WEG Tryon

Nach Distanzchaos: Ein totes Pferd und 53 auf der Klinik

Ein Artikel von Pamela Sladky | 15.09.2018 - 09:31
India Endurance.jpg

Während des Rittes war es heiß und feucht, viele Pferde litten unter Kreislaufproblemen.   © May only be used for Editorial puposes

Von 95 Pferden, die beim zweiten Anlauf des auf 120 km verkürzten Rennens an den Start gegangen waren, musste nach dessen Abbruch mehr als die Hälfte tiermedizinisch versorgt werden. Der Großteil der betroffenen Pferde kämpfte mit Kreislaufproblemen, 32 erhielten Infusionen, mehrere litten an schwerwiegenden Muskelproblemen, bei zweien war es die Niere, die akute Probleme machte.

Letzteres war nach Angaben der FEI auch der Grund für die Euthanasierung eines Pferdes. Es handelt sich hierbei um das Pferd der neuseeländischen Reiterin Jenny Champion, einen 20 Jahre alten Anglo-Araberwallach namens Barack Obama. Der Wallach galt als Routinier, über neun Jahre lang wurde er auf internationalem Parkett gestartet und hatte in dieser Zeit sechs Siege verbucht.

Als Grund für die fatale Bilanz des Rennens wird die Kombination aus großer Hitze und starker Luftfeuchtigkeit angeführt. Die extremen klimatischen Bedingungen hatten letztlich auch dazu geführt, dass der Ritt vor der letzten Schleife abgebrochen worden war. FEI-Präsident Ingmar de Vos ist überzeugt: „Durch den Abbruch wurde der Sport gerettet.“ Vermutlich gilt das auch für einige Pferdeleben.

Schwüles Wetter generell problematisch

Pferde sind im Vergleich zu Menschen deutlich anfälliger für Hitze. Das liegt vor allem an dem höheren Anteil an aktiven Muskeln, die während körperlicher Aktivität Wärme erzeugen. Um sich abzukühlen reagiert der Pferdekörper mit Schwitzen. Ist es trockenen und kühl, produzieren Pferde unter starker Anstrengung bis zu 20 Liter Schweiß. Bei schwüler Hitze steigt die Schweißproduktion auf bis zu 30 Liter pro Stunde an - dabei ist sie aber lange nicht so effektiv wie bei trockenen Verhältnissen. Weil die Luft ringsum schon stark feucht ist, nimmt sie neuen Dampf nicht mehr so gut auf, der Kühlvorgang wird stark beeinträchtigt. Um den Pferdekörper legt sich ein warmes Polster, darunter rinnt der Schweiß ungenutzt zu Boden. Gerade für das Pferd sind das enkbar schlechte Voraussetzungen, zumal es für die effektive Kühlung ohnedies nur 25 bis 30 Prozent seines Schweißes nutzen kann. Beim Menschen liegt dieser Wert mit 50 Prozent deutlich höher.