Pferde bei der Arbeit

Mistentsorgung auf vier Hufen: In Bad Mitterndorf holen Pferde den Müll ab

Ein Artikel von Pamela Sladky | 26.05.2021 - 15:49
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Mit einem eigens entwickelten Pferdewagen mit Wechselcontainer werden die gelben Säcke direkt von jedem privaten Haushalt im Gemeindegebiet abgeholt. © AVE Österreich GmbH

Was vor zehn Jahren als Pilotprojekt begann, ist mittlerweile eine beliebte und bewährte Tradition: In der steirischen Gemeinde Bad Mitterndorf wird der Gelbe Sack im Acht-Wochen-Rhythmus mit dem Pferdefuhrwerk abgeholt. Gezogen wird das eigens für diesen Zweck entworfene Gefährt von den drei vierbeinigen Entsorgungsfachkräften Ester, Adler und Falke. Mehr als 1600 gelbe Säcke werden pro Entsorgungslauf von den privaten Haushalten der Gemeinde zu einem Presscontainer gebracht. Danach erfolgt die sortenreine Trennung der recycelbaren Materialien, die als Sekundärrohstoffe wieder weiterverarbeitet werden.

Auch wenn die drei Pferde hinsichtlich der Geschwindigkeit nicht mit ihren motorisierten Kollegen mithalten können, haben sie in anderen Bereichen mehr als nur eine Pferdenasenlänge Vorsprung: die behufte Müllabfuhr ist geräuscharm und emissionsfrei – und in Sachen Imagepflege einfach unschlagbar. Für Günther Habel, Geschäftsführer der ausführenden Energie AG Umwelt Service GmbH ist die Kooperation mit dem Pferdefuhrwerks-Unternehmen deshalb „ein kleiner, aber wichtiger Schritt auf dem Weg zur CO2-Neutralität.“

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Der Einsatz von Pferden im Wald hat sich besonders bei feuchten Bodenverhältnissen bewährt.   © Christian Mayer | Nationalpark Gesäuse

Forstarbeit mit Pferden im Nationalpark Gesäuse

Beste Erfahrungen mit Pferdestärke in ihrer ursprünglichen Form hat man auch im Nationalpark Gesäuse gemacht. Dort sind drei Ardenner-Hengste mit der Waldpflege betraut. Insbesondere auf feuchten, frischen Unterhangstandorten, wo der Waldboden besonders empfindlich ist, werden die vierbeinigen Kraftprotze für die Rückung von Fichtenstämmen eingesetzt. Dabei ist eine schlüssige Arbeitskette und sorgfältige Planung notwendig: Die von Forstfacharbeitern gefällten, abgewipfelten und entasteten Stämme liegen bereits in einer für die Pferde optimalen Richtung. Doppellängen von 8 oder 12 Metern sind für die Tiere durchaus machbar, eine gute Tagesleistung daher auch mit Pferden möglich. „Der eigentliche Wert, nämlich die boden- und bestandsschonende Rückung kann jedoch schwer in Euro bemessen werden. Was zählt: kein Motorenlärm schwerer Harvester oder Traktoren, keine breiten Fahrrinnen oder Schneisen für die Maschinen, keine tiefen Fahrspuren mit Wurzelverletzungen stehender Bäume“, freut sich Forstdirektor Andreas Holzinger.

Ursprünglich als Experiment gedacht, zeigt die Arbeit der vierbeinigen Forstarbeiter in sensiblen Bereichen schon jetzt Erfolge, sodass der Vertrag mit dem Besitzer der Pferde bereits verlängert wurde. Und: Inzwischen gibt es Interessenten, die künftig ebenfalls auf Pferdekraft setzen möchten: „Die steiermärkischen Landesforste wollen die naturschonende Methode auch in ihren Wäldern anwenden“, so Holzinger.