Alle wünschen es sich, nicht jeder hat es: Heu in bester Qualität. Doch worauf kommt es vor, bei und nach der Ernte an, und was hat eigentlich die Biodiversität mit all dem zu tun? Mehr lesen ...
Gerade im Sommerurlaub erfreut uns der Anblick von Algen im Meer nicht besonders. Dabei könnte man diese Wasserbewohner als richtiggehende kleine „Hochleistungsathleten“ bezeichnen. Sie sind, obwohl sehr einfach aufgebaut, zu Erstaunlichem fähig. So zählen Mikroalgen zu den ältesten Organismen der Erde, seit schätzungsweise zwei Milliarden Jahren sind sie auf unserem Planeten heimisch. Als „Erfinder“ der Photosynthese zeichnen die Blaualgen (auch Cyanobakterien genannt) außerdem dafür verantwortlich, dass die Atmosphäre der Erde heute genügend Sauerstoff für menschliches und tierisches Leben enthält. Aber nicht nur das: Algen haben auch eine Menge interessanter Inhaltsstoffe. Als Futterergänzung für Pferde schätzt man sie besonders wegen ihrer essenziellen Aminosäuren.
Werfen wir also einen kurzen Blick darauf, warum diese für den Pferdeorganismus so wichtig sind: Von den bisher bekannten rund 400 Aminosäuren verwenden Menschen, Tiere und Pflanzen nur 21 für den Aufbau körpereigener Proteine. Neun davon werden als essenzielle Aminosäuren bezeichnet, die der Körper selbst nicht herstellen kann (Isoleucin, Leucin, Lysin, Methionin, Phenylalanin, Threonin, Tryptophan, Valin und Histidin). Werden sie nicht über die Nahrung aufgenommen, kann der Organismus also nicht überleben, denn Aminosäuren sind nahezu in allen Stoffwechselvorgängen nötig: Sie werden in neues Gewebe für Muskeln und Organe eingebaut, sind am Knochenaufbau und an der Immunabwehr beteiligt. Besonders im Training oder Aufbau stehende Pferde können durch Zufütterung von Aminosäuren u. U. besser regenerieren und Muskulatur aufbauen. Eine Quelle dafür können Seealgen (Braunalgen), Spirulina- und Chlorella-Algen sein.
Aminosäuren in Braun, Grün und Blau
In der Herstellung von „Seealgen“- Futterzusätzen wird meist die Braunalge Ascophyllum nodosum verwendet. Sie heißt auch Knotentang und gedeiht im Nordatlantik sowie in der Nord- und Ostsee. Die aus ihr gewonnene Alginsäure wird in der Lebensmittelindustrie und Biotechnologie verwendet, außerdem wird sie als Dünger eingesetzt. Zum Teil werden die Algen dafür in eigenen Aquakulturen produziert, so auch zur Futter- und Lebensmittelherstellung. Für Pferde bringt die Zufütterung von Braunalgen ein Plus an Aminosäuren, Mineralstoffen und Spurenelementen. Die Meeresgewächse sollen den Stoffwechsel anregen und zur körpereigenen Entgiftung beitragen. Dadurch wird ihnen auch ein positiver Effekt auf Haut und Fell zugeschrieben.
Die Blaualge Spirulina gehört zu den Mikroalgen. Obwohl die Gattung heute in Arthrospira umbenannt wurde, hat man den eingängigen Handelsnamen Spirulina beibehalten. In der Produktion werden am häufigsten die Arten Arthrospira platensis und Arthrospira maxima verwendet, die seichte subtropische bis tropische Gewässer mit hohem Salzgehalt vor allem in Mittelamerika, Südostasien, Afrika und Australien besiedeln. Aus den Algen wird übrigens auch der Farbstoff Spirulina-Blau gewonnen, der einzige natürliche blaue Farbstoff für Lebensmittel. Spirulina enthält wie die Braunalgen viele essenzielle Aminosäuren, Mineralstoffe und Vitamine. Außerdem ist sie in der Lage, Schwermetalle im Körper zu binden. Genau hier liegt allerdings die große Herausforderung: Die Algen binden auch in ihrer natürlichen Umgebung Schwermetalle aus dem Wasser und können so bei schlechten Produktionsbedingungen kontaminiert sein. Um das zu verhindern, werden sie heute vermehrt in abgeschlossenen Becken gezüchtet.
Dasselbe gilt für die Süßwasser-Grünalge Chlorella. Sie findet breite Verwendung in der Lebensmittelindustrie ebenso wie in der Herstellung von Kosmetika. Chlorella weißt eine einzigartige Zusammensetzung an Nährstoffen mit besonders hoher Konzentration an Vitaminen und Antioxidantien auf und wird besonders bei Pferden mit schwacher Muskulatur, im Wachstum, in der Rekonvaleszenz oder auch in der Zucht eingesetzt. Auch das Immunsystem kann sie unterstützen. Ein Vorteil der Grünalge: Sie eignet sich besonders für mäkelige Pferde, denn im Gegensatz zu Spirulina und Seealgen hat sie keinen „fischigen“ Geschmack. Wie auch die anderen beiden Algenarten ist Chlorella in verschiedenen Darreichungsformen verfügbar: als Pellets, Pulver oder Presslinge.
Jedes Zusatz-Futtermittel sollte nur nach Rücksprache mit einem/r Veterinärmediziner:in verabreicht werden. Die Fütterungsempfehlungen der Hersteller sind ebenfalls unbedingt zu beachten.