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Der Jahreswechsel mit Böllern und Raketen versetzt viele Pferde in Angst und Schrecken. © www.slawik.com

Silvesterangst: So bleiben Pferde gelassen

Ein Artikel von Anke Klabunde (AID)/PS | 18.12.2015 - 08:11
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Der Jahreswechsel mit Böllern und Raketen versetzt viele Pferde in Angst und Schrecken. © www.slawik.com

Vor allem das Fluchttier Pferd mit seinen empfindlichen Sinnesorganen nimmt die optischen, olfaktorischen und akustischen Reize sehr intensiv wahr. Die flackernden Lichtreflexe von Raketen und die ungewohnten Geräusche der Böller können dann neben dem fremdartigen Geruch der Pyrotechnik schnell zum Auslöser akuter Angstzustände werden. Diese äußern sich in einer erhöhten Herzfrequenz, Schwitzen, erweiterten Nüstern und erregtem Umherlaufen.

Training sorgt für Sicherheit

Eine Gewöhnung ist aufgrund des Jahresabstands so gut wie unmöglich. Allerdings kann mit Hilfe eines belohnungsgesteuerten Gelassenheitstrainings für eine Entschärfung der Stresssituation gesorgt werden. So lässt sich die Angst vor den Böllern etwa mit Hilfe von Tonaufzeichnungen unterschiedlicher Knallkörper (vielfach im Internet auch kostenlos erhältlich) verringern, wenn sie rechtzeitig und regelmäßig beispielsweise zu den Fütterungszeiten abgespielt wird.

Richtig desensibilisieren

Um Ihr Pferd nicht zu überfordern und den Stress womöglich sogar noch zu vergrößern, ist es wichtig, vor allem zu Trainingsbeginn eine geeignete Lautstärke zu finden. Die richtige Intensität für den Anfang ist die höchste Lautstärke, bei der Ihr Pferd keine Reaktion zeigt. Das kann unter Umständen auch sehr sehr leise sein. Wichtig ist, dass Ihr Pferd ruhig bleibt und sich entspannt seinem Futter oder Ihren Belohnungen widmen kann. Erhöhen Sie die Lautstärke nach und nach, bis Ihr Pferd eine leichte Reaktion zeigt (z.B. Ohrenzucken). Kehren Sie danach zu jener Lautstärke zurück, an dem Ihr Pferd noch keine Reaktion gezeigt hat. Genau hier liegt das Maß für den Anfang.

Reagiert Ihr Pferd beim Training ruhig und gelassen auf die Geräusche, belohnen Sie es. Wird es unruhig, reduzieren Sie die Intensität. Zeigt es trotzdem weiter Stressreaktionen, brechen Sie das Training ab und versuchen Sie es zu einem späteren Zeitpunkt erneut. Wiederholen Sie das Training täglich und steigern Sie - sofern Ihr Pferd ruhig bleibt - die Lautstärke kontinuierlich. Auf diese Weise wird ihr Pferd nach und nach an den bevorstehenden Silvesterkrach gewöhnt.

Tipp: Achten Sie darauf, selbst stets Ruhe und Souveränität auszustrahlen. Damit geben Sie Ihrem Pferd zusätzlich Sicherheit!

Fressen beruhigt

Die tiefe, langgestreckte Halshaltung und die Kaubewegungen bei der Futteraufnahme wirken grundsätzlich beruhigend, Lärm wird dann nicht mehr als so stark belastend empfunden. Dieses Phänomen können sich Pferdebesitzer und Reiter auch am Silvesterabend zunutze machen: Großzügig bemessene Raufuttergaben helfen bei der Ablenkung und beruhigen die Vierbeiner.

Junge bzw. unerfahrene Tiere sollten in dieser Nacht nicht unbedingt mit besonders ängstlichen Artgenossen untergebracht sein, denn deren extreme Angstreaktionkann sich leicht auf die Jungpferde übertragen.

Sichere Zäune essentiell

Bei Weidepferden empfiehlt es sich, sie in der Zeit um Silvester möglichst weit entfernt und außerhalb von Ortschaften unterzubringen. Nicht nur, aber vor allem zum Jahreswechsel ist die Hütesicherheit, also ein ausbruchsicherer Zaun, zwingend zu gewährleisten. Das gilt insbesondere auch bei der Paddock (Trail)- und Offenstallhaltung.

Bei der Unterbringung in einer Box lassen sich durch das Verschließen und Abhängen von Fenstern und Türen Außenreize erheblich verringern, Musik aus dem Radio schafft einen dauerhaften Geräuschpegel wodurch die akustischen Reize des Feuerwerks in den Hintergrund gedrängt werden. Licht an schwächt die optischen Reize des Feuerwerks.

Für an Boxenhaltung weniger gewöhnte Pferde kann eine Aufstallung hingegen für zusätzlichen Stress sorgen. Viele Offenstallpferde ziehen es vor den Auslöser des Krachs unter freiem Himmel selbst in Augenschein zu nehmen. Je besser eingeschworene die Herde, umso gelassener wird der lärmende Jahreswechsel meist hingenommen. Auch hier kann Beleuchtung und Musik für zusätzliche Beruhigung sorgen.