Koppen ist eine effiziente Form Stress abzubauen. Das zeigt eine Studie Schweizer Forscher. © Pontus Edenberg - Fotolia.com
Bisher sei nicht schlüssig geklärt gewesen, ob das stereotype Verhalten eine zwecklose Abnormalität oder eine Anpassungsstrategie von Pferden an ihre Umwelt ist, schreibt ein Team um Sabina Briefer vom Nationalgestüt in Avenches (VD) im Fachjournal „Physiology & Behavior“. Wie die Schweizer Nachrichtenagentur SDA berichtet, will das Forscherteam nun einen ersten Beweis für diese These erbracht haben.
In einem Versuch lösten die Wissenschafter künstlich Stress bei 22 koppenden und sowie 21 weiteren Pferden (Kontrollgruppe) ohne Neigung zu dieser Stereotypie aus. Dazu injizierten sie den Probanden das synthetische Hormon Adrenocorticotropin (ACTH), das bei Stress vom Körper ausgestoßen wird. Drei Stunden lang maßen die Forschenden daraufhin alle 30 Minuten die Stressantwort des Körpers: die Produktion des Stresshormons Cortisol und die Herzschlagrate.
Sowohl bei der Herzschlagrate als auch hinsichtlich der Cortisolwerte konnten die Forschenden keinerlei Unterschiede zwischen Kontrollgruppe und Koppern feststellen. Kopper, die das stereotype Verhalten während des Testlaufs jedoch nicht zeigten, wiesen signifikant höhere Cortisolwerte auf als ihre Kollegen.
Aus diesem Unterschied schließen die Wissenschaftler, dass Koppen bei den Pferden tatsächlich einen Stressabbau bewirkt. „Das Verhalten könnte somit eine Anpassungsstrategie an Stress sein“, so das Fazit.
Angesichts der neu gewonnenen Erkenntnisse raten die Forscher dringend davon ab, die Verhaltensstörung durch einen Kopperriemen um den Hals oder Umbauten der Box unterdrücken zu wollen, ohne die dahinterliegenden Auslöser zu beheben. „Wenn ein Pferd das Koppen als Anpassungsstrategie erst einmal entwickelt hat, hat es einen Nutzen davon“, erklärt Sabina Briefer. Wie das Mantra eines Meditierenden könne die stereotype Wiederholung zur Beruhigung beitragen und damit das allgemeine Wohlbefinden steigern. Das Verhalten zu unterdrücken, könnte das Pferd hingegen daran hindern, mit stressig wahrgenommenen Situationen umzugehen.
Koppen möglicherweise auch ein Magenproblem
Eine Studie US-amerikanischer Wissenschaftler aus dem Jahr 2013 zeigte zudem, dass die Verhaltensstörung häufig in Zusammenhang mit schlechter Fütterung – insbesondere einer zu geringen Verabreichung von Raufutter – und damit einer gesteigerten Magensäure-Produktion steht.
In einem Versuch mit neun Aufsetzkoppern stellten die Forscher eine erhöhte Gastrin-Konzentration 60 und 120 Minuten nach der Verabreichung von Kraftfutter gegenüber der Kontrollgruppe fest, während die Werte in Dauerweidehaltung im Normalbereich blieben. Gastrin ist ein Hormon des Magen-Darm-Traktes, das die Produktion von Magensäure anregt. Übersäuert der Magen, kann dies wiederum die Entstehung verschiedener Magenprobleme begünstigen. Die Forscher kamen zu dem Schluss, dass zum Koppen neigende Pferde bei Dauerweidehaltung keine vermehrten Magenprobleme entwickeln. Für Kopper sei deshalb eine möglichst naturnahe Haltung mit langen Fresszeiten und kontinuierlicher Futteraufnahme besonders wichtig, so die Empfehlung. Die Verabreichung von Kraftfutter sollte hingegen möglichst vermieden werden bzw. nur in Kleinstmengen erfolgen.
Einen Zusammenfassung der Studie "The physiological consequences of crib-biting horses in response to an ACTH challenge test" können Sie hier nachlesen.