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Ein großer Teil der Fohlen plagt sich während ersten Lebenswochen mit mehr oder wenig starkem Durchfall herum. Warum er auftritt, ist nicht restlos geklärt, denn in vielen Fällen ist der wässrige Kot nicht krankheitsbedingt. Ursprünglich war man davon ausgegangen, dass neugeborene Fohlen automatisch an Durchfall erkranken, wenn ihre Mütter etwa 10 bis 15 Tage nach dem Abfohlen erstmals wieder in die Rosse kommen. Verschiedene Studien konnten diese These jedoch nicht bestätigen. Inzwischen geht man davon aus, dass der Durchfall eine Begleiterscheinung der Entwicklung der körpereigenen Darmflora und der Reifung des Verdauungstraktes ist.
Obwohl sich die meisten Jungtiere innerhalb weniger Tage von selbst wieder erholen (sofern der Durchfall nicht durch krankheitsauslösende Keime versursacht wird!) greifen Pferdehalter:innen zur Unterstützung ihrer Sprösslinge gerne zu Futterzusatzstoffen. Einer davon ist die umgangssprachlich als Bierhefe bezeichnete Saccharomyces cerevisiae, der eine positive Wirkung auf die Darmflora nachgesagt wird.
Welche Auswirkungen die Fütterung eines postbiotischen Bierhefeproduktes während der ersten vier Lebenswochen auf Fohlen hat, untersuchte ein Team der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo). Die Studie wurde kürzlich im Fachmagazin animals veröffentlicht und kann hier nachgelesen werden.
Effekte der Fütterung von Bierhefe auf Durchfall und Immunsystem
Im Rahmen des Forschungsprojektes wurden 22 Warmblutfohlen in zwei Gruppen eingeteilt. Vier Wochen lang erhielten die Probanden der ersten Gruppe einmal täglich 10 g des Saccharomyces-cerevisiae-Produktes (SCP) Olimond BB*, die Fohlen der zweiten Gruppe ein Placebo.
Auf den Durchfall selbst schien das Postbiotikum kaum Einfluss zu nehmen. Zwar fiel er in der Behandlungsgruppe insgesamt kürzer und milder aus als unter Placebo, allerdings nicht in einem statistisch signifikanten Ausmaß.
Durchschlagende Wirkung scheint die zeitlich begrenzte SCP-Gabe hingegen auf das Immunsystem der Fohlen gehabt zu haben. Das wurde bei der ersten Impfung gegen Influenza und Tetanus, die den Tieren im Alter zwischen 6 und 9 Monaten verabreicht wurde, deutlich. Die Leukozytenzahlen und die Zusammensetzung der Blutzellen unterschieden sich am Tag der Impfung zwischen den beiden Gruppen nur unwesentlich – wobei die Fohlen der SCP-Gruppe tendenziell höhere Zahlen zirkulierender Lymphozyten aufwiesen und tendenziell ein niedrigeres Verhältnis von Neutrophilen zu Lymphozyten. Beides deutet laut Studie darauf hin, dass die frühe Supplementierung mit dem Postbiotikum bei Fohlen die Hauptmechanismen der Immunhomöostase während der ersten Lebensmonate nicht beeinflusst.
Langfristiger und tiefgreifender Effekt
24 Stunden nach der Impfung führten diese subtilen Unterschiede jedoch zu drastischen Abweichungen: Bei den Fohlen der SCP-Gruppe konnte eine erhöhte Anzahl nahezu aller getesteten Immunzellen-Subpopulationen nachgewiesen werden. Für die Forscher:innen ein Beweis, dass die postbiotische Supplementierung weitreichende Auswirkungen auf die angeborenen Immunmechanismen im späteren Leben von Pferden haben. „Die Ergebnisse der Studie legen damit nahe, dass die Fütterung von Fohlen mit einem fermentierten Saccharomyces-cerevisiae-Produkt während der ersten 30 Lebenstage einen tiefgreifenden langfristigen Effekt auf die Immunreaktivität der Tiere haben kann“, so das Fazit der Studie.
*Gemäß Herstellerangaben ist Olimond BB ein Ergänzungsfuttermittel, das aus spezieller Fermentation und schonender Trocknung von Saccharomyces cerevisiae entsteht. Es handelt sich hierbei um eine inaktivierte Hefe (keine Bierhefe!), die keine Gärungsprozesse im Magen-Darmtrakt des Pferdes verursacht. Olimond BB ist ein Postbiotikum, das um natürliches Vitamin E und durch Fermentation gewonnenes Vitamin C ergänzt wurde.
