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Der Außengalopp ist eine sehr gute Übung, die Versammlungsfähigkeit des Pferdes weiter zu verbessern. © www.slawik.com

Kontergalopp richtig reiten: So geht’s

Ein Artikel von Dr. Britta Schöffmann | 02.12.2015 - 09:51
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Der Außengalopp ist eine sehr gute Übung, die Versammlungsfähigkeit des Pferdes weiter zu verbessern. © www.slawik.com

Eigentlich ist der Kontergalopp, der bereits ein gewisses Maß an Versammlung erfordert und diese aber auch gleichzeitig fördert, gar nicht so schwer, wenn ein paar Voraussetzungen erfüllt sind. Zuallererst gilt es aber einmal zu klären was ein Außen- bzw. Kontergalopp überhaupt ist.

Vom Außengalopp spricht man, wenn ein Pferd entgegen seiner Bewegungsrichtung zur Bande beziehungsweise zur Außenseite des Vierecks gestellt galoppiert. Dabei sollen der klare Dreitakt, das gleichmäßige Tempo und die Anlehnung erhalten bleiben. Bis einschließlich Klasse A wird nur im Handgalopp geritten, der Außengalopp wird erst ab der Klasse L verlangt. Und genau jetzt werden viele Reiter nervös. Außengalopp. Das hört sich schon so schwierig an! Vor lauter Nervosität vergessen sie ihre Hilfen und werden entweder ganz passiv oder aber übertrieben aktiv. Und schon geht der Außengalopp tatsächlich in die Hose. Wer dieses Problem kennt, sollte sich klar machen, dass der Außengalopp ja eigentlich erst in der Ecke, also in einer Wendung, zur neuen Lektion, zum echten Außengalopp, wird. Vorher – an der langen Seite – ist er nichts anderes als Links- oder Rechtsgalopp. Und den beherrscht der Reiter im Allgemeinen, längst bevor er sich mit dem Thema Außengalopp befasst. Bereits diese Erkenntnis bringt bei vielen neben einem erstaunten „Ach ja“, eine umgehende Erleichterung mit sich, die sich plötzlich auch die Ecke zu meistern lässt. Vieles spielt sich halt im Kopf ab.

Die häufigsten Fehler - und wie man sie behebt

Bringt dieser kleine Mental-Trick nicht den gewünschten Erfolg, sollte man sich – am besten gemeinsam mit dem Reitlehrer oder der Trainerin – fragen, wo das Problem liegt. Ist das Pferd noch nicht in der Lage, sich im Außengalopp auszubalancieren, oder wird es durch den Reiter im Galoppsprung gestört? Gerade junge Pferde müssen erst ein Mindestmaß an Versammlungsfähigkeit erreicht haben, bevor sie einen sicheren Außengalopp absolvieren können. Dabei kann auch die Qualität des Galoppsprungs für das Erlernen und Beherrschen des Außengalopps ausschlaggebend sein. Je „runder“ und getragener ein Pferd galoppieren kann, desto schneller ist es meist in der Lage, auch im Außengalopp sein Gleichgewicht zu halten. Ist der Galoppsprung dagegen eher flach und schiebend, wird es spätestens in der Ecke ausfallen oder umspringen. In diesem gilt es zunächst die Tragkraft des Pferdes zu trainieren, bevor man sich wieder dem Außengalopp widmen kann.

Aber auch erfahrene und bereits ausgebildete Pferde können mit Ausfallen oder Umspringen reagieren, dann jedoch meist verursacht durch Reiterfehler. Und davon gibt es viele, die häufigsten sind:

Zu stark zur Bande/zur Umrandung gestellt
In der Reithalle möchte das Pferd hierbei durch Ausfallen oder Umspringen verhindern, mit dem Kopf an die Wand zu stoßen. Durch das Überstellen reagieren viele Pferde auch mit einem Ausweichen der Hinterhand Richtung Bahnmitte. Dadurch galoppieren sie nicht mehr gerade, sondern ein wenig schräg und weichen über die äußere Schulter aus.  
Die Lösung: durch weniger Stellung die Vorhand auf die Hinterhand einrichten.

Zu viel innerer Zügel
Wer aus Angst vor Umspringen den inneren (hier also den Zügel, der an der Bahnaußenseite ist) Zügel zu fest annimmt oder gar nach hinten zieht, blockiert das innere Hinterbein des Pferdes, das im Galoppsprung ja weit unter den Körperschwerpunkt vorspringen soll. Das Pferd fällt aus oder springt um.
Die Lösung: bei jedem einzelnen Galoppsprung kurz Stellung geben, gefolgt von nachgeben bzw. weich werden der inneren Hand! Notfalls sogar mal mit der inneren Hand überstreichen, auch in der Ecke.

Falsch gestellt
Kaum zu glauben, aber wahr: Es gibt selbst Klasse-L-Reiter, die nicht wissen, dass ein Pferd im Außengalopp nicht zur Bahnmitte hin gestellt wird.
Die Lösung: Noch einmal über „innen“ und „außen“ beim Reiten informieren!

Keine eindeutige Schenkellage
Der äußere Schenkel (also der zur Bahnmitte!) hat im Außengalopp vor allem in den Ecken/Wendungen gleich mehrere Aufgaben. Zum einen unterstützt er die im Galopp wirkende diagonale Hilfengebung, zum anderen kontrolliert er die Hinterhand des Pferdes und hält sie auf der Linie. Außerdem kann er dem Pferd über sanften, gleichmäßigen Druck vor allem in den Wendungen ein wenig Unterstützung bieten. Wird der äußere Schenkel nicht korrekt verwahrend eingesetzt oder sogar weggestreckt, kann es zum Umspringen kommen.
Die Lösung: auf die korrekte Schenkellage konzentrieren.

Fehlerhafte Gewichtshilfe
Manche Reiter verwechseln das geforderte vermehrte Belasten ihres inneren Gesäßknochens mit einem Zur-Seite-Beugen des Oberkörpers. Sie knicken dabei in der inneren Hüfte ein, verlagern ihr Gewicht dadurch jedoch unbewusst mehr nach außen und bringen ihr Pferd so aus dem Gleichgewicht.
Die Lösung: Sich sein Becken als flache, mit Wasser gefüllte Schale vorstellen und dieses über den inneren seitlichen Rand ausschütten wollen. Dadurch gerät automatisch ein wenig mehr Druck auf den inneren Gesäßknochen, während die Schultern auf einer Höhe bleiben.

Zu viel Körpereinsatz
Im Bemühen, ihrem Pferd bei drohendem Ausfallen in einer Außengalopp-Wendung zu „helfen“, wollen einige Reiter mit ihrem Oberkörper Schwung holen. Damit erreichen sie jedoch genau das Gegenteil, da sie im Moment des Nach-vorn-Fallens eher eine nach hinten wirkende Gewichtshilfe geben, also Gas und Bremse gleichzeitig betätigen.
Die Lösung: den Oberkörper ruhiger halten und stattdessen mit beidseitigem Schenkelimpuls das Pferd wieder „vor das Reiterbein“ treiben.

Falsches Tempo
Zu einem korrekten Außengalopp gehört bereits ein Mindestmaß an Versammlung, die dem Pferd hilft, sein Gleichgewicht auch in den Wendungen zu behalten. Wird das Tempo zu frei und damit zu flach, können viele Pferde den Galopp nicht aufrechterhalten. Umspringen, Kreuzgalopp oder Ausfallen sind die Folge. Aber auch ein zu matter, schwungloser Galopp kann diese Fehler verursachen.
Die Lösung: hier gilt es individuell herauszufinden, welches Tempo für das jeweilige Pferd geeignet ist. Manchmal kann anfangs ein etwas freieres Tempo helfen, die Wendungen im Außengalopp sicher zu meistern, manchmal muss dagegen erst die Versammlung verbessert werden, zum Beispiel über einfache Galoppwechsel und das Reiten von Übergängen.

Lektionen, die helfen den Kontergalopp zu verbessern

Es gibt einige Übungen, mit denen der Außengalopp verbessert und gefestigt werden kann:

Einfache Galoppwechsel
Gelingen einfache Galoppwechsel sicher, kann über sie auch an den langen Seiten vom Hand zum Außengalopp gewechselt werden. Am besten kurz nach Beginn der langen Seite ein Stück Außengalopp geradeaus, dann vor der Ecke wieder einfacher Wechsel. Klappt das Angaloppieren im Außengalopp sicher, geht’s bei der nächsten Runde im Außengalopp einmal auch die kurze Seite entlang.

Aus der Ecke kehrt
Als weitere Übung bietet sich die Kehrtvolte aus der Ecke an, da hier in recht flachem Winkel zum Hufschlag zurückgeritten wird. Auch hier die nächste kurze Seite im Außengalopp bleiben.

Durch die halbe Bahn wechseln
Ein wenig schwieriger als die Kehrtvolte, da der Winkel zum Hufschlag steiler ist. Allerdings bleibt auch hier noch Zeit, vor der kommenden Ecke den Außengalopp erst einmal im Geradeaus zu sichern.

Durch die ganze Bahn wechseln
Diese Übung hat schon einen hohen Schwierigkeitsgrad, da der Einfallswinkel steiler ist, gefolgt vom Durchreiten der Ecke. Eine Übung für fortgeschrittene Pferde und Reiterinnen.

Ohne Galoppwechsel aus den Zirkeln wechseln
Wieder ein bisschen schwieriger, da nun nicht mehr nur die gebogene Linie einer Ecke durchritten wird, sondern mindestens eine halbe Zirkellinie. Außengalopp auf dem Zirkel Eine sehr anspruchsvolle Übung, die bereits eine gute Geraderichtung und damit einen sicheren Außengalopp voraussetzt. Geeignet, um die Versammlung noch weiter zu verbessern.

Schlangentouren
Diese können entweder ohne Wechsel oder mit einfachen/fliegenden Wechseln von Außengalopp zu Außengalopp geritten werden. Wenn hier Lücken in der Ausbildungsskala – vor allem bei Losgelassenheit, Anlehnung und Geraderichtung – bestehen, werden diese Übungen nicht gelingen. Nur ein gut versammeltes und durchlässiges Pferd kann den schnellen Wechsel der Linienführung und die engen Außengalopp-Wendungen problemlos absolvieren.

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