Equines Herpes

Kommen Impf- und Meldepflicht für Equines Herpes? Das sagt die FN dazu

Ein Artikel von fn-press | PS | 08.03.2021 - 17:12
14255468662410.jpg

Impfungen sind derzeit nur für den Erreger EHV-1 und den eng verwandten EHV-4 verfügbar, die allerdings nur für drei bis sechs Monate eine belastbare Immunität herstellen können. Danach muss aufgefrischt werden. © Alessandra Sarti

Eine Impfung gegen EHV-1 kann den Ausbruch der Erkrankung beim einzelnen Pferd nicht sicher verhindern. Was sie allerdings schon bewirkt ist, dass ein infiziertes Pferd weniger Viren ausscheidet. Das bedeutet: Je mehr Pferde geimpft sind, desto geringer wird das Risiko einer Krankheitsübertragung. Besonders wirkungsvoll ist die Impfung dann, wenn möglichst alle Pferde in einem Stall geimpft sind. Je mehr Pferde geimpft sind und damit weniger Viren ausscheiden, desto mehr sinkt auch der Infektionsdruck. Die Impfung kann zudem die Krankheitsanzeichen, die Herpes hervorruft, in vielen Fällen abmildern.

Die Herpes-Impfung ist im Reitsport unter dem Dach der FN sowie des Weltreiterverbandes FEI (und auch des Österreichischen Pferdesportverbandes) keine Pflichtimpfung. Sie wird aber von der Ständigen Impfkommission Veterinärmedizin (StIKo Vet) und der FN für alle Pferde in Deutschland empfohlen. Eine Impfpflicht kann die FN nur für Turnierpferde über das Turniersportregelwerk LPO (Leistungs-Prüfungs-Ordnung) festlegen, so wie es zum Beispiel bei der Influenza-Impfung der Fall ist.

Es gibt Argumente, die für oder gegen eine Impfpflicht sprechen. Innerhalb der FN wurde bzw. wird eine Impfpflicht gegen Herpes für Turnierpferde immer wieder diskutiert, auch schon vor dem Ausbruch in Valencia. Sicherlich wird auch vor dem Hintergrund des aktuellen Ausbruchs weiter darüber gesprochen werden. Voraussetzung für eine Impfpflicht ist aber, dass genügend Impfstoff zur Verfügung steht. Das war in der Vergangenheit nicht immer der Fall und auch aktuell kommt es aufgrund der hohen Nachfrage zu Engpässen. Denn: Mit einer einzigen Impfung ist es nicht getan. Nach der Grundimmunisierung, die in der Regel aus zwei Impfungen in einem bestimmten Abstand besteht, muss die Impfung regelmäßig aufgefrischt werden.

Ein Impfschutz liegt erst nach einer gewissen Zeit nach Abschluss der Grundimmunisierung vor. Aus Sicht der FN ist es deshalb auch nicht zielführend, die Herpes-Impfung schon jetzt zur Teilnahmebedingung für ab April stattfindende Turniere zu machen. Aus den genannten Gründen wird die FN nicht ad hoc eine Herpes-Impfpflicht einführen. Diese Entscheidung müsste von den Mitglieds- und Anschlussverbänden der FN im Beirat Sport, der Mitgliederversammlung des Bereiches Sport, mit einer gewissen Vorlaufzeit getroffen werden, damit sich alle Turnierreiter*innen sowie die Tierarztpraxen und Impfstoffhersteller darauf einstellen können.
 

Melde- bzw. Anzeigepflicht für Equines Herpes?

EHV-1 ist in Deutschland nicht anzeige- oder meldepflichtig. (Auch in Österreich fällt EHV-1 nicht in die Kategorie der anzeige-/meldepflichtigen Krankheiten.) Es ist keine auf den Menschen übertragbare Krankheit und lässt sich durch effektive Hygienemaßnahmen eindämmen.

Wichtig ist bei Tierseuchen die Differenzierung zwischen Anzeige- und Meldepflicht. Die Anzeigepflicht geht mit staatlichen Bekämpfungsmaßnahmen einher, wie etwa der Sperrung von Betrieben, Probennahmen und im schlimmsten Fall der Tötung betroffener Tiere. Bei der Meldepflicht gibt es ein offizielles behördliches Register der aktuellen Fälle, Bekämpfungsmaßnahmen werden von den Behörden nicht ergriffen. Ob eine Krankheit als melde- oder anzeigepflichtig eingestuft wird, ist eine behördliche Entscheidung und wird über Verordnungen durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) geregelt.

Die FN befürwortet grundsätzlich eine Meldepflicht für Herpes, da sie dazu führen würde, dass Ausbrüche den Behörden gemeldet werden müssen. Die Anzahl der Ausbrüche der Erkrankung würde eine Meldepflicht voraussichtlich aber nicht beeinflussen. Die FN hat das Thema Meldepflicht für Herpes bereits in Gesprächen mit dem BMEL angesprochen und wird dies auch erneut tun.