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Indem sie sich auszog, wollte Lauren De Gruchy auf die Probleme von Reitern im Straßenverkehr aufmerksam machen. Inzwischen sind hunderte Briten ihrem Beispiel gefolgt. © Slow Down For My Horse Campaign - Facebook.com

Reiter strippen für mehr Sicherheit im Straßenverkehr

Ein Artikel von Pamela Sladky | 02.10.2015 - 14:52
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Indem sie sich auszog, wollte Lauren De Gruchy auf die Probleme von Reitern im Straßenverkehr aufmerksam machen. Inzwischen sind hunderte Briten ihrem Beispiel gefolgt. © Slow Down For My Horse Campaign - Facebook.com

Pferde sind von Natur aus klaustrophobisch. Fühlen sie sich eingeengt, neigen viele zur Panik. Auch schnelles Vorbeifahren mit dem Auto, dem LKW oder dem Motorrad ist für die meisten Vierbeiner ein Problem. Werden Pferde unruhig, scheuen sie oder setzen blitzartig zur Flucht an, werden sie zum Sicherheitsrisiko. Nicht nur für sich selbst und ihren Reiter, sondern auch für alle anderen Verkehrsteilnehmer. Doch gerade bei Letzteren fehlt das Bewusstsein um die besonderen Bedürfnisse des Fluchttieres Pferd völlig. Tempo drosseln und langsam und mit so viel Abstand wie möglich vorbeifahren – so sollten Autofahrer beim Zusammentreffen mit Pferden auf der Straße im Idealfall reagieren. Die Realität sieht häufig ganz anders aus. Es wird gedrängelt, sich vorbeigequetscht, gerast und manchmal sogar gehupt – und dabei völlig außer Acht gelassen, dass durch derart rücksichtloses Verhalten lebensbedrohliche Situationen entstehen können.

Probleme mit anderen Verkehrsteilnehmern haben Reiter nicht nur hierzulande. Auch in Großbritannien kommt es immer wieder zu schweren Unfällen, weil Autofahrer den Fuß nicht vom Gas nehmen können. Oder wollen. Weil sich die üblichen Handzeichen zur Tempodrosselung in den meisten Fällen als wirkungslos erwiesen, hat Lauren De Gruchy eine etwas ausgefallene Idee verwirklicht, um für mehr Verkehrssicherheit zu sorgen. Nötig war dazu nicht viel. Genaugenommen sogar weniger als sonst, denn De Gruchy verzichtet seit dem Start ihrer „Wirst du für mich langsamer fahren“-Kampagne dann und wann schon mal auf den Großteil ihrer Reitkleidung. Mit wenig mehr als einem zarten Spitzenhöschen bekleidet, durchstreift die Britin die Gegend um Jersey zu Pferd. „Ich dachte zuerst, es wäre einfach ein Spaß. Gleichzeitig wollte ich mit meiner Aktion aber natürlich auch auf die Ernsthaftigkeit des Problems aufmerksam machen“, sagte die Reiterin gegenüber dem britischen Magazin Horse & Hound. Die Aktion hatte Erfolg. Ihre im vergangenen August gegründete Facebook-Gruppe zählt inzwischen über 36.600 Fans. Und es werden täglich mehr.

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Was mit einer spaßigen Idee begann, hat sich mittlerweile zu einer landesweiten Kampagne ausgedehnt. Mittlerweile wurden auf Facebook unzählige Bilder von Reitern in Unterwäsche - oder noch weniger am Leib - veröffentlicht. © Slow Down For My Horse Campaign - Facebook.com

Mittlerweile gibt es im ganzen Land sogar Nachahmer, die in Unterwäsche für langsames Fahren werben. Ende September zogen sich reihenweise vornehmlich Reiterinnen in Nottingshamshire aus, um die Autofahrer auf ihr Anliegen aufmerksam zu machen.

„Ich habe von der Kampagne erfahren und wollte die Botschaft an die Leute bringen“, sagte Hannah Leslie, Organisatorin des Dessousrittes zu Horse and Hound. Unterstützung erhielt die engagierte Reiterin vom örtlichen Stadtrat. Ein Mitglied zog sich aus und schloss sich der Aktion sogar selbst an. „Es gab viele Leute, die uns gefragt haben, was wir mit unserem Ritt bezwecken wollen“, freute sich die Aktivistin über das Interesse der Bevölkerung. Aufmerksamkeit zu erregen kann schließlich auch etwas Gutes sein. Das findet auch Laura Needham, die mit ihrem Pferd vor einigen Jahren fast selbst Opfer eines Unfalls im Straßenverkehr geworden wäre. “Wenn wir damit erreichen, dass nur ein Autofahrer an die Fotos dieser Kampagne denkt und seinen Fuß vom Gas nimmt, wenn er auf der Straße einem Reiter begegnet, dann haben wir damit zumindest schon einen potenziellen Unfall verhindert.“

Zur „Slow Down For My Horse Campaign”-Gruppe auf Facebeook geht’s hier.