Gesundheit

Heulage problematisch für Pferde mit Insulin-Resistenz

Ein Artikel von Pamela Sladky | 03.10.2018 - 15:34
heulage10153.jpg

Heulage wird aufgrund der allgemeinen Heuknappheit immer häufiger gefüttert.
©www.Slawik.com

Für Pferde mit Insulinresistenz ist Zucker problematisch. Der findet sich nicht nur in süßen Äpfeln, Zuckerkarotten und melassierten Müslimischungen sondern auch im Raufutter, allen voran Heu und seinen verschiedenen Verarbeitungsvarianten.

In Raufutterproben wird der Zuckergehalt in der Regel als NSC-Wert ausgewiesen. NSC steht für non-structural carbohydrates, übersetzt heißt das so viel wie nicht-strukturierte Kohlenhydrate. Diese Gruppe umfasst sämtliche Zuckerverbindungen, darunter auch Stärke oder die allseits bekannten Fruktane. Je niedriger der Gehalt an NSC, desto besser ist es – vor allem für Pferde, deren Insulinstoffwechsel Probleme macht. Dazu gehören solche, die an der Schwelle zum Equinen Metabolischen Syndrom (EMS) stehen bzw. bei denen die Stoffwechselerkrankung bereits diagnositziert wurde ebenso wie Pferde mit Equinem Cushing (ECS) und viele Hufrehepatienten.

In der Annahme, dass Heulage (Gras, das nach dem Schnitt auf 50 bis 60 Prozent Trockenmasse heruntergetrocknet, gepresst und luftdicht in Plastikfolie verpackt wird) besser für Pferde mit Insulinresistenz ist, weil der enthaltene Zucker während der Lagerung durch Fermentation (Gärung) bereits teilweise abgebaut wird, machte ein Team britischer Wissenschaftler die Probe aufs Exempel. Es verglich die Insulinreaktion von sechs Ponys, bei denen man zuvor eine Insulinresistenz diagostiziert hatte, sowie sechs gesunden Ponys auf:

  • trockenes Wiesenheu von einem einzelnen großen Rundballen mit einem NSC-Wert von 16%,
  • dasselbe Heu, nachdem man es 14 Stunden lang in Wasser eingeweicht hatte (NSC 10,9%) und
  • Heulage (NSC 18,5%).

Erwartungsgemäß sorgte das eingeweichte Wiesenheu für die geringsten Glukose-Werte im Blut bzw. Insulin-Werte im Blutplasma der Tiere. Gänzlich anders als erwartet waren dafür die Ergebnisse der Heulage-Fütterung. Hier fielen die Werte signifikant höher aus als bei trockenem Heu.

silage10110.jpg

Heulage, auch Gärheu genannt, wird nach der Pressung in mehrere Lagen Stretch-Folie gewickelt um den Luftabschluss zu gewährleisten, der für die Konservierung nötig ist.  

„Der NSC-Gehalt der Heulage war in unserer Studie geringfügig höher als der des Heus. Aber selbst unter Berücksichtigung dieser Differenz war die Insulinreaktion auf das Gärheu überraschend hoch“, sagte Harry Carslake, Veterinärmediziner und Dozent an der Universität Liverpool in England.

Den Grund für die hohe Insulinreaktion orten Carslake und seine Kollegen deshalb in anderen Faktoren als den nicht-strukturierten Kohlenhydraten. Im Verdacht stehen flüchtige Fettsäuren aber auch der Alkoholgehalt. Woran es nun tatsächlich liegt, dass Heulage die Insulinproduktion derart ankurbelt, könne man erst nach weiteren Forschungen auf diesem Gebiet sagen, so Carslake. In weiteren Versuchen wollen die Wissenschaftler Heulage aus verschiedenen Quellen verwenden und die Wirkung von unterschiedlichen Raufutterarten testen, wenn sie über längere Zeit verabreicht werden.

Die Studie "Insulinaemic and glycaemic responses to three forages in ponies" wurde in Ausgabe 235 von "The Veterinary Journal" veröffentlicht.