt es eine ganze Menge verschiedene Behandlungsmöglichkeiten, die helfen können, die Lebensqualität geplagter Pferde zu verbessern. Ein relativ neuer und sehr vielversprechender Therapieeinsatz wurde jüngst in einer dänischen Studie näher untersucht.

Im Mittelpunkt der Studie stand Polyacrylamidhydrogel (PAAG) – eine biostabile Substanz, die in der Humanmedizin bei der Herstellung von Endoprothesen(Implantate, die dauerhaft im Körper verbleiben) zum Einsatz kommt, aber auch in der Augen- und plastischen Chirurgie, der Verpackungsindustrie und der Wasseraufbereitung breite Anwendung findet.

Wie vorangegangene Studien an Tier und Mensch gezeigt haben, kann dass Polyacrylamidhydrogel arthrosebedingte Schmerzen lindern und die Beweglichkeit verbessern. Bei einem Versuch an Pferden konnten diese Beobachtungen bestätigt werden.

Für die Studie des dänischen Forscherteams rund um Aziz Tnibar von der Universität Kopenhagen wurden 43 Pferde ab einem Alter von zwei Jahren und bestätigter Arthrose-Diagnose mit PAAG behandelt. Zwei Millliter des Gels wurden direkt in das betroffene Gelenk injiziert. Jeweils nach einem, drei, sechs, zwölf und vierundzwanzig Monaten wurden die Pferde erneut medizinisch untersucht um die Auswirkungen der Behandlung zu überprüfen. Die Ergebnisse fielen höchst vielversprechend aus. Nach einem Monat zeigten 59 Prozent der Pferde keine Lahmheit mehr, nach drei Monaten stieg der Wert auf 69 Prozent, nach sechs auf 79 Prozent. Ein Jahr nach der Injektion waren 81 Prozent der Pferde lahmfrei, vierundzwanzig Monate danach 82,5 Prozent. Auch konnte eine deutliche Reduktion des Gelenkumfangs beobachtet werden, Schwellungen reduzierten sich merklich. Während des gesamten Studienzeitraums konnten keinerlei Nebenwirkungen in den behandelten Gelenken beobachtet werden.

Schützende Schicht im Gelenksinnern

Weil sich bei Arthrose zunehmend Knorpelgewebe im Gelenk auflöst, geht nach und nach der Reibungsschutz verloren. In weiterer Folge kommt es zu einer Entzündung des Gelenks, die den unter dem Knorpel liegende Knochen angreift. Durch die veränderte Belastung an den Gelenkrändern entzündet sich zudem häufig auch die Gelenksinnenhaut. Diese, im Inneren der Gelenkkapsel liegende Schicht, ist verantwortlich für die Bildung der Synovialflüssigkeit, der sogenannten Gelenkschmiere. Sie sorgt dafür, dass Bewegungen des Gelenks einwandfrei und ohne Schmerzen möglich sind. Ist die Produktion der Gelenkschmiere gestört oder gar einstellt, tut Bewegung weh.

Mikrosopische Untersuchung in einer weiteren dänischen Studie an Pferden haben nun gezeigt, dass sich PAAG als eigene, dicke Schicht innerhalb der Gelenksinnenhaut integriert und dort bis zu 24 Monate nach Injektion nachgewiesen werden kann.

Auch wenn es noch weiterführender Studien bedarf, die die Auswirkung des Hydrogels auf entzündliche Prozesse innerhalb des Gelenks und damit verbundene Schmerzen im Detail beleuchtet, fällt das Urteil der Forscher angesichts der bereits vorliegenden Ergebnisse höchst positiv aus: In PAAG könnte die Wissenschaft eine vielversprechende, sicherhafte und dauerhafte Möglichkeit gefunden haben, um arthrosegeplagten Pferden Linderung zu verschaffen.

ps