TRAINING MIT DEM LANGZÜGEL

Gymnastik an den langen Leinen

Ein Artikel von Pamela Sladky | 21.04.2020 - 15:42
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Die Arbeit am Langzügel ist eine anspruchsvolle Form des Pferdetrainings und dient u.a. der Hilfenverfeinerung.
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Sabine Ellingers Einstieg in die Langzügelarbeit entstand aus der Not heraus. „Ich wollte mein Minipony Lancelot dressurmäßig gymnastizieren, und weil reiten wegen seiner Größe kein Thema war, kam mir nach der anfänglichen Arbeit an der Longe irgendwann die Idee mit dem Langzügel“, erzählt die Pferdeausbilderin aus Baden-Württemberg. Kurzerhand ließ Ellinger einen Longiergurt für ihren Tigerschecken anfertigen und unterwies Lancelot in der Doppellonge-Arbeit. Als hier die Grundbegriffe saßen, wagte das Duo erste Schritte am Langen Zügel.

Aus ein bisschen Gymnastizierung zur Gesunderhaltung des Ponys wurde schon bald weit mehr als ursprünglich geplant. Der charismatische Ponytigerschecke mauserte sich zum beliebten Show-Act weit über Deutschlands Grenzen hinaus. Dass sich die Arbeit am Langzügel in den vergangenen Jahren einer wachsenden Beliebtheit erfreut, ist für Sabine Ellinger keine Überraschung. „Neben dem Gespannfahren ist es eine hervorragende Möglichkeit, auch als Erwachsener mit einem Pony zu arbeiten, es muskulär aufzubauen und gemeinsam viel Spaß zu haben. Und auch Großpferde lassen sich damit hervorragend gymnastizieren.“


Hohe Schule der Bodenarbeit

Verglichen mit dem Reiten oder Longieren spielt die Arbeit mit dem XXL-Zügel in der heutigen Pferdeausbildung eine eher untergeordnete Rolle. Dabei kann sie auf eine lange Tradition zurückblicken. Einen besonderen Stellenwert hat Langzügeln bis heute in den vier großen Reitschulen dieser Welt, der Königlich Andalusischen Reitschule in Jerez, der portugiesischen Reitschule in Queluz, dem Cadre Noir im französischen Saumur und natürlich der Spanischen Hofreitschule in Wien. In diesen Instituten gilt die Hohe Schule am Langen Zügel als Königsdisziplin. Nur wenige ausgesuchte Pferde werden darin ausgebildet und bei Vorführungen als Höhepunkt präsentiert.

Einen weit weniger elitären Anspruch hat die Langzügelarbeit da schon im Freizeitreiterbereich. Hier ist sie zumeist eine willkommene Abwechslung im Trainingsalltag und eine neue Herausforderung in der Kommunikation mit dem Pferd. Und eine Herausforderung ist die Arbeit am Langen Zügel allemal. Denn durch die Position hinter dem Pferd ist das Hilfenrepertoire auf ein Minimum reduziert. Wer hier vernünftig arbeiten will, braucht ein fein ausgebildetes Pferd, das auf minimale Signale hin reagiert.


Welches Pferd eignet sich dafür (nicht)

Spätestens jetzt sollte klar sein, dass der Arbeit am Langzügel bereits ein nicht unerhebliches Maß an Ausbildung vorangegangen sein sollte. „Der Lange Zügel ist kein Mittel, um ein junges Pferd auszubilden oder ein schlecht gehendes zu korrigieren, sondern ein gut gerittenes noch feiner zu machen“, bringt es Sabine Ellinger auf den Punkt. Aus der Not heraus ein Pony am Langzügel auszubilden ist eine Sache. Sich dem Thema mit einem Großpferd zu widmen eine ganz andere. Nicht zuletzt aufgrund der Größendifferenz. Selbst als sportlicher Mensch kann man mit einem Großpferd im Arbeitstrab nicht Schritt halten. Ein angehender Langzügel- Kandidat sollte sich deshalb im Trab bereits ausreichend versammeln lassen. „Kann das Pferd das nicht, müsste man schon rennen, um hinterherzukommen. Das macht eine sehr unruhige Hand und ist der feinen Kommunikation freilich nicht dienlich“, erklärt Ellinger. Einfach untertourig zu traben ist übrigens auch keine Option. „Es schadet dem Pferd, wenn man es einfach nur herunterbremst und im Schlurfgang laufen lässt. So ist keine gymnastizierende Arbeit möglich.“ Junge Pferde und Pferde mit großer Übersetzung, die noch nicht die entsprechende Versammlungsfähigkeit haben, fallen damit ebenso als Kandidaten für die Langzügelarbeit aus wie Korrekturpferde und solche, die nicht auf feine Hilfen reagieren.

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Lieben heißt schieben? Wer am Langzügel vernünftig arbeiten möchte, muss schon im Vorfeld viel Zeit in die Ausbildung seines Pferdes  investieren. © www.slawik.com

Ein No-Go sind außerdem schreckhafte und sehr impulsive Pferde. Beim Langzügel befindet sich der Ausbilder sehr nah an den Hinterbeinen. Reagiert ein Pferd auf ungewohnte Reize schon mal mit Auskeilen, kann die Langzügelarbeit zum Himmelfahrtskommando werden. „Bei Lehrgängen werde ich oft gefragt, ob es möglich ist‚ mal eine Einheit am Langen Zügel zu arbeiten. Meine erste Frage ist dann immer, ob das Pferd hinten sicher ist. Ein normales Touchieren mit der Gerte an der Hinterhand darf auf keinen Fall Bocksprünge oder ein Ausschlagen auslösen. Hier sind viele unbedacht und laufen einfach hinter dem Pferd her, ohne das vorher ausreichend getestet zu haben.“ Dass sich dieses Versäumnis schnell rächen kann, weiß Sabine Ellinger aus eigener leidvoller Erfahrung. „Auch mir ist es schon passiert, dass ich hinten touchiert und vorne nicht im passenden Moment nachgegeben habe. Ein riesiger blauer Fleck über dem Knie war die Folge. Verursacht hat ihn ein Minipony – und das war schmerzhaft genug. Bei einem größeren Pferd kann so etwas lebensgefährlich sein. Es ist ein fataler Fehler, die Gewalt eines Huftritts zu unterschätzen“, mahnt die Ausbilderin. Die richtige Vorbereitung ist deshalb gerade beim Langzügel besonders wichtig.

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An der Doppellonge lässt sich gefahrloser testen, wie das Pferd auf die Hilfen reagiert.   © www.slawik.com

Bevor es losgeht

Bestens geeignet ist dafür ist das Training an der Doppellonge. „Für mich ist die Vorbereitung an der Doppellonge unerlässlich, weil ich hier bereits Stellung und Biegung abfragen kann, auch Takt, Losgelassenheit und Anlehnung lassen sich gut erarbeiten. Zudem kann ich das jeweilige innere Hinterbein touchieren und sehe, wie das Pferd darauf reagiert.“ Sollte ein Pferd einmal auf ein Touché mit der Peitsche unkontrolliert reagieren, ist der Mensch durch die größere Distanz nicht in Gefahr. Zudem wird das Pferd mit den Berührungen der Zügel am gesamten Körper vertraut gemacht und lernt bei Handwechseln die Position des Ausbilders hinter sich besser kennen. Beides ist enorm wichtig für die spätere Langzügelarbeit und hilft, böse Überraschungen zu vermeiden.

Ebenfalls hilfreich in der Vorbereitung ist die klassische Arbeit an der Hand. Hier befindet sich der Mensch direkt auf Schulterhöhe des Pferdes, was diese Form des Trainings weitaus sicherer macht. „Bei der Arbeit an der Hand lernt das Pferd in kleinen Schritten, was es tun soll, wenn ein Hinterbein touchiert wird. Das braucht es später auch am Langen Zügel“, erklärt Ellinger, denn dann ersetzt die Gerte nicht nur die vorwärtstreibende, sondern auch die biegende Schenkelhilfe.

Als erste Lektion empfiehlt die Ausbilderin Schritt-Halt-Schritt-Übergänge, die mit möglichst wenig Handeinwirkung ausgeführt werden sollten. In der Folge können Schenkelweichen, Schultervor, Schulterherein sowie Travers, Renvers und Traversalen an der Hand etabliert werden – erst im Schritt, später auch im verkürzten Trab. Vor der ersten Langzügel-Lektion sollte sich das Pferd an der Doppellonge, bei der Arbeit an der Hand und – sofern möglich – unter dem Sattel in allen drei Grundgangarten auf gerader sowie gebogener Linie taktmäßig, losgelassen, in guter und sicherer Anlehnung und mit einem Mindestmaß an Schwung bewegen. Zwar stehen Geraderichtung und Versammlung am Ende der Skala der Ausbildung, beides sollte für ein angehendes Langzügelpferd jedoch nicht unbekannt sein. Ein schiefes Pferd lässt sich am Langen Zügel kaum oder nicht korrigieren. Und ohne beginnende Versammlung ist mehr als Schritt bei dieser Ausbildungsvariante tabu. Bereit für den Langen Zügel ist ein Pferd für Sabine Ellinger letztlich dann „wenn sich Seitengänge und verkürzte Tritte bereits problemlos abrufen lassen, ohne dass das Pferd mit Nervosität, Verspannung, Hektik oder Ignoranz reagiert.“

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Kurze Tritte an der Hand als Vorbereitung für den Langzügel ©www.Slawik.com

Die Grenzen setzt das Pferd

In puncto Lektionenauswahl sind der Arbeit am Langen Zügel praktisch keine Grenzen gesetzt. Zick-Zack-Traversalen, Pirouetten, Serienwechsel, Piaffe, Passage, sogar die Schulen über der Erde lassen sich herausarbeiten – sofern das Pferd das nötige Talent und der Mensch das entsprechende Können dafür mitbringt. „Bei Lancelot war alles leicht, weil er sehr schnell begriffen hat, was ich von ihm will und er körperlich und mental kaum Schwierigkeiten in der Umsetzung hatte. Das können aber nicht alle Pferde oder Ponys leisten“, weiß Sabine Ellinger aus langjähriger Erfahrung.

Sie rät angehenden Langzügel-Neulingen deshalb, die eigenen Ansprüche dem Vermögen des Pferdes anzupassen. Denn: „Eine einfache Lektion hervorragend ausgeführt ist weit schwieriger als eine knifflige Lektion irgendwie dahinzuschludern. So etwas möchte im Grunde auch keiner sehen. Anspruchsvolle Lektionen sind eine schöne Herausforderung – aber nur, wenn ein Pferd sie auch leisten kann und man selbst die nötige Geduld aufbringt, es korrekt dahin zu trainieren. Gelingen sie dann auch noch, ist das eine tolle Bestätigung für die gute gemeinsame Arbeit.“

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Anspruchsvolle Lektionen sind eine schöne Herausforderung, aber kein Muss. Wichtig ist vor allem die Harmonie. © www.slawik.com

Erste Übungen

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Geradeaus ist die erste Lektion am Langen Zügel.   © www.slawik.com

Geradeaus auf dem Hufschlag

Besonders leicht gelingt der Übergang von der Doppellonge zum Langzügeln, indem man nach und nach von der Zirkelmitte hinter das Pferd wechselt. „Dabei sollte zuerst ein etwas größerer Abstand gewählt werden. Dies hat zwar den Nachteil, dass das Pferd weit weg und für Hilfen mit der Touchiergerte nicht so gut erreichbar ist, was sich durch eine etwas längere Peitsche jedoch problemlos ausgleichen lässt. Dafür hat die Position den Vorteil, dass man sich außerhalb der Reichweite der Hinterbeine befindet, sollte das Pferd anfangs trotz aller Vorbereitung doch einmal austreten“, rät Ellinger. Mit zunehmender Sicherheit kann die Distanz zum Pferd verringert und auch die Gertenlänge angepasst werden. Die ersten Schritte in der neuen Position sollte man möglichst simpel halten. Geradeaus am Hufschlag klingt kinderleicht, ist es aber nicht. Denn gerade wenn Pferd und Mensch Anfänger auf dem Gebiet sind, passiert es schnell, dass das Pferd seitlich ausweicht – oft einfach nur, um seinen Menschen besser in den Blick zu bekommen. In diesem Fall rät Sabine Ellinger, das Pferd durch einen energischen Vorwärtsimpuls wieder auf Spur zu bringen. „Beim Reiten würde man sagen, das Pferd soll zwischen Sitz, Schenkel und Zügel eingerahmt werden. Am Langen Zügel wird es nun zwischen den beiden Zügeln und der Gerte eingerahmt. Es muss immer zur Hand bzw. zum Gebiss hin gearbeitet werden.“

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Fein gemacht, Lancelot! Häufiges Lob ist zum Erhalt der Motivation auch am Langen Zügel wichtig. © www.slawik.com

Anhalten und wieder Antreten

Zum Halten durchparieren und daraus wieder im Schritt angehen lassen ist die nächste Übung auf der To-Do- Liste. „Achten Sie darauf, das Pferd über das Herantreiben des Hinterbeines zu einem geschlossenen Stehen zu parieren. Ein sofortiges Nachgeben der Zügel, nachdem das Pferd gehalten hat, verhindert, dass es zurücktritt“, rät Ellinger. Ein bereits bekanntes Stimmsignal, wie „Halt“ oder „Steh“ unterstützt die Zügelhilfe.

Stimmhilfen sollten von Anfang an gut durchdacht eingesetzt werden. Dabei ist es durchaus sinnvoll, ein Repertoire an akustischen Signalen zu etablieren. Etwa „Schritt“, wenn vom Halt in den Schritt angetreten werden soll, und „Scheeeeritt“, wenn man vom Trab in die niedrigere Gangart wechseln möchte. „Pferde können recht viele verschiedene Stimmsignale sowie Schnalz- und Pfeiftöne auseinanderhalten. Ein einfaches Dauerschnalzen stumpft das Pferd ab und hat irgendwann keine Bedeutung mehr.“ Damit das nicht passiert, sollten akustische Hilfen immer eindeutig und zum richtigen Zeitpunkt gegeben werden. Soll das Pferd aus dem Halten angehen, gibt der Ausbilder die treibende Hilfe mit Stimme und Gerte. Schickt sich das Pferd an vorwärtszugehen, bewegt sich der Ausbilder mit, um eine nach hinten einwirkende Zügelhilfe zu vermeiden.
 

Gebogene Linien

Läuft das Pferd auf beiden Händen bereits anstandslos auf dem Hufschlag, lässt es sich anhalten und wieder losschicken, kommen im nächsten Schritt Handwechsel und erste gebogene Linien hinzu. Hierfür muss das Pferd nun lernen, sich von der Bande lösen zu lassen und abzuwenden. Grundvoraussetzung dafür ist, dass es gut an den Zügel herantritt. Tut es das, leitet die äußere Hand durch leichtes Nachgeben das Abwenden ein, falls nötig, kann die Gerte an der Außenseite des Pferdes das Vorhaben unterstützen. Die entsprechende vortreibende Hilfe sorgt für ein energisches Abfußen der Hinterbeine. „Der äußere Zügel darf nur so weit nachgeben, dass das Pferd an der Halsbasis stabil und gerade bleibt. Beherzigt man das nicht, kann es passieren, dass das Pferd am inneren Zügel herumgezogen wird und nur den Hals zur Seite nimmt, anstatt abzuwenden“, schildert Ellinger. „Das ist ein ganz typischer Fehler, der jedem am Anfang unterläuft. Es ist gut, dass er passiert, denn so wird die Wichtigkeit der stabilisierenden äußeren Hilfen viel klarer als das im Sattel meist der Fall ist.“ Die generelle Einwirkung über den Langzügel sollte sich nicht von der Einwirkung des Zügels beim Reiten unterscheiden. Der innere Schenkel bzw. der äußeren Schenkel wird durch die Gerte ersetzt, die den Impuls entweder am jeweiligen Hinterbein oder auch mal an der Flanke gibt.

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Im Trab ist Schlurfen tabu - stattdessen ist energisches Abfußen gefragt.
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Vom Schritt in den Trab

Sämtliche einfachen Hufschlagfiguren wie Große bzw. Kleine Tour, Schlangenlinien, Handwechsel usw. sollten im Schritt funktionieren, bevor man sich am Trab versucht. Sabine Ellinger rät gerade zu Beginn zu einem verkürzten Tempo, bis sich Mensch und Pferd an die Einwirkung in der schnelleren Gangart gewöhnt habe. „Je nach Größe des Pferdes muss man mitunter ziemlich große Schritte machen, selbst in versammeltem Tempo. Unabhängig davon ist es wichtig, darauf zu achten, dass die Hände und damit die Verbindung zum Pferdemaul ruhig bleiben, gleichmäßig und ohne große Spannung in den Armen getragen werden.“

Eine der wichtigsten Hilfen im Trab und später auch im Galopp ist die halbe Parade. Sie erhält den Fleiß im verkürzten Gang, hilft dem Pferd, sich besser zu tragen und verhindert, dass es zu sehr auf die Hand kommt. Doch wie lässt sich eine halbe Parade ohne Kreuz und Schenkel bewerkstelligen? „Im Sattel treibt der Reiter – beispielsweise bei einem Übergang vom Trab zum Schritt – das Hinterbein mit Hilfe von Kreuz und Schenkel in Richtung Schwerpunkt vor. Dabei fängt er den Impuls über die verhaltenden Hilfen ab.

Am Langen Zügel werden die vortreibenden Hilfen von Kreuz und Schenkel durch die Gertenhilfe ersetzt. Hier hilft es sich vorzustellen, dass man nicht bremst, sondern den Pferdekörper von hinten nach vorn verkürzt. Ohne entsprechendes Herantreiben würde das Pferd über das Maul auf der Vorhand landen. Damit käme es zwar auch in eine niedrigere Gangart, aber wir möchten ja, dass das Pferd über die Hinterhand pariert wird, hinten tiefer wird und der Übergang geschmeidig gelingt“, erklärt Ellinger. Im Trab wird weiter an den Hufschlagfiguren gefeilt, bis Pferd und Mensch zusammen problemlos Schritt, Trab, die Übergänge dazwischen und die jeweiligen Paraden beherrschen. Erst danach sollte man die Seitengänge ins Programm aufnehmen, die zwar einen hohen gymnastischen Wert haben, aber mit einem Pferd, das nicht gut genug an den Hilfen steht, ins absolute Chaos führen können.

Das richtige Equipment für die Langzügelarbeit

Zügel
Der ideale Lange Zügel ist aus geschmeidigem, glattem, dabei aber dennoch griffigem Material gefertigt. Das kann feines Leder sein, aber auch leichtes Gurtmaterial oder BioThane®. Letzteres hat den Vorteil, dass es gut in der Hand liegt und unempfindlich in der Pflege ist. Von Stegen an den Zügeln rät Sabine Ellinger ab. „Der Zügel muss je nach Bedarf einige Zentimeter durch die Hand gleiten können. Da würden Stege eher stören.“ Die ideale Länge hängt von der Länge des Pferdes, aber auch von der gewählten Position des Ausbilders/der Ausbilderin ab. Die kann entweder direkt am Pferd sein, sodass seine/ihre Hände die Kruppe des Pferdes berühren, oder mit deutlichem Abstand vom Vierbeiner außerhalb der Reichweite seiner Hinterhufe. In erstem Fall sollte das Ende der Zügel bei einem Großpferd nicht tiefer als bis zu den Sprunggelenken herunterhängen.

Zaum und Gebiss
„Das Zaumzeug kann ein ganz normaler Trensenzaum mit hannoverschem, englischem oder kombiniertem Reithalfter und einem einfach oder doppelt gebrochenem Gebiss sein. Am Beginn würde ich eine Schenkeltrense empfehlen, da diese immer ruhig im Maul liegt“, rät Sabine Ellinger. Bei sensiblen und besonders maulempfindlichen Pferden ist ein Kappzaum oft eine gute Alternative. Er vermittelt die Hilfen auf die Pferdenase sehr präzise, schont das sensible Maul und puffert eine noch nicht so versierte Zügelführung des Ausbilders besser ab.

Gerte
Die Gerte sollte gut in der Hand liegen und an ihrem Ende leicht zum Schwingen zu bringen sein. Die Länge richtet sich nach der Größe des Pferdes. „Ich bevorzuge feine Haselnussgerten. Sie sind filigran, leicht zu führen, benötigen nur minimalen Aufwand und sind nachwachsende Ressourcen. Man findet sie im Inneren eines Haselnussbusches und kann sie einfach auf die gewünschte Länge einkürzen. In den großen Schulen werden Birkengerten bevorzugt, auch Weide eignet sich hervorragend“, empfiehlt Ellinger.

Longiergurt
Ob man für die Langzügelarbeit einen Longiergurt verwendet oder nicht, ist zum einen Geschmackssache, zum anderen aber auch abhängig von Größe und Können von Pferd/Pony und AusbilderIn. „Bei Ponys, vor allem sehr kleinen, befinden sich die Hände des Ausbilders nicht links und rechts neben dem Pferd, sondern weit darüber. Hier ist der Longiergurt von Vorteil, weil er mehr Führung gibt und die seitliche Begrenzung durch den Zügel wesentlich einfacher herzustellen ist als ohne.

Trainingsort
„Ich bin eine Freundin von unterschiedlichen und auch unebenen Böden, aber in diesem Fall nicht. Je gerader der Boden und je weniger das Pferd einsinkt, desto besser“, meint Sabine Ellinger. Wer sich einmal neben oder hinter dem Pferd stolpernd durch tiefen Sandboden geackert hat, weiß warum. „Man braucht einen festen, griffigen und federnden Untergrund, um selbst gut laufen zu können. Bei uferlosen Böden finden weder Pferd noch Mensch einen guten Tritt. Das erschwert die Sache ungemein und nimmt schnell die Freude an den Übungen.“ Neben einem guten Reitplatz- oder Hallenboden eignet sich auch ein ebenes Wiesenstück, das allerdings weder zu nass noch zu trocken sein darf.

Kleidung
Bei der Langzügelarbeit sind Reithandschuhe zwar nicht zwingend nötig, aber durchaus von Vorteil. Sie geben festen Grip an den Leinen und schützen zudem die Hände. Gutes Schuhwerk ist allerdings ein Muss. Im Zuge einer Trainingseinheit legt man nicht selten mehrere Kilometer zurück. Steife Reitstiefel mögen zwar Eleganz in den gemeinsamen Auftritt bringen, Bequemlichkeit sollte an dieser Stelle jedoch der Vorzug vor der Optik gegeben werden. Davon abgesehen benötigt man für die Langzügelarbeit keine spezielle Kleidung. Sie sollte komfortabel und im Idealfall atmungsaktiv sein, denn ins Schwitzen kommt man beim Hinterhermarschieren recht schnell.