Gesundheit

Ganz schön speckig: Fast die Hälfte der Freizeitpferde ist zu dick

Ein Artikel von Redaktion | 20.11.2025 - 12:27
Mariposa extrem übergewichtig © OeTV.jpeg

Mariposa, als sie noch mit deutlichem Übergewicht zu kämpfen hatte.  © OeTV

Dass eine nicht bedarfsgerechte Fütterung – oftmals aus falsch verstandener Tierliebe heraus – für Pferde gefährlich werden kann, zeigt der Fall der Stute Mariposa und führt Pferdehaltern einmal mehr vor Augen, dass Übergewicht bei Pferden leider keine Seltenheit ist. 

Mariposa wurde von der Pferdeklappe Reutte im Mai 2025 aus Einzelhaltung gerettet, wo sie durch falsche Fütterung extrem an Gewicht zugelegt hatte. Die sechsjährige Stute hatte aber nicht nur mit ihrem Gewicht zu kämpfen, EMS und Hufrehe machten die Situation nicht einfacher. Nachdem die Schimmelstute von Tierärztin Elena Zeise auf Diät gesetzt wurde und ihre Hufrehe behandelt wurde, konnte sich das Team langsam an das angepasste Sportprogramm heranwagen. „Als im Sommer die Hufrehe komplett ausgeheilt war, haben wir begonnen Mariposa zu bewegen. Da sie über keinerlei Kondition verfügte, haben wir mit täglich zehn Minuten Schritt begonnen. Das Training haben wir immer weiter gesteigert. Seither wird die Diät durch tägliche Bewegung unterstützt", erklärt Tierpflegerin Nicole Mayrhofer die Vorgehensweise im Fall Mariposa.

Mariposa nahe Idealgewicht © OeTV.jpeg

Marisposa ist jetzt 100 Kilogramm leichter. © OeTV

Genau diese langsame, geplante Steigerung der Aktivität bei kontrollierter und angepasster Fütterung ist das Erfolgsrezept für gesundes Abnehmen. Durch dieses Programm hat die Stute mittlerweile ganze 100 Kilo abgespeckt, einige Kilo müssen aber noch immer wegtrainiert werden. Auch wenn das Abspecken bestimmt nicht immer wahnsinnig lustig für Mariposa war, zeigt man sich bei der Pferdeklappe Reutte begeistert vom bisherigen Erfolg: „Sie (Anm.:Mariposa) galoppiert wieder mit ihren Herdenkameraden über den Paddock. Das war vorher durch ihr Gewicht nicht mehr möglich", so Nicole Mayrhofer. 

Wie erkenne ich nun, ob mein Pferd zu viel auf den Rippen hat?

Gerade beim eigenen Pferd ist man oft ein wenig "betriebsblind" und merkt manchmal erst, dass der Vierbeiner zugelegt hat, wenn es nicht mehr nur ein paar Kilogramm sind, sondern schon deutliches Übergewicht. Generell hilft es, sein Auge zu schulen, dann reicht oft schon ein kritischer Blick auf das Pferd. Tut man sich damit schwer, kann ein regelmäßiger Check helfen: Ermittelt man von Zeit zu Zeit den Body Condition Score, hat man eine zuverlässige Methode zur Beurteilung des Ernährungszustandes des Pferdes an der Hand. Mehr über den BCS und wie man ihn ermittelt, lesen Sie hier

Woran liegt's?

Doch wie kommt es überhaupt dazu, dass immer mehr Pferde mit teils hohem Übergewicht zu kämpfen haben? In den meisten Fällen ist schlicht eine nicht bedarfsgerechte Fütterung gepaart mit zu wenig Bewegung schuld an der Misere. Dr. Elena Zeise bringt es etwas überspitzt auf den Punkt: „16 Stunden fressen und wenn überhaupt eine Stunde Bewegung. Darüber müssen wir dringend nachdenken“. 

Viele Pferdebesitzer:innen meinen es nur gut mit ihren Vierbeinern und bieten Heu ad libitum an, was grundsätzlich begrüßenswert ist, um etwa Magenbeschwerden durch zu lange Fresspausen zu verhindern. Zu beachten ist allerdings, dass diese Art der Heufütterung nicht für jedes Pferd gleichermaßen funktioniert und es im Einzelfall besser sein kann, Heu rationiert oder durch andere Maßnahmen kontrolliert langsam über den Tag verteilt zu füttern.

Tierärztin der Pferdeklappe Elena Zeise © OeTV.jpeg

Tierärztin Elena Zeise warnt vor falschverstandener Tierliebe, die in einer Überfüttterung des Pferdes zum Ausdruck kommt - und viel Schaden anrichten kann. © OeTV

In der Weidesaison ist unkontrollierter und zu langer Zugang zum saftigen Grün aus mehrerlei Hinsicht problematisch und sollte überdacht werden. Auch der Kraftfutterbedarf wird von vielen Besitzer:innen falsch eingeschätzt und so passiert es häufig, dass Pferde deutlich mehr Kraftfutter bekommen, als sie tatsächlich brauchen.

Diese Fütterungsfehler steigern das Risiko für Folgeerkrankungen: Stoffwechselstörungen wie EMS, Verdauungsprobleme und nicht zuletzt auch Hufrehe können die schwerwiegenden Ergebnisse falsch verstandener Tierliebe sein. „Fütterung ist mehr als nur das Pferd satt zu machen“, betont die Tierärztin der Pferdeklappe. „Sie ist der Schlüssel zu Gesundheit, Lebensfreude und einem langen Leben. Pferdebesitzer tragen hier eine große Verantwortung – und können mit Wissen und Achtsamkeit viel bewirken.“